Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Reuschenbach

Reuschenbach wurde urkundlich erstmals 1555 in der Bergischen Landessteuerliste als „Off der Ruissemych“ (lies Ruussemich) genannt. Als Steuerpflichtige wurden Gert und Jacob der soin (lies Sohn) angegeben. Der Ursprung des Ortsnamens kommt vom althochdeutschen Wort „ruzen“, was dem heute gebräuchlichen „rauschen“ entspricht, also einem Ort an einem rauschenden Bach. Geografisch liegt Reuschenbach oberhalb des Zusammenflusses des Gerenssiefen mit dem Fürbach, der dann wenige Meter weiter in die Wiehl mündet.

Im 16. Jahrhundert taucht der Ort noch in weiteren Abgabenlisten auf, wie 1559 in den „Perd- und Schüppendienstens des Amtes Windeck“ mit Jacob uf der Ruessehmich und in den „Homburgischen Futterhaferzetteln“ 1580 als „Uff der Russenbach“ mit den drei bergischen Untertanen Hermann, Jacob und Alloffgen, sein sohn (Sohn des Jacob). Auf der Mercatorkarte von 1575 fehlt die Ansiedlung. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg besass dort die Kirchengemeinde Wiehl ein Kirchengut, welches als Pachthof geführt wurde. Im 17. Jahrhundert entstand dort eine Schule für die Weiershagener Honschaft, die die Orte Helmerhausen, Forst, Reuschenbach, Bergerhof, Zur Mühlen, Kleebornen, Weiershagen (später Steeg, vor der Ley und Ohl), Hückhausen, Dreibholz, Zur Hardt und In den Weiden, sowie die später entstanden Weiler Bielstein (Burghaus), Auf der Linde, Fürberich und Wiehlsiefen umfasste.

Die Schule wurde erstmals am 17. Juni 1698 genannt, als Graf Wilhelm Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Homburg anordnete, dass die links der Wiehl gelegenen Höfe Bergerhof, Kleebornen, Zur Hardt, Zur Mühlen und In den Weiden, sowie Forst vom Kirchspiel Wiehl in das Kirchspiel Drabenderhöhe eingepfarrt werden sollten. Es blieb aber die Bestimmung, dass „die Gerechtsame an der Schule zu Reuschenbach unverändert bleibe“. Der Hof verblieb also bei Wiehl. Aus den Kirchenbüchern zu Wiehl und zu Drabenderhöhe ist zu entnehmen, wer die Pächter des Gutes bzw. die Lehrer der Schule waren. Der erste bekannte Schulmeister war vermutlich schon um 1698, sicher belegt aber 1700 und 1706 Peter Mann, der 1718 in Zur Hardt verstarb. Nach ihm ist Johannes Lang 1740 erwähnt, weiterhin Johannes Heinrich Mann (erwähnt 1749 und 1750), sein Sohn Johannes Heinrich Mann (erwähnt 1780/geboren 1740, gestorben 1808) und Johannes Gosse (erwähnt 1757, vermutlich war er bis 1766 in Reuschenbach). 1792 wird Friedrich Adolph Achenbach als Lehrer bekannt. Danach haben 1813 und 1814 Schullehrer Johannes Schumacher und 1817 Lehrer Tanger dort gewirkt. Im 19. Jahrhundert hatte die Schule folgende Lehrer:

  • 1818 bis 1854 Heinrich Weber
  • 1855 bis 1860 Ferdinand Hömann
  • 1860 bis 1890 Albrecht Kauert
  • 1881 bis 1924 August Faulenbach
  • 1880 bis 1880 Rudolf Wienemann
  • 1883 bis 1884 Carl Röhrig
  • 1884 bis 1885 Wilhelm Kronenberg
  • 1885 bis 1887 Wilhelm Schumacher
  • 1888 bis 1890 Gustav Gerhard
  • 1890 bis 1891 Karl Lodder
  • 1891 bis 1895 August Kirsch
  • 1895 bis 1898 Matthias Müller
  • 1898 bis 1900 Karl Kleinjung
  • 1898 bis 1899 Lehrer Groß
  • 1899 bis 1902 Heinrich Hucke

Der erste bekannte Pächter („Halfmann“) des Kirchgutes lässt sich in den Drabenderhöher Kirchenbüchern finden. Zwischen 1669 und 1701 ist dort Johann Clemens, auch Reuschenbach genannt, erwähnt - ebenso sein Sohn Peter Clemens (zwischen 1670 bis 1703). Danach ist ein Albert Faulenbach bekannt (1718), der 1735 verstarb. Danach unterhielt die Familie Kauert mit Heinrich Kauert (erwähnt 1745, gestorben 1760), Christian Kauert (erwähnt 1749, gestorben 1785) und Johannes Heinrich Kauert (genannt 1789, 1793 und 1797) den Hof. Um die Jahrhundertwende wurde mit Johannes Christistian Klein ein neuer Pächter gefunden, der bis 1807 blieb.

