Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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2015-08-16 - Jahreswanderung "Sommerfrischeort Drabenderhöhe in vergangenen Zeiten – auf den Spuren des Heimatvereins Drabenderhöhe"

Traditionell veranstaltet der Heimatverein am ehemaligen Kimessonntag eine Jahreswanderung für seine Mitglieder mit anschliessendem Grillen. Diesmal wandelten wir auf den Spuren des Heimatvereins und des Sommerfrischeortes Drabenderhöhe in den 1920er und 1930er Jahren. Startpunkt war das frühere „Drei-Kreisen-Eck“ an der Kirche. Leider war uns dieses Jahr nicht bei strahlendem Sonnenschein los zu laufen und der Regen begleitete uns die ganze Zeit. Es ging über die Kahlhambuche zum ehemaligen Freibad bei Verr, dann weiter durch den Hirzhau und die Büddehagener Heide nach Büddelhagen.Von dort aus ging es dann zum Löher Kopf. Das Grillen an unserem Rastplatz an der Brüderstrasse war leider nicht möglich, als Ersatzstandort haben wir uns dann für den Parkplatz am Nettomarkt entschieden und dort noch den Nachmittag im wahrsten Sinne feucht-fröhlich ausklingen lassen. Da meine Kamera leider versagte, gibts hier ein paar historische Aufnahmen. Vielleicht hat noch jemand der Teilnehmer ein paar Fotos gemacht? Die könnt Ihr uns gern zuschicken. Den Vortrag von Achim Höhler findet Ihr hier:

Sommerfrischeort Drabenderhöhe

Der Heimatverein Drabenderhöhe e.V. geht aus dem 1925 gegründeten „Verkehrs- und Verschönerungsverein Drabenderhöhe und Umgebung“ hervor. 1929 gab der Verein eigens einen Fremdenverkehrsprospekt heraus, indem die Gegend, Übernachtungsmöglichkeiten und Geschäfte vorgestellt wurden . Im selben Jahr wurde der 22 m hohe Aussichtsturm auf dem Löher Kopf errichtet und 1932 das Freibad in Verr gebaut. Am 15. September 1949 wurde der Verein in „Gemeinnütziger Verkehrs- und Verschönerungs-Verein Drabenderhöhe und Umgegend e.V.“ umbenannt und ins Vereinsregister eingetragen. Dabei setzte man sich mit der Vereinsgründung zum Ziel, als Instanz alle auftretenden Fragen zum Dorf zu lösen, die landschaftliche Schönheit der Umgebung touristisch zu pflegen und zu fördern, sowie sich mit der Fest- und Feiergestaltung zu beschäftigen. Darüberhinaus verstand sich der Verein als Organ der Dorfgemeinschaft. Der Verein initiierte 1949 das erste Erntefest nach dem Zweiten Weltkrieg. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg kamen die ersten Sommerfrischegäste nach Drabenderhöhe. Es gab schon eine Auswahl an Pensionen und Gastwirtschaften, die den Bedarf der einheimischen Bevölkerung deutlich überstieg. Der Trend verstärkte sich nach der Besatzungszeit der Franzosen im Jahre 1924. Damit kam auch die Idee auf, einen Verein zu gründen, um die landschaftlichen Vorteile der Umgebung zu nutzen und den Tourismus weiter anzukurbeln. Erster Vorsitzender war der Lehrer Emil Koch, der von 1921 bis 1934 an der Schule in Drabenderhöhe unterrichtete. Zahlreiche Ausflüge in die Umgebung wurden mit den Schülern unternommen, die damit auch ihren Horizont über das weitgehend argrarisch geprägte Dorf erweitern konnten. Die Mehrzahl der häufig bescheidend lebenden Drabenderhöher Familien hatte sicherlich vor dem Ersten Weltkrieg kaum Vergnügungsreisen unternommen und damit stellte diese Neuerung schon an sich eine Besonderheit dar. Der Verein setzte sich auch für die Verschönerung des Ortes ein. Dies sieht man ganz deutlich, wenn man alte Fotografien und Postkarten aus der wilhelminischen Kaiserzeit und den „Wilden Zwanziger Jahren“ vergleicht. Drabenderhöhe galt als ein gut gepflegter und sauberer Sommerfrischeort mit breiten Strassen, mit Bürgersteigen, umrahmt von sauberen, meist weiß gestrichenen Holzzäunen, das Gefallenendenkmal von 1925 in der Dorfmitte, Ziergärten und Blumenschmuck.

