Eine Sage ist, dem Märchen und der Legende ähnlich, eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählung von fantastischen, die Wirklichkeit übersteigenden, Ereignissen. Da diese mit realen Begebenheiten, Personen- und Ortsangaben verbunden werden, entsteht der Eindruck eines Wahrheitsberichts. Die ursprünglichen Verfasser sind in der Regel unbekannt.
Otto Schell (1858 bis 1931) war ein Heimatforscher aus Elberfeld und gab 1897 eine Sammlung bergischer Sagen, die mündlich überliefert wurden heraus. Die im Buch erschienen Sagen aus der Region um Drabenderhöhe sind hier zusammengefasst. Die beiden Sagen zum Ritter von Weiershagen und der Mücher Heufresser sind in dem Buch nicht aufgeführt und wurden hinzugefügt.
Eine Witwe, namens Drabend, soll mit ihren beiden Söhnen den Ort gegründet haben. Nach ihr wurde der hochgelegene Ort auch genannt. Damals aber lag Drabenderhöhe am jetzigen Kirchhof. Erst nach dem 30jährigen Kriege führte man ihn an der Stelle auf, wo er heute noch liegt.
Die Sage ist ein Erklärungsversuch, der aber heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt. Eine Witwe Drabend hat es nie gegeben.
Als im Jahre 1348/49 die Pest in der entsetzlichen Weise Deutschlands verheerte, raffte sie auch in Drabenderhöhe und in der Umgegend viele Menschen hin. Zuletzt blieb nur das Hämännchen und ein anderer Mann übrig. Das Hamännchen wohnte in den Erdlöchern des Heckberges. Der andere wohnte auf dem Gute Brächen, am Wege von Drabenderhöhe nach Ründeroth. Jeden Morgen stieg das Hamännchen auf den Gipfel des Heckberges und schaute nach Brächen hin, ob dort noch Rauch aufsteige und sein einziger Nachbar noch lebe.
Vermutlich wurde Brächen erst sehr viel später gegründet. Wahrscheinlich handelte es sich um einen anderen Einwohner aus einem anderen Ort. Es ist anzunehmen, dass es sich bei Hamännchen um einen Bergmann handelte. Am Heckberg gab es das Bergwerk Silberkaule, wo man eine aus dem 13. Jhd. stammende Bergknappensiedlung ausgegraben hatte. Ob die Sage wirklich aus dem Hochmittelalter stammt, ist unklar, da Brächen um die Zeit noch nicht bestanden hatte. Möglich ist auch ein Ursprung aus dem 30jährigen Krieg, allerdings sind für den Heckberg keine Bergbauaktivitäten bekannt.
Am Wege von Drabenderhöhe nach Ründeroth liegt der sogenannte Taubensiefen. Dort ists nicht geheuer. Die wunderlichsten Spukgestatlen sind dort ab und zu gesehen worden. Als einst ein Mann zur Mitternacht des Weges daher kam, gewahrte er eine Henne mit glühenden Küchlein.
Der Taubensiefen ist tatsächlich ein Flurbezeichnung. Der Siefen liegt in der Kurve der Zeithstrasse im Wald des Hipperich.
Unweit von Drabenderhöhe, auf dem Röttgen, sind ungeheure Schätze vergraben. Einst einigten sich drei Männer, diese zu heben. Alles was dazu gehörte, mußten sie zu beschaffen, namentlich das Buch zur Beschwörung des Teufels. Aber am festgesetzten Abend entfiel dem Dritten der Mut zu den gewagten Unternehmen und trotz des eifrigesten Zuredens von seiten der Gefährten ließ er sich nicht zur Teilnahme bewegen. So mußten die Beiden alleine aufbrechen. Bald waren sie auch zur Stelle und begannen die Beschwörung. Es währte nicht lange, so standen sie bis zum Hosenband in dicker Milch und ein Eichhörnchen sprang munter darin herum. Da wurden ihnen das Unterfangen doch unheimlich, sie ließen alles im Stich und flohen in größter Eile davon. Als sich der Dritte am nächsten Morgen nach ihrem Schicksale erkundigt, antworteten sie ihm: „Dummer Teufel! Wärest Du mitgegangen, so hättest Du Käse machen können.“
Eine Flurbezeichnung „Aufm Rottfeldchen“ existiert bis heute rechts an der Strasse von Drabenderhöhe nach Brächen.
Zur linken Seite am Wege von Drabenderhöhe nach Ründeroth liegt der Hof Brächen, welcher in früherer Zeit ein Freihof war. Wer ein Verbrechen begangen hatte und sich hierher flüchtete, war frei und unantastbar. Der Besitzer des Hofes soll auch Gerichtsbarkeit ausgeübt und zu diesem Zweck einen Galgen auf seinem Hofe gehabt haben.
