Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Bielstein

von Achim Höhler

Der Hof Bielstein steht in Zusammenhang mit der alteingesessenen Drabenderhöher Familie Schmidt. In der Drabenderhöher Personenaufnahme von 1675 lebte im Hof Anfang der Kaufmann Peter Schmidt mit seiner Frau Gertrud und acht Kindern. Um 1680 zieht er nach Drabenderhöhe in ein Haus nahe der Kirche (heute Lutter) um. Er muss bereits für homburgische Verhältnisse ein sehr vermögender Mann gewesen sein und war im Eisengeschäft tätig. Dies geht aus einem in Amsterdam geschlossenen Vertrag aus dem Jahre 1694 hervor, als 100 Kanonen und Eisengeschütze, die in der Weiershagener Hütte gegossen wurden geliefert werden sollten. Vermutlich war er auch Teilhaber bzw. Pächter der Hütte. Sein Sohn Christian Schmidt, geboren 1679, studierte Rechtswissenschaften und wurde Advokat, übte diesen Beruf aber nicht mehr aus. Stattdessen bekleidete er das Amt eines Bergvogts und war seit 1715 Kanzleirat und damit Mitglied der Sayn-Wittgensteinisch-Homburgischen Beamtenschaft. Am 17. November 1726 kaufte er mehrere Grundstücke im Wiehltal im Bereich der Flur „Im Bielstein“ für die Errichtung eines Reckhammers. Dieser Reckhammer stand ungefähr am Standort des abgerissenen Hauses Ehrlicher in der Nähe der Erzquellbrauerei. Das Wasser wurde aus dem Ülpebach über einen Hammerteich und einem Hammergraben zugeleitet. Wie man aus der preussischen Urkatatasterkarte von 1832 entnehmen kann, führte dieser Wassergraben von der Repschenrother Mühle über den Bielsteiner Reckhammer bis an die beiden Reckhämmer am Bielsteiner Hammer und wurde dann der Wiehl zugeführt. Am 4. September 1728 kauft er das Gut Helmerhausen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Vorgängerbau des heutigen Burghauses. Dieses Gut lag etwas abseits des eigentlichen Ortes Helmerhausen, oberhalb des genannen Reckhammers. Diese Annahme unterstützt der Flurname. In den Drabenderhöher Kirchenbüchern wird das Anwesen erstmals 1741 als „Aufm Billstein“, später auch „Aufm Beilstein“ erwähnt. Im Wiehler Kirchenbuch findet sich dagegen die Bezeichnung „Auf Peilstein“. Peilstein war im 17. Jahrhundert auch ein Familienname, der als Herkunftsname zu identifizieren ist. Die Familie des Johan Peilstein wird in den Drabenderhöher Personenaufnahmen aus den Jahren 1675 und 1700 in Immen erwähnt. Vermutlich ist jener Johan aus einem Ort Peilstein/Bielstein nach Immen zugezogen. Der Familienname verschwand dort dann 1736. Wenn es einen Hof Peilstein gegeben haben sollte, dann ist dieser wohl erst im 17. Jahrhundert entstanden, denn weder auf der Merkatorkarte von 1575 noch in homburgischen Steuerlisten des 16. Jahrhunderts erscheint das Gehöft.

Vermutlich bezieht sich dabei der Flurname Bielstein auf einen steil aufragenden Stein. Dies untermauert auch die Flurbezeichnung „In der Bielsteiner Leyen“. Ley steht für eine Klippe oder einen Felsen. Dies widerlegt die Annahme, dass sich der Ortsname auf die Bilsteiner Höhlen bei Warstein beziehen könnte, woher die später in Bielstein wohnende Familie Möller stammte. Biel steht auch für die im homburgischen verbreitete Bezeichnung „Bühl“, was „Hügel“ oder eine „Anhöhe“ bezeichnet.