Das Drei-Kreisen-Eck an der Ecke Drabenderhöher Strasse/Zeithstrasse an der Kirchenmauer mit den Gasthöfen Müllenbach (links), Klein (rechts) und Nohl (hinten) im Jahre 1923

Mit Ende der Besatzungszeit kam dann der Aufschwung. Die erste Kirmes wurde 1925 gefeiert und hatte überregionale Bedeutung. Die Kirmes wurde zu einem Traditionsfest. Die Besucher kamen von nah und fern. Viele ausgewanderte Drabenderhöher kamen an diesen Tagen nach Hause. An beiden Seiten der Hauptstrasse gruppierten sich die „Buden“ der Schausteller und auf den Plätzen die Karussels. Die Straßen waren voller Menschen, Musik und Tanz wurde in allen Lokalen angeboten. In den Gasthöfen Klein und Kalscheuer wurden Bälle veranstaltet, die jungen Damen erschienen in Ballkleidern. Auf dem alten Sportplatz gab es Pferderennen. Ein weiteres beliebtes Volksfest wurde in dieser Zeit auch das Erntefest, welches schon mit einem Umzug von reichlich dekorierten Festwagen und einem Festball in den 1930er Jahren gefeiert wurde und zahlreiche Besucher aus der weiteren Umgebung anzog. Die Zahl der Festwagen war damals grösser als heute, weil sich alle Aussenortschaften, die „Höfe“, ausnahmslos beteiligten. Besonders originell waren die Ideen aus Büddelhagen. Drabenderhöhe mit seiner Umgebung galt als ein beliebter „Sommerfrischeort“ mit 8 Gastwirtschaften und Gasthöfen sowie 5 Privatpensionen (zu nennen sind Gasthof Klein, Gastwirtschaft Wirths, Gasthof Kalscheuer, Gasthof Müllenbach, Pension und Gastwirtschaft Herder, Gastwirtschaft Lutter, Gastwirtschaft Nohl, Gasthof Stölting und Pension Eichenhof/Dannenberg in Brächen, Erholungshaus Waldeck/Neuschäfer in Verr, Pension Grebe und Haus Margarete/Thönes in Hillerscheid sowie Pension Waldfrieden), die speziell Gäste aus dem Köln-Düsseldorfer und Wuppertaler Raum anlockte. Drabenderhöhe warb mit dem Prädikat „Höhenluftkurort“, obwohl ein solcher von offizieller Seite nie verliehen wurde.

In den Sommermonaten verbrachten oft mehr als 300 Urlauber in unserer Gegend. Durch die politische Teilung des Ortes bürgerte sich sehr schnell der Begriff „Drei-Kreisen-Eck“ ein. Nirgendwo sonst war es möglich, eine Frühschoppentour zugleich auch mit einer Wanderung durch drei Gemeinden und drei Kreise zu verbinden. Wer sonntags nach der Kirche etwas neues erfahren wollte, der blieb zunächst gemeindetreu und beehrte die Gasthöfe Wirths und Lutter (Gemeinde Drabenderhöhe/Kreis Gummersbach). Ein Wechsel über die Dorfstrasse brachte ihn dann in das Gebiet der Gemeinde Much zum Gasthof Klein. Ein Überqueren der Zeithstrasse zum Gasthof Müllenbach brachte keine territorialen Veränderungen. Auch hier hiess es Gemeinde Much (Siegkreis). Falls, durch Bier und Korn beflügelt dem Wanderer der Wunsch nach Wechsel wieder aufkam, brauchte er nur die „Alte Kölner Strasse“ zu überqueren und erreichte den Gasthof Kalscheuer und war damit auf dem Gebiet der Gemeinde Engelskirchen, Kreis Wipperfürth. Das war die Tour im Uhrzeigersinn; sie liess sich natürlich auch umgekehrt vornehmen. Die Summe der Einzelwegstrecken betrug bei diesem Ausflug ca. 100 m. Eine Einbeziehung der Gasthöfe Herder und Nohl verstärkte die homburgische Dominate der Tour und führte zu vierfacher Wegstrecke. Das war etwas für Idealisten. Seit dem 1.10.1932 gehörte das Drei-Kreisen-Eck dann der Vergangenheit an, als eine Kommunalreform die Ortsteile Scheidt, Pfaffenscheid und Anfang mit der Gemeinde Drabenderhöhe, jetzt Oberbergischer Kreis vereinigte. Reinhold Muth beschreibt Drabenderhöhe vor der Zweiten Weltkrieg als „ein dörfliches Zentrum, ein frohes Dorf, man kennt sich, kennt jedermanns Schwächen und Stärken, man hilft sich und achtet sich, hart wird gearbeitet, Faulenzen ist verpönt, und Angeber zählen nicht. Ein Dorf voller Harmonie.“ Der Kölner Schriftsteller Ludwig Mathar schwärmte schon in den 1920/30er Jahren über Drabenderhöhe: „Ein blühendes Dorf, hier wohnt und wandert man wie über den Welten“.

