Das alte Scheidter Viertel Schniffel besteht aus einem Komplex aus 2 geschossigen, unregelmässig aneinander gebauten Fachwerkhäusern mit verschiedenen Firsthöhen, die Geschosse verlieren sich in ihrer Höhe, z. T. Blechbehangen, z.T. Eternitverkleidet, Türen und ein Teil der Fenster verändert.
Wohnhaus der Familie von Schemm. 18. bzw. 19. Jhd. Wilhelm von Schemm war um 1900 Handelsmann und Bergwerksbesitzer und erbte von seinem Vater ein sehr grosses Vermögen. Er war ein sehr streitsüchtiger Mensch, prozessierte gerne und war sehr unbeliebt im Dorf. Im schwarzen Cape zog er mit seinen Kumpanen durch die Gegend und legte sich mit jedem an. So auch mit Pastor Spandau, der angeblich 200 Reichsmark unterschlagen haben sollte. Bei Taufen und Trauungen, auf den einsamen Wegen von den Höfen nach Drabenderhöhe, tauchte der von Schemm immer wieder plötzlich auf und fragte Spandau nach dem Verbleib des Geldes. Letzenendes verlor von Schemm mit Spekulationen sein Geld, dass er schließlich auf Armenkosten in Bonn beerdigt wurde. Der einzige, der die Beerdigung begleitete, war der Kutscher Bellingrath, weil er ihm immer ein gutes Trinkgeld gegeben habe. Nach dem Tod des Wilhelm von Schemm gründete 1909 die Bürstenfabrik der Firma Kahlenberg und Greif in dem Anwesen eine Bürstenfabrik, die 1927 von Karl Schmitz übernommen wurde. Eine Erweiterung um Hornwarenherstellung für Jagd- und Sportartikel erfolgte 1932. 1954 zog die Firma in die neuen Fabrikationsräume an der Zeitstrasse am Ortseingang um. Denkmal seit 1981.
Haus aus dem 18. Jhd., Fachwerk wurde vor dem Krieg von der Familie Puhl bewohnt – Denkmal seit 1984.
dieses Haus ist das zweitälteste Haus im alten Viertel „Auf der Schniffel“. Auffällig ist, dass es direkt an das Nachbarhaus angebaut wurde, was für einen Neubau des 18. Jahrhunderts in Scheidt ungewöhnlich ist. Die Vermutung liegt nah, dass die Parzelle ursprünglich zum Nachbarhaus der Familie Lutter gehörte. Gebaut hat es wohl Dietrich Lutter, der in dem benachbarten Wohnhaus geboren wurde. Er heiratete 1696 die aus Scheidt stammende Catharina Jost. Aus der Personenaufnahme von Pastor Johannes Haas geht hervor, dass Dietrich Lutter mit seiner Frau und den Kindern Christian und Girtgen im Haus des verstorbenen Heinrich Pfeiffer in Dahl lebten und ein Drittel davon gekauft haben. Aus einem Taufeintrag aus dem Jahre 1706 ließ sich entnehmen, dass die Familie zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in „Auf der Schniffel“ lebte. Catharina starb 1730 und Dietrich 1736.
Verbindungen zur Familie Bellingrath gab es über Dietrichs Schwester Margarethe Lutter, die 1691 Anton Bellingrath aus Bellingroth heiratete. Noch vor 1720 hat Antons Bruder Dietrich Bellingrath Elisabeth Höhler aus Scheidt geheiratet und sind dann nach „Auf der Schniffel“ umgezogen. Sie müssen bereits im Haus von Dietrich Lutter gewohnt haben.
Dies geht aus der Huldigungsliste von 1731 hervor, wo als Haushaltvorstände Dietrich Bellingrath und Johann Herhausen gelistet wurden. Johann Herhausen war mit der Nichte von Dietrich Lutter verheiratet und lebten wahrscheinlich im Stammhaus der Lutters.
Man kann davon ausgehen, dass das Haus zwischen 1706 und 1720 erbaut sein worden muss. Im Haushalt von Dietrich Bellingrath hat dann zwischen 1735 und 1744 noch Johannes Höhler mit seiner Frau Anna Getrud Voß und vier Kindern gewohnt. Johannes Höhler war ein Bruder von Elisabeth Bellingrath. Nach dem Tod von Johannes Höhler ist seine Frau dann zurück nach Scheidt gezogen. Die Familie Bellingrath hingegen baute sich 1745 im Viertel dann ein eigenes Haus. Das belegte der alte Türspruch „DIERICH BELLINGRATH VND ELS HOLLER ANNO DOM 1745 II VI“ über dem Eingang. Leider wurde das Haus im Jahre 2000 abgerissen.
Ab 1743 lässt sich in den Kirchenbüchern Johannes Schmid in „Auf der Schniffel“ finden. Er stammte wahrscheinlich aus Hunstig und hat vermutlich eine Tochter von Dietrich Bellingrath geheiratet und das Gebäude dann übernommen. Ihr später geborener Bruder Christian Lutter ist dann nach der Hochzeit 1745 mit Gertrud Herhausen aus Niederhof nach Scheidt gezogen und wurde zum Stammvater der Scheidter Familie Lutter.