Ob Brächen ein tatsächlich freiadeliger Hof war, bleibt ungeklärt. Allerdings bewohnte 1659 ein vermutlich adeliger Johann Kollhase von Kentenich und seine Frau Entgen, sowie ihr Kind Anna den Hof Brächen. Vermutlich hatte er einige Privilegien und war katholischer Religion und gehörte der Kirchengemeinde Engelskirchen an.
Im Schloß zu Oberbach lebte zur Zeit der Reformation eine alte Jungfer, welche der evangelischen Lehre zugethan war. Wie sie dachte auch ihre Freundin, die Besitzerin von Schloß Markelsbach. Als nun beide eines Sonntags in der Kirche zu Drabenderhöhe saßen, gaben sie der Gemeinde mit ihrem Schlüsselbund ein verabredetes Zeichen. In demselben Augenblick erhob sich die ganze Gemeinde, dran auf den Geistlichen ein und trieb ihn zur Kirche hinaus. Dieser setzte über eine Mauer, um sein Leben in Sicherheit zu bringen. Damit war die Reformation in Drabenderhöhe eingeführt.
Die Sage hat tatsächlich einen historischen Hintergrund, der sich aber ganz anders darstellt. Im Jahre 1614 kam der evangelische Prediger Georg Drach von Ruppichteroth nach Much. Unter Führung des adeligen Fräuleins von Niedermarkelsbach, welche während der Predigt mit einem Schlüsselbunde den anderen Frauen und Jungfrauen das Zeichen zum Angriffe gab, wurde er von der Kanzel heruntergerissssen, durch die Nordtüre der Kirche zu Much über den Kirchhof bis zur angrenzenden Mauer geschleppt und über diese auf die tiefer liegende Dorfstraße hinuntergeworfen. In den Mucher und Ruppichterother Kirchenarchive findet sich ein Protokoll: „Ertrakt und Kopie der Zeugenaußagen, welche der Kasierliche zu Speyer immatrikulierter Notatrius Publikus und nachmahlich Gerichtsschreiber zu Steinbach Mauritius von Uebersetzig, anno 1644, den 12. März, in requestisitionem des wohlgeborenen Johannes Betram Weschpfennig von Scheidt, nahmens Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht Wolfgang Wilhelm vollzogen. Es werden weiteres folgende Zeugen als oben abgefragt, warum und Heiratskontrakte, Kapitulations und Testamente geschrieben, gäben zur Antwort, daß er solches bis zu seinem Tod in Häusern hin und wieder verübt, daß ihm Brod verdient, seinemal folgendes aus den Almosen unterhalten worden auch am letzten ganz närrisch geworden. Herr Amtman Quad hatte ihn zu Much auf der Kanzel gestellt und wäre er von der Weibern daselbst von der Kanzel herausgeschleiftet wor, den, ist endlich gestorben und aufden Kirchhof zu Ruppichteroth begraben worden. Arnold Müller, 80jährigen Alters, Johann Neftgen, 77 Jahre Alterthum, welcher der gewesen, der auch Vollmaro und Isenberg zur Messe gedient, Wilhelm zur Jünkersfels, alters 72 Johr, Petter Hoffer aufm Scheidt, 67 Jahre, Vollmar zu Kuchem 53 Jahre, Heinrich Trepper, 66 Jahre befunden Kraft und Pflicht alles al soben gemelt war zu sein und solches altes gesehen und erlebt wie solches in oben gemelten Jahren ergangen und also geschehen. Ausserdem finden sich im Mucher Pfarrarchiv folgende Notizen: „Als im Jahre 1614 ein gewisser D. Quadt den lutherischen Prediger entweder gewaltsam oder im geheimen Einverständisse mit Pfaffer Daniels einzuführen versuchte, da haben die Matronen von Much, wie das Erkundigungsbuch der Kirche meldet, und zwar an zwei Stellen, oder wie die Alten sagen mit ihren Schlüsselketten, den eingedrungenen Padricitium von der Kanzel heruntergejagt.
Der Besitzer des Hofes auf den Brächen bei Drabenderhöhe war zugleich Patronatsherr zu Engelskirchen. Der dortige Geistliche durfte seine Predigt nicht beginnen, bis der Patronatsherr in der Kirche erschienen war. Als derselbe aber einst über die Gebühr lange mit seinem Erscheinen zögerte, begann der Prediger. Mitten in seiner Rede erschien endlich der gestrenge Herr. Kaum aber hatte er die Situation erfaßt, als er voller Wut den Prediger auf der Kanzel erschoß.
Es könnte sich dabei um den 1659 in Brächen wohnenden adeligen Johann Kollhase von Kentenich handeln.