Die evangelische Volksschule in Reuschenbach ca. 1930, © Oberbergischer Kreis, Heimatbildarchiv

Reuschenbach bestand damals aus einem Wohnhaus und einem Nebengebäude, welches als Schulraum diente. 1807 soll der Sohn von Johannes Christian Klein, der sich unter der napoleonischen Herrschaft als Deserteur auf dem Speicher des Wohnhauses versteckt hielt, dort geraucht haben, was dazu führte, dass der Pachthof niederbrannte. Nach dem Unglück erhielt der Ort ein Grundstück von der Kirchengemeinde Wiehl zum Bau eines neuen Schulgebäudes. Der Unterricht wurde jedoch noch bis 1822 unter recht bescheidenen Verhältnissen in zwei Räumen im kellerartigen Stockwerk des teils zerstörten Nebengebäudes erteilt. Im Jahre 1822 wurde ein einstöckiger Schulneubau mit anschliessender Wohnung für den Lehrer fertiggestellt. Dieser Wohnhausanbau wurde im Jahre 1845 um ein zweites Stockwerk vergrössert. Zwischen 1874 und 1876 enstand dann ein neuer Schulbau. Neben dem Lehrer lebte zwischen 1825 und 1849 auch die Familie des aus Forst stammenden Bergmanns Johannes Christian Theis in Reuschenbach. Er zog danach wieder nach Forst. Seither wurde Reuschenbach nur von den Lehrern und dessen Familien bewohnt. Die Bevölkerungszahl im 19. Jahrhundert:

  • 1817 keine Einwohner
  • 1828 keine Einwohner
  • 1831 15 Einwohner
  • 1843 15 Einwohner
  • 1861 3 Einwohner
  • 1868 3 Einwohner
  • 1885 8 Einwohner
  • 1900 9 Einwohner

1891 war die Schülerzahl bereits auf 209 Kinder angewachsen. Der Unterricht wurde von zwei Lehrern in einem dreiklassigen System erteilt. Der Drabenderhöher Gemeinderat sah sich veranlasst, zur Entlastung der überfüllten Schule Reuschenbach eine neue Schule in Unterbantenberg zu errichten, die 1893 eröffnet wurde. Zum Schulbezirk Weiershagen gehörten bis dahin neben Weiershagen auch die Orte Forst, Helmerhausen, Hückhausen, Wiehlsiefen, Kehlinghausen, Unterbantenberg, Repschenroth, Bielstein und Dreibholz, sowie Wiehlpuhl. Es verblieben dann bis 1969 Weiershagen, Forst, Helmerhausen, Hückhausen und Wiehlsiefen. Im Jahre 1902 wurde Reuschenbach, zusammen mit den benachbarten Höfen zum Ort Weiershagen vereinigt. Die Einwohnerzahl der zusammengelegten Weiler betrug im genannten Jahre 495 Einwoher. Nach dem Ersten Weltkrieg hat die Kirchengemeinde Wiehl dem Ort Weiershagen gegen Austausch anderer Grundstücke eine Ackerfläche in der Flur „Aufm Heskenberg“ zwischen Weiershagen und Forst abgetreten, auf der der jetzige Friedhof angelegt wurde. Als Ehrenmal für die Gefallenen wurde 1936 dort ein Glockenturm errichtet und im Jahre 1955 in Gemeinschaftsarbeit der Einwohner von Weiershagen und Forst eine Friedhofskapelle errichtet. Die Glocke stammte aus der Kirche zu Drabenderhöhe.

Weiershagen Glockenturm und Ehrenmal 1941 © Heimatbildarchiv, Oberbergischer Kreis

1954 wurde dem alten Schulgebäude ein weiterer geräumiger Saal mit Gymnastikraum und Lehrerzimmer angegliedert. Am 14. Juli 1957 wurde auf einem Grundstück, welches die Kirchengemeinde Wiehl kostenlos zur Verfügung stellte, ein Jugendfreizeitheim eingeweiht, das gleichzeitig auch für Gottesdienste der Kirchengemeinde Drabenderhöhe für die Bevölkerung von Weiershagen und Forst genutzt wird. Formell wurde Reuschenbach mit den rechts der Wiehl gelegenen Höfe Steeg, Ohl und vor der Ley 1958 mit der Kirchengemeinde Drabenderhöhe vereinigt. Mit den nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Wohngebäuden und der 1964 errichteten Turnhalle ist Reuschenbach mit den benachbarten Orten Fürberich und Bergerhof zusammengewachsen. 1969 wurde der Schulbezirk Weiershagen aufgelöst und mit dem Bezirk Bielstein vereinigt. Seitdem ist dort der Städtische Kindergarten untergebracht.


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