Als Peilstein/Bielstein könnte es sich um das Helmerhauser Gut handeln, welches Christian Schmidt 1728 gekauft hat und baute es dann zu einem stattlichen Burghaus um oder neu auf. Bis 1730 muss die Familie Schmidt noch in Drabenderhöhe gewohnt haben, da alle Kinder dort geboren wurden. Bielstein gehörte bereits in das Kirchspiel Wiehl und lag zusammen mit den Weiershagener Höfen, Forst, Hückhausen, Dreibholz und Helmerhausen in der Honschaft Weiershagen. Hätte man dort bereits gewohnt, wären die Kinder nicht in Drabenderhöhe getauft worden. Im Jahre 1732 gibt es einen Hinweis, dass die Familie wahrscheinlich schon in Bielstein lebte. Die Tochter von Christian Schmidt und seine Magd Gertrud Marsch aus Repschenroth sind Taufpaten von Sybilla Gertrud Marsch. Repschenroth war früher eine eigenständige Ortschaft in unmittelbarer Nähe zum Burghaus Bielstein. Vermutlich wurde das Gebäude zwischen 1728 und 1732 errichtet und nicht wie frühere Publikationen berichten um das Jahr 1720. Christian Schmidt starb 1741 und wurde in Drabenderhöhe beerdigt. Mit seiner Frau Maria Catharina Loth aus Schnellhaus/Kirchspiel Honrath hatte er insgesamt elf Kinder.

Burghaus Bielstein

Heinrich Philipp Schmidt heiratete die Pastorentochter Anna Louisa Sixt und zog nach Altena um. Die Tochter Anna Sybilla heiratete den Kaufmann Johann Theodor Möller aus Warstein, Sohn Ludwig Ernst heiratete in die Familie Dörrenberg ein und zog nach Ohl bei Ründeroth. Sohn Gerhard Wilhelm blieb ledig und verstarb in Jena. Die Tochter Maria Elisabeth vermählte sich mit dem Arzt Albert Ferdinand Schöler aus Romberg bei Waldbröl und bewohnte weiterhin die Schmidtschen Stammgüter in Drabenderhöhe. Aus dieser Ehe ging Johannes Wilhelm Schöler hervor, dem späteren Pastor von Drabenderhöhe. Die Tochter Wilhelmina Agnes blieb ledig und laut Möllerschen Familiennachrichten aus dem Jahre 1788 soll sie schwachsinnig gewesen sein. Der jüngste Sohn Friedrich Joachim, vermutlich um 1731 in Bielstein geboren, zog ins Herzogtum Jülich, war dort verheiratet und starb vor 1788. Die Kinder Hermann Peter, Friedrich Carl Emil und Juliana Wilhelmina verstarben bereits im Kindesalter. Friedrich Carl Eberhard heiratete 1752 Sybilla Madgalena Bellingrath, Tochter des damals amtierenden Drabenderhöher Pastors Christian Bellingrath. Friedrich Carl Eberhard war trotz seines Wohnsitzes in Bielstein immer noch mit der Drabenderhöher Kirchengemeinde verbunden. Er wollte sich daher in der Heimat seines Vaters beerdigen lassen. So heisst es in einem Eintrag aus dem Wiehler Kirchenbuch: „Am 15.08.1766 ist Herr Friedrich Carl Schmid auf Peilstein auf Ansuchen nach Drabenderhöhe durch den hiesigen Geistlichen beerdigt worden. Es hat der zeitige Pastor zu Drabenderhöhe und Frau Www. Schmid auf Peilstein einen Revers unterschrieben, aus gestellt an den hiesigen Geistlichen, daß die Überführung des Leichnams nach Drabenderhöhe vor damals und nicht mehr geschehen und auf keinerlei Art denen wiehlischen Geistlichen zur nachteiligen Konsequenz gereichen sollte.„ Sohn Johannes Christian blieb ledig und verstarb in Amsterdam im Jahre 1790. Die Witwe Friedrich Carl Schmidts heiratete dann Friedrich Carl Möller, einem Sohn seiner Tante Anna Sybilla Schmidt. Damit ging dann der Schmidtsche Besitz mit dem Burghaus Bielstein und dem Reckhammer an die Familie Möller aus Warstein über. Die Möllers waren sehr begütert, betrieben Kupferhandel und besaßen Kupferbergwerke und Kupferhämmer. Nach der Hochzeit mit Sybilla Magdalena Bellingrath siedelte er nach Bielstein über. Sie hatten drei Kinder. Sohn Johannes Wilhelm verstarb bereits im Kindesalter, die Tochter Johanna Wilhelmina heiratete den Marienberghausener Pastor Jacob Heinrich Milchsack. Zwei ihrer Söhne, Wilhelm Carl Christian und Friedrich Carl Peter Milchsack waren Fabrikanten und Kaufmänner, die sich um 1840 in Bielstein niederliessen. Sie besassen auch einen der beiden Reckhämmer am Bielsteiner Hammer, den sie durch Erbschaft erhielten. Die anderen beiden Hämmer verblieben im Möllerschen Besitz. Im Jahre 1820 stellten die beiden Eisenhämmer 50.000 Pfund Eisen für Reifen im Wert von 2800 Reichsthalern her. Beschäftigt waren dort drei Arbeiter – der Osemundhammer produzierte 40.000 Pfund Osemund zu einem Wert von 2000 Reichsthalern. Der Sohn Johannes Friedrich Heinrich Möller heiratete Maria Wilhelmine Heuser und wurde 1808 zum ersten Bürgermeister der neu gegründeten Gemeinde Drabenderhöhe ernannt. Ihm folgte 1837 sein Sohn Friedrich Wilhelm, der bis 1863 im Amt war. Das Burghaus wurde somit zum Amtssitz der Bürgermeisterei Drabenderhöhe bis zum Bau des Rathauses im Jahre 1901. Zwischen 1865 und 1869 war das Bürgermeisteramt in Steeg (Weiershagen) und zwischen 1870 bis 1873 in Kehlinghausen ansässig, dann wieder im Burghaus. Die Familen Möller und Milchsack waren offensichtlich auch mit der Drabenderhöher Kirchengemeinde verbunden. In ihren Erinnerungungen von Wihelmine Franziska Elise Schöler, der Tochter des Drabenderhöher Pastors Gustav Schölers aus dem Jahre 1916 schreibt sie: „Fast jeden Sonntag hatten wir Kirchenbesucher zum Mittagessen. Denn weil die Wege weit waren, blieb man gerne bis nach dem Kaffee bei Pastors. Umstände wurden nicht gemacht. Die Familien Möller und Milchsack auf dem Bielstein, die damals auch zur Kirchengemeinde gehörten, waren immer willkommen. Obgleich, soviel ich weiß, keine Verwandschaft in Frage kam, wurde sie aber doch mit „Herr Vetter“ und „Frau Nichte“ angesprochen.“ Vermutlich war es ihr nicht bewusst, das die Nachkommen der Familien Milchsack und Möller mit ihr über die Familie Schmidt in einem Verwandtschaftverhältnis Cousinen und Cousins dritten Grades stand. Das war wohl dann auch der Grund der häufigen Kirchenbesuche in Drabenderhöhe, obwohl beide Familien in Bielstein wohnend der Kirchengemeinde Wiehl angehörten.

