Pfaffenscheid ist ein Einzelhof südlich des Weilers Scheidt und ist der alte Pfarrhof der Kirchengemeinde Drabenderhöhe. Das Wohnhaus stammt vermutlich im Kern noch aus dem 16. Jhd. und ist damit neben dem Kirchturm das älteste noch erhaltenen Gebäude Drabenderhöhes. Der im Eichenbalken eingeritzte Türspruch lautete: „Heil denen die hier eintreten, Friede denen, die das Haus verlassen“. Erhalten geblieben sind bis heute die alte Wohnzimmertüre und ein geschmiedeter Nagel für die pastorale Kopfbedeckung. Seit 1984 steht der Hof unter Denkmalschutz.
Der Ortsname Pfaffenscheid erscheint das erste Mal im Jahre 1698 in den Kirchenakten als „Pfaffenschede“. In früheren Jahrhunderten wurde der Hof schlicht als Wiedenhof, also als Pfarrsitz bezeichnet. Der Name Wiedenhof konnte in Deutschland bis ins 15.Jhd. nachgewiesen werden und ist von „Widembhof“, einem der Kirche gewidmeter Hof, abgeleitet. Ein Wiedenhof diente in einer Zeit, als die Geistlichen noch nicht aus dem Kirchensteueraufkommen oder direkt von den Kirchengemeinden bezahlt wurden, dem Pfarrer gleichzeitig als Erwerbsquelle und Wohnsitz. Ein Wohnhaus, eine kleine Landwirtschaft mit Tierhaltung und oftmals Fischfang- und Jagdmöglichkeit gehörten zum Wiedenhof.
In den Kirchenakten finden sich 1621 die Bezeichnungen „Kirchen Widderumb“, 1653 „Widen hoff“ und 1671 „Witumbshoff“. Der Wiedenhof im Pfaffenscheid wurde erstmals im Jahre 1582 im Visitationsbericht des Drabenderhöher Vikars Jakob Sasse an die bergische herzogliche Kommision erwähnt: „Die Kapelle gehöre dem Johanniterorden und nannte sich domus hospitalis Sancti Johannis Baptistae. Er habe vernommen, dass der Kommentur des Johanniterordens zu Marienhagen früher den Geistlichen in Drabenderhöhe angestellt habe, daß jetzt aber der Fürst von Berg die Stelle vergebe. Das Einkommen dasselbst belaufe sich auf 10 Gulden. Zu der Stelle gehörten damals 24 Morgen Haferland und 2 Morgen Garten. An Heu liefere das Gütchen kaum für sechs Kühe hinreichendes Futter, früher sei die Kapelle im Besitze eines Hofes zu Niederhoben (Niederhof) gewesen. Den habe ein Windecker Amtmann Nesselrath für 180 Gulden an sich genommen. Das dafür gezahlte Kapital bringe jetzt 9 Gulden ein, ebensoviel, wie ehemals der Pacht des Hofes betragen habe. Auch gehörte der Kapelle früher eine halbe Mahlmühle In der Hoen (Hähner Mühle), welche der zweite Vorgänger des jetztigen Komtur zu Marienhagen dem windeckschen Rentmeister Pampus verkauft habe. Die Kirche habe außerdem jährlich sechs Gulden Einkommen und noch einige Büsche, welche zu hawiger Zeit gehauen und verkauft würden.“
Wann der Pfarrhof entstanden ist, lässt sich nicht genau ermitteln. Frühere Publikationen berichten von einer urkundlichen Erwähnung aus dem Jahre 1060. Allerdings hat sich herausgestellt, dass es sich hierbei nicht um Pfaffenscheid handelt, sondern um den Weiler Kirchscheid bei Lohmar. Sicher ist, dass der Kirchenzehnte 1395 an Herzog Wilhelm von Berg verkauft wurde und der Johanniterorden die Drabenderhöher Kirche im 15. Jhd. übernommen hat. Der Orden war mit dem Aufbau von kirchlichen Verwaltungsstrukturen beauftragt und hat vermutlich die Vikarstelle und damit auch den Hof eingerichtet. In einer Generalvisitation des Ordens in Marienhagen wurde 1495 die Kapelle mit dem Weltgeistlichen Conradus erwähnt, der vermutlich schon in Pfaffenscheid wohnte. Bereits 1582 stellte allerdings nicht mehr der Orden den Vikar, sondern der Herzog von Berg. Wahrscheinlich ist der Grund in der Reformation zu sehen, denn unter Vikar Jakob Neuleben, der in Drabenderhöhe von 1555 bis 1571 wirkte, trat die Gemeinde zum Luthertum über. Interessanterweise liegt der Hof nicht in der Herrschaft Homburg, sondern im Herzogtum Berg, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass auch in kirchlichen Belagen der Herzog eine gewisse Rolle spielte, zumal die Kirche zwischen Berg und Sayn-Wittgenstein strittig war.