An dem Wege, der von Much nach Drabenderhöhe führt, wohnte einmal ein Ehepaar. Da erkrankte die Frau, und der Mann machte sich auf den Weg zum Arzt. Er traf auf den Arzt, welcher sofort bereit war, der Kranken seinen Besuch zu machen. Als die beiden nun nicht mehr ferne vom Haus waren, gewahrte unser Mann seinen feindlichen Nachbar, der ihm auflauerte. Voller Angst blieb er stehen, denn er war dem Wüterich gegenüber völlig wehrlos. Der Arzt wunderte sich darüber und trieb ihn mit Rücksicht auf die schwer kranke Frau zur Eile an. Aber jeder war nicht vom Platze zu bringen; ängstlich wies er auf den Feind hin. Aber der Arzt bedeutete ihn nochmals, er möge nur weiter gehen; es würde ihm kein Leid geschehen. Und wirklich blieb der Nachbar mit aufgehobenem Arme stehen, ohne sich zu rühren zu können. Der Arzt hatte ihn festgesetzt. Als der Mann den Arzt nach einiger Zeit zurückbegleitete, stand jener immer noch dort und auch noch, als er zum zweitenmale nach seiner Wohnung ging. Aber am nächsten Morgen war der Gebannte verschwunden.
In der Nähe von Bielstein bei Wiehl liegt ein kleines Gehöft, Steg genannt. In einem Hause dort war es lange „ongehürig“. Man hörte sehr oft einen Lärm, als wenn kupferne Kessel die Treppe hinuntergezogen würden. Infolgedessen zog der Bewohner des Hauses fort, denn eine angestellte Untersuchung blieb erfolglos.
Steeg ist ein Weiler, der heute zu Weiershagen gehört und auf der rechten Seite des Wiehlufers liegt.
Dort, wo jetzt die große Fabrik in Bielstein am Wiehlbache liegt, befand sich früher ein Hammerwerk, welches einem alten Manne gehörte. In diesem Werk hörte man plötzlich in einer Nacht lautes Hämmern und Pochen. Selbst entfernter wohnende Nachbarn wurden durch das seltsame Getöse geweckt und eilten herzu. Alle vernahmen das Schmieden, konnten aber nichts sehen. Dem alten Eigentümer wurde die Sache unheimlich. Zuletzt rief er aus: „Laß den Teufel schmieden!“ Von der Zeit an ließ er nicht mehr in diesem Hammer arbeiten. Dasselbe Getöse wurde noch oft vernommen, bis der Hammer im Laufe der Zeit immer mehr verfiel. In dieses Hammerwerk sollen zwei Dorfräte aus Bielstein verbannt sein. Der eine derselben kommt jedes Jahr einen Hahnenschritt näher auf seinen alten Wohnsitz, heute das Wohnhaus des dortigen Bürgermeisters.
Bielstein war ursprünglich nur die Bezeichnung des Burghauses, im Gegensatz zum Weiler Repschenroth. Das Burghaus wurde vermutlich um 1730 von Christian Schmidt, geboren in Anfang bei Drabenderhöhe, erbaut und später von der Bürgermeistern der Gemeinde Drabenderhöhe bewohnt. Bei dem Dorfrat könnte es sich um den Bürgermeister Johann Friedrich Möller handeln.
Zwischen Wiehl und Repschenroth soll früher eine Burg gestanden haben. Reste davon sollen vor längeren Jahren zum Vorschein gekommen sein. An dieser Burg führte die Straße nach Köln vorbei. Einst zog ein Mann aus dortiger Gegend einen Tragkorb auf dem Rücken, nach Köln. Als er an die Burg kam, rief ihm eine dumpfe Stimme zu: „Du!“. Der Mann ging schweigend seines Weges weiter. Als er in das nächste Dorf kam, ging er zum Pfarrer und erzählte ihm, wie es ihm ergangen sei. Dieser gab ihm nun den Rat, wenn er das nächste Mal an der Burg vorbeikomme und die Stimme höre, zu fragen, was der Unbekannte wolle. Als der Mann nach einiger Zeit wieder in die Nähe der Burg kam, hörte er abermals die Stimme. Er folgte dem Geheiß des Pfarrers und nun antwortete die Stimme: „Wenn Du nach Köln kommst so gehe in das Huesolsgäßchen. Dort wird Dir ein Mann mit einem roten Käppchen begegnen. Den frage, wie lange ich noch hier sein muß“. Der Kiepenträger versprach, alles getreulich auszuführen. Er fand den betreffenden Mann und teilte ihm alles mit. Da sprach jener: „Immer und ewig“ und verschwand. Als unser Mann seine Geschäfte in Köln erledigt hatte, machte er sich auf den Heimweg. Zur alten Burg bei Repschenroth gekommen, vernahm er die Stimme, welche sich sehnsüchtig erkundigte, was der Mann in Köln gesagt habe. „Immer und ewig“ erwiderte der Bote. Kaum hatte er das gesagt, so vernahm er ein furchtbares Getöse, als wenn die Welt zugrunde gehen sollte; und dann war die Burg verschwunden. Die Stimme wurde seitdem nicht mehr dort vernommen.