Bielstein 1875

Im Jahre 1831 erhielt Johannes Friedrich Möller die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Eisenhütte, die etwa im Bereich der Mündung des Ülpebaches in die Wiehl stand. Die Hütte wurde im Jahre 1859 stillgelegt. Die Witwe Karl Kind aus Hunstig erwarb das Gelände und erhielt 1872 die Konzession für eine Wollspinnerei. Da sich die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens nicht den Erwartungen entsprach, entschlossen sich ihr Sohn Ernst Kind und sein Schwager Karl Kattwinkel den Betrieb in eine Brauerei umzuwandeln. Im Jahre 1900 wurde die „Adler Brauerei GmbH“ gegründet und existiert bis heute als „Erzquell Brauerei Bielstein“. Im Jahre 1888 erwarb Karl Kind aus Ründeroth die beiden Hämmer – der eine war noch im Betrieb, der milchsacksche Hammer war bereits teilweise schon verfallen und stand schon seit Jahren still. Die Entwicklung führte vom reinen Hammerwerk über ein Tiegelstahlwerk zum Elektrostahlwerk der heutigen Firma Kind & Co., Edelstahlwerk. Durch die Ansiedlung von Industrie entwickelte sich der einstmal kleine Ort zur grössten Ansiedelung im Bereich der Gemeinde Drabenderhöhe.

  • 1817 10 Einwohner, 1 Haus
  • 1828 11 Einwohner, 1 Haus
  • 1831 13 Einwohner. Hier befindet sich eine Eisenschmelzhütte, in welcher Roh-, Schmiede- und Gußeisen, roher und raffinierter Stahl und Waaren fabriziert
  • 1843 Hof nebst einer Eisenhütte und 3 Hämmer, 31 Einwohner in 3 Häusern
  • 1868 31 Einwohner, Eisenhütte
  • 1871 15 Einwohner, 3 Häuser
  • 1885 24 Einwohner, 5 Häuser und Bielsteiner Hammer 8 Einwohner, 1 Haus
  • 1900 63 Einwohner, 3 Häuser und Bielsteiner Hammer 7 Einwohner

Bielsteiner Hammer 1894, Kind & Co.