Die Kirchenrechnungen lassen im 17. und 18. Jhd. zunehmend bauliche Mängel feststellen. Pastor Haas schreibt 1693: „ habe die Scheune mit Dillen lassen bekleiden. Kosten ohne Materialen, der Arbeitslohn 4 Gulden“. Zwischen 1719 und 1734 werden laufend Reparaturen vorgenommen. Pastor Christian Bellingrath, der seit 1729 im Amt ist, vermerkt folgendes: „die alte Pompe am Pastorenhaus gänzlich zerissen, verfolglich zum Wasserausheben unbequem und eine neue Pompe wegen gänzlicher Notwendigkeit – 13 Gulden, 8 Albus Beköstigen des Pompenmeisters – 6 Gulden dem Pompenmeister beständig jemand zu helfen – 9 Gulden“. 1744 wurden die Gebäude durch einen Sturm, 10 alte Eichen stürzten um, schwer beschädigt. Die Renovierungsarbeiten wurden erst 1770 abgeschlossen.
Die Kirchenchronik berichtet, dass unter Christian Bellingrath auch Schulunterricht in Pfaffenscheid abgehalten wurde. Als Schulgebäude diente die heute noch bestehende steinerne Scheune.
Mündlich überliefert ist ein nachbarlicher Zwist. Die Scheidter Bauern liessen manchmal ihre Schweine frei herumlaufen, die dann des Pastors Garten umpflügten. Daraufhin soll Pastor Bellingrath in einer Predigt einigen Besuchern gedroht haben: „Ihr Scheidter Bauern, Dreibholz, Bergerhoff und Genossen, haltet mir ja Eure Säue fest“.
Im Jahre 1784 tritt Johann Wilhelm Schöler das Pastorenamt in Drabenderhöhe an. Er war mit dem Domizil in Pfaffenscheid nicht zufrieden, da es sehr baufällig war. Er stellte einen Antrag auf Neubau eines Pfarrhauses im Dorf. Der Antrag wurde vom Landesvorstand, ohne dessen Einwilligung keine Gemeindemittel verwendet werden durften, abgelehnt. Für einige hundert Reichstaler wurde das Haus nochmals Instand gesetzt. Aber laut Kirchenchronik blieb Pfaffenscheid immer noch in einem schlechten Zustand. Daraufhin baut Pfarrer Schöler, der im Dorf noch eigene Güter besaß, 1790 ein eigenes Haus, das jetzige Pastorat. Da der Wiedenhof nicht mehr als Pfarrsitz genutzt wurde, entstand auch der heutige Name Pfaffenscheid. In der Aufnahme der Karte „Carte des Herzogthums Berg“ von Carl Friedrich von Wiebeking aus dem Jahre 1790 ist „Pfaffenbeng“ (Pfaffenberg) erwähnt. Sicher ist dies ein Übertragungsfehler. Auf der homburgischen Seite, ungefähr an der Stelle vom Ort Dahl ist widersprüchlich ein „Widerhoff“ (Wiedenhof) eingezeichnet. Vermutlich sollte es Pfaffenscheid heißen, wie es richtig im Topographischen Statistischen Geographischen Wörterbuch des Preußischen Staates aus dem Jahre 1821 dargestellt ist.
Nach 1790 wurde das Pfarrgut verpachtet. Erster Pächter war ein Christian Kemper. 1803 folgt ihm Johannes Bau aus Guxmühlen, 1810 die Familie des Johannes Marsch, sowie dessen Neffe Johannes Heinrich Klucke aus Überdorf. Zwischenzeitlich lassen sich noch ein Johannes Christian Hardt, Johannes Heinrich Lutter und Adolph Friedrich Jung in Pfaffenscheid nachweisen. Ab 1835 ist als Pächter ein Wimar Wahlen angegeben, zwischen 1847 und 1850 Franz Peter Lindenberg. Danach lebt auf dem Gut bis etwa 1867 Wilhelm Zapp und seine Familie. Das Pastorat im Dorf wurde von der Kirchengemeinde angemietet und 1860 von der Familie Schöler gekauft. Unter Pastor Christian Bickenbach wird Pfaffenscheid dann 1867 mit 17 gegen 9 Stimmen des Presbyteriums an die Wittwe Henriette Schöneshofer verkauft. Ihre Tochter Amalie heiratet 1878 Friedrich Wilhelm Mertens aus Helzen bei Waldbröl. Ihr Sohn Wilhelm Mertens übernimmt später Pfaffenscheid. Die Nachfahren der Familie Mertens leben heute noch auf dem ehemaligen Pfarrgut. 1924 unterzeichnen die Bewohner von Pfaffenscheid (Karl Mertens, Emilie Mertens und Mathias Morosow) den Antrag der Bewohner aus Scheidt und Obermiebach zur Ausgemeindung aus Much nach Drabenderhöhe. 1932 wurde dann Pfaffenscheid zusammen mit Scheidt und Anfang in die Gemeinde Drabenderhöhe eingegliedert. Allerdings wurde nur ein kleiner Teil der Pfaffenscheider Flur, die bis nach Obermiebach reichte, eingemeindet. Die Grenze zwischen Much und Drabenderhöhe bzw. der späteren Stadt Wiehl verläuft bis heute östlich des Hersiefens, unmittelbar hinter dem Hof Pfaffenscheid.