Die erwähnte Burg lag nicht in Repschenroth, sondern war vermutlich die Burg Bellinghausen, die beim heutigen Steinacker lag und noch im 19. Jhd. als Oberbellinghausen genannt wurde. Die Burg lag ganz in der Nähe der Brüderstrasse, die das Homburger Land mit der Stadt Köln verband.
An der Wiehl, beim Dörfchen Bielstein, lagen früher einige Eisenhämmer. Dort sind oft weiße Gestalten gesehen worden. Als ein Bewohner eines Eisenhammers, der alte Hannes, der Suche überdrüssig war, ließ er einige Jesuitenpatres kommen, welche die weiße Gestalten durch ihre eifrigen Gebete vertrieben.
Die Eisenhämmer wurden früher in der Ortsbezeichnung „Bielsteiner Hammer“ geführt und standen an der heutigen Stelle der Firma Kind & Co.“
Der Überlieferung nach soll ein Ritter von Weiershagen, um sein Gewissen wegen einer schweren Untat zu beruhigen, das ihm gehörende Gut Reuschenbach mit allen Ländereien der Kirche in Wiehl vermacht haben. Die Sage überliefert, daß ein Ritter, der in sinnloser Wut seinen Reitknecht, der von der Tochter des Burgherrn geliebt wurde, in den Schmelzofen warf, von Gewissensqualen getrieben im Grabe keine Ruhe finde. Allnächtlich reite der Ritter von der „Hohen Hardt“ durch einen Hohlweg zum Burgplatz, um seinen Frevel für alle Zeiten zu büßen.
Beim Bahnbau 1896 waren noch Mauerreste der ehemaligen Burg zu sehen. Um 1820 sollen noch Fundamente und Gewölbe einer größeren Anlage umgeben von sumpfigen Gräben im sogenannten „Ohler Wieschen“ vorhanden gewesen sein. Weiershagen war also ein Rittersitz. Urkunden belegen dies bis in das 15. Jhd, wo ein Wilhelm von Weiershagen ein homburgischer Rentmeister war. 1575 gibt es den Rittersitz nicht mehr und die Burg scheint dem Verfall preisgegeben zu sein.
Früher gingen die Mucher und die Homburgischen Burschen gemeinsam zur Musterung nach Gummersbach. Dabei legten die Homburger an der Gaststätte zum Wildthor an der Kreuzung bei Elsenroth ein Bündel Heu hin, was die Mucher ziemlich verärgerte. Dabei kam es immer wieder zu Raufereien und Schlägereien. Aber woher kommt der Unmut der Mucher? Lange Zeit ist es her, da saßen einmal abends in einer Mucher Wirtschaft der katholische Pastor, der Bürgermeister und der Doktor am Stammtisch. Gut gelaunt sagte der Bürgermeister: „Herr Pastor, Sie haben ja viel Macht über Ihre Leute, aber ans Heufressen bringen Sie ihre Gläubigen doch nicht“. Da meinte der Pastor, das gelte aber eine Wette. Sie äßen auch Heu, wenn er das haben wollte. Das hatten ihm die beiden aber nicht glauben wollen. Nun hatten sie gewettet. Am anderen Sonntag waren viele Leute in die Kirche gekommen. Nach der Predigt nahm der Pastor ein Bündel Heu unter den Arm und erzählte: „Hier habe ich vom Bischof heilkräftige Kräuter bekommen. Sie sind auf den Gräbern von Heiligen gewachsen. Da Ihr nicht dahin wallfahren könnt, dürft ihr hier alle etwas davon essen. Dann werdet Ihr nie krank, werdet nicht vom Teufel verführt und kommt nicht ins Fegefeuer. Wer sich davor schützen will, muss von diesen geweihten Kräutern essen.“ Da ist er rundgegangen und gab jedem ein paar Halme. Die haben sie auch getreulich gekaut. Der Bürgermeister und der Doktor haben dagesessen und gestaunt; aber sie hatten die Wette verloren. Seit dieser Zeit werden die Mucher von den Homburgern als „Mücher Heufresser“ bezeichnet.
Mücher oder Möcher Heufresser ist auch noch heute eine gängige Bezeichnung für die Einwohner der Gemeinde Much.