Im Jahre 1901 schlossen sich die in der Umgebung des Burghauses gelegenen Höfe Repschenroth, Neubielstein und Dreibholz unter dem Namen Bielstein zusammen – im Jahre 1902 folgten Unterbantenberg mit Schwarzenpuhl. Im Jahre 1905 hatte Bielstein bereits 541 Einwohner in 69 Wohnhäusern, sowie Bielsteiner Hammer 30 Einwohner in 4 Wohnhäusern. Weitere Zusammenschlüsse erfolgten 1925 mit Helmerhausen, 1927 mit Thalhausen und 1976 Damte und Kehlinghausen.

Mit der Industrialiserung des unteren Wiehltales stieg die Bevölkerungszahl stark an und lockte auch Katholiken ins sonst evangelische Homburger Land. Insbesondere in Bielstein und Weiershagen wuchs der Wunsch nach einer eigenen katholischen Kirchengemeinde. Bielstein verfügte damals auch nicht über eine eigene evangelische Kirche. Am 07. Oktober 1906 wurde das Gotteshaus welches zwischen Bielstein und dem Bielsteiner Hammer errichtet wurde, eingeweiht. Die Kirchengemeinde war eine von Ründeroth abhängige Rektoratsgemeinde und umfasste bis auf den Raum Marienhagen das gesamte heutige Stadtgebiet von Wiehl. Bereits 1903 beantragte der katholische Pfarrer Effmann aus Ründeroth eine einklassige Grundschule für die 49 katholischen Schüler aus Bielstein und Weiershagen, die vorher in den dortigen evangelischen Schulen untergebracht wurden. Die Schule wurde erst aufgrund von Mangel an Baumitteln erst am 01. Oktober 1906 neben der Kirche fertiggestellt. Die Schülerzahl betrug mittlerweile 64 Kinder, die bis 1910 auf 71 Kinder anwuchs.

Katholische Kirche und Schule 1915

Seit September 1950 gab immer wieder Bestrebungen, den alten Gemeindenamen Drabenderhöhe in Bielstein zu ändern. Bielstein war Sitz der Verwaltung und die wirtschaftliche Entwicklung war dort ausgeprägter als im alten historischen Kirchdorf. Nachdem bereits zwei Anträge 1912 und 1925 diesbezüglich abgelehnt wurden, erreichte der Gemeinderat in Bielstein 1958 die Umbennung, trotz der heftigen Prosteste aus Drabenderhöhe. 13 Stimmen befürworteten die Umbennung, 3 Stimmen waren dagegen und 2 Stimmen entschieden sich für eine Enthaltung. Die Enttäuschung in Drabenderhöhe war gross. Der Ratsbeschluss führte dann zu einem „Bierkrieg“ zwischen Bielstein und Drabenderhöhe. Viele Drabenderhöher weigerten sich das Bielsteiner Bier zu trinken und riefen zu einem Boykott auf. Man schenkte zu dieser Zeit in Drabenderhöhe „Tucher-Bräu“ aus. Selbst im Erntezug nahm man sich des Themas mit einem Wagen und der Aufschrift „Den Namen wechselt man nicht wie das Hemd“ an. Allerdings war es nur ein symbolischer Streik, den man nach einiger Zeit beendete, da die Bielsteiner Brauerei nicht Urheber der Umbenennung war. Eine schriftliche Eingabe aller Ortsvereine von Drabenderhöhe gegen die Umbennung machte eine erneute Abstimmung im Januar 1959 notwendig. Dabei stimmten nun 15 Ratsmitglieder für die Umbennung und 2 gegen die Umbennung. Die Drabenderhöher wandten sich an die Bezirksregierung, die eine Umbenennung ablehnte. In der letzten Instanz versuchte man eine Entscheidung über das Innenministerium in Düsseldorf zu erwirken. Mitglieder des Heimatverein Drabenderhöhe und der Drabenderhöher Bürger fuhren zu einem Gespräch nach Düsseldorf, was aber ohne Ergebnis blieb, da das Innenministerium die Angelegenheit an den Oberbergischen Kreis zurückgeben wollte. Im Kreisausschuss fiel die endgültige Entscheidung für Bielstein im August 1959 nur knapp mit 5 zu 4 Stimmen und 2 Enthaltungen aus. Seit dem 06. Januar 1960 hiess es durch den Beschluss der Landesregierung jetzt Gemeinde Bielstein und nicht mehr Gemeinde Drabenderhöhe. Doch der neue Gemeindename hielt sich nur neun Jahre. Im Zuge der kommunalen Neuordnung kam es am 01. Juli 1969 zur Zusammenlegung der Gemeinden Bielstein und Wiehl.

Bielstein mit der Adlerbrauerei um 1910


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