Das Schwimmbad in Verr

Eines der Projekte, die der Verein verwirklichte, war der Bau des Schwimmbades mit Sprungbrett in der Flur „In den Weiern“ östlich von Verr. Das Bad erhielt das Wasser aus dem natürlichen Zufluss des Loopebachs. Zusätzlich enstand auch eine Pappelallee, die von Verr zum Schwimmbad führte. 1932 wurde das Bad fertiggestellt. Häufig war es gut besucht und wurde zu einem beliebten sommerlichen Abendtreff der Dorfjugend. Bademeister war Wilhelm Uellner, ein pensionierter Beamter aus Verr. Obwohl er nicht staatlich geprüft war, ist in Verr niemand ertrunken.

Eröffnung des Freibades im Jahre 1932

Das Freibad um 1937

Bau des Bads 1932

1953 aber wurden die Bestimmungen so streng und die Schäden am Becken so groß, dass der Betrieb aufgegeben wurde. Die Gemeindeverwaltung Drabenderhöhe schreibt an den Gemeinnützigen Verein Drabenderhöhe 1954: „Da vorgenanntes Freibad in seinem derzeitigem Zustand keineswegs den gesetzlichen Erfordernissen zur Inbetriebnahme entspricht, und die Gemeindeverwaltung Drabenderhöhe als Unterhaltungspflichtiger aus finanziellen Gründen sich ausser Stande sieht, den ihr durch das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises (Verr gehörte damals zur Gemeinde Engelskirchen) in Bergisch-Gladbach und der Direktion der Städtischen Bäder in Köln erteilten Auflagen zur Instandsetzung nachzukommen, muss das Freibad Verr in diesem Jahre für die öffentliche Badbenutzung gesperrt bleiben.“ Auch 1955 bleibt das Bad geschlossen, da der Heimatverein keine Landesmittel zur Instandsetzung erhielt. 1958 wandte man sich an das Kultusministerium in Düsseldorf und an die Bezirksregierung Köln, um eine Staatsbeihilfe zu beantragen. Die Kosten für einen Neubau wurden in einem Gutachten damals auf 225.000 DM veranschlagt, die Instandsetzung des alten Bades wurde mit 40.000 DM angesetzt. Auch der Heimatverein musste anerkennen, dass man der Badebetrieb in Verr nicht mehr rentabel war. Damit blieb das Bad für immer geschlossen. Die Überreste der Anlage existieren als Teich bis heute noch.

Der Aussichtsturm auf dem Löher Kopf

Ein weiteres Projekt war 1929 die Errichtung eines 22 m hohen Aussichtsturmes mit Sitzgelegenheiten für rastende Wanderer im Bereich der Flur „oben auf dem Löh“, auch genannt Löher Kopf auf 352,8 m Höhe. Von hier aus ergab sich ein wunderbarer Blick auf Drabenderhöhe, Anfang und Scheidt, dem Homburger Ländchen mit seiner höchsten Erhebung des Immerkopfes, dem Gebiet des Heckberger Waldes mit den Erhebungen des Steimel, Schimmelhau und Buschhardt und dem Loopetal, sowie in die Rheinische Tiefebene mit dem Siebengebirge und den Eifelhöhen. Besonders beliebt waren die Waldfeste, die am Fusse des Turms gefeiert wurden. Doch erfreute man sich nicht sehr lange an der neuen Sehenswürdigkeit. Nach 1945 war der hölzerne Turm bereits so baufällig und marode geworden, das man ihn abbrechen musste. Ein neuer Turm wurde auch nicht wiedererrichtet. Allerdings befinden sich noch heute die 4 Fundamentsockel des Turmes im Wald. Leider können diese derzeit aufgrund einer eingezäunten Waldschonung nicht mehr besichtigt werden.

Aussichtsturm auf dem Löher Kopf von 1929

Aussicht vom Aussichsturm in den Jahren 1929/1930


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