Johannes Schmid hatte drei Kinder. Der noch vor 1742 vermutlich in Hunstig geborene Sohn Christian Schmid war Kaufmann und heiratete 1775, die in Börnhausen geborene Johanna Margareta Lutter. Sie war eine Großnichte von Dietrich Lutter. Die beiden hatten zwei Söhne, die aber bereits schon sehr früh verstorben sind. Christian Schmids Bruder Johannes Christian Schmid wurde 1743 in Schniffel geborenen und heiratete 1776 Polexina Wilhelmina Haas, einer Tochter des Reidemeisters Friedrich Christan Haas (geboren in Linden) aus Verr. Nach einem Taufeintrag am 2. Januar 1789 war er Zöllner und Taufpate des Sohnes des in Drabenderhöhe lebenden Reidemeisters Johannes Friedrich Faulenbach. Nach einer Katasterkarte aus dem Jahre 1828 befand sich das Zollhaus auf der gegenüberliegenden Seite der Alten Kölner Straße, dem späteren Wohnhaus des Schusters Lutter. Johannes Christian Schmid und Polexina Haas hatten drei Töchter. Tochter Maria Schmid war später mit dem aus Börnhausen stammenden Handelsmann Gerhard Klucke verheiratet und bewohnten eine Hälfte des Lutterschen Stammhauses. Die jüngste Tochter von Johannes Schmid, Maria Catharina, geboren 1745 in Schniffel heiratete 1772 Caspar Dietrich vom Schemm, der sich ganz in der Nähe sein eigenes Haus baute.
Da aus der Linie des Christian Schmid keine männlichen Nachkommen hervorgingen und er im Mai 1800 starb, heiratete seine Witwe 1805 den aus Nümbrecht stammden Branntweinbrenner Johannes Christian Thoenes. Er war nach der Katasterkarte von 1828 auch der Besitzer des Hauses, sowie des gegenüberliegenden ehemaligen Zollhauses, welches nun als Wirtschaftsgebäude genutzt wurde.
Die Witwe Schmid muss dann darauf gestorben sein, so dass Johannes Christian Thönes 1806 eine Maria Elisabeth Lutter, Tochter eines Schmieds heiratete. Sie war bereits zweimal verheiratet gewesen. Der erste Man starb sehr früh durch einen Blitzschlag. Der zweite Ehemann wurde der Kaufmann Christian Johannes Schmid. Diese Kaufmannsfamilie siedelte seit 1755 in Schniffel und bewohnte das nebenanliegende Stammhaus der Lutters. Diese Schmid-Linie stammte ebenfalls aus Hunstig und war wahrscheinlich mit dieser Schmid-Familie verwandt. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor: Maria Charlotta, geboren 1805 und Maria Wilhelmina, geboren 1806. Maria Charlotta heiratete 1820 den aus Jennecken stammenden Blaufärber Friedrich Wilhelm Kauert und Maria Wilhelmina 1826 den Rotgerber Friedrich Albert Ferdinand Kauert. Der Bergbaubesitzer Peter Kauert war der Ururgroßvater von beiden. Offensichtlich war Maria Wilhelmina Schmid am Haus erbberechtigt, denn der gleichnamige Sohn Johannes Christian Thönes, der auch Trauzeuge von Friedrich Albert und Maria Wilhelmina war, zog dann 1833 in ein Haus im Viertel „Im Kretsch“ um. Sein Vater starb im März 1832.
Damit blieb das Gebäude bis zum Tode der letzten Kauert-Nachkommen für gut 180 Jahre in Familienbesitz. Die Erben haben es dann verkauft. Das Gebäude ist ein Denkmal seit 1984.
19. Jhd. Zweigeschossiges Fachwerkhaus auf hohem Bruchsteinsockel, im Erdgeschoss an einer Giebelseite und an einer Traufseite in Backstein erneuert, im Obergeschoss vom Giebel verputzt, Eingang an der rückwärtigen Giebelseite, weiterer Eingang in das Kellergeschoss, rückwärtig kleiner Wirtschaftsanbau, teilweise massiv, teilweise in Fachwerk, zugehörig eine hölzerne Scheune (zum Wohnhaus ausgebaut), Denkmal seit 1984. Zur Zeit der Erstellung von Katasterkarten durch die Preußen im Jahre 1828 handelte es sich noch um eine Scheune, die einige Jahre später zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. In einer 1837 von Wilhelm Klein erstellten Skizze mit der Ansicht vom Ortsteil Schniffel und der alten Kirche von Drabenderhöhe erkennt man bereits ein Wohnhaus, welches etwa sei 1898 von der Familie des Schusters Christian Lutter bewohnt wurde. Christian Lutter wurde 1851 in Morkepütz geboren. Sein Vater stammte allerdings aus Verr.
Das Haus gehörte, obwohl nördlich der Alten Kölner Straße gelegen, noch zur Bürgermeisterei Much, währenddessen alle anderen Gebäude, die nördlich der Straße lagen, der Bürgermeisterei Engelskirchen angehörten.
Wohnhaus „Im Salzrümpchen“, 18. Jhd. Aus mündlicher Überlieferung wird auch von Salzdepots berichtet. Daher wahrscheinlich der Name. Nach dem 1. Weltkrieg lebte dort bis 1927 Otto Höhler, 1932 sein Bruder Gustav Höhler, danach der gemeinsame Bruder Eugen Höhler mit seiner Frau Margarethe. Er unterhielt Anfang der 1950er Jaher hier ein Lotto-Totto-Geschäft.
Im Jahr 1929 gründet Willi Hans in Drabenderhöhe, damals Gemeinde Much, die Firma Willi Hans Klempnerei und Installationen und eröffnet außerdem in dem Gebäude, welches die Hausnummer 29 hatte, ein Haushaltswarengeschäft. Als Betriebsfahrzeug ist ein Fahrrad vorhanden, größere Teile werden mit einem Milchwagen, dem einzigen damals verfügbaren Transportmittel zu den Kunden gebracht. Die junge Firma übersteht den zweiten Weltkrieg, den Nationalsozialismus und Berufsverbot. 1965 baute er eine dazugehörige Lagerhalle, sowie eine Wohn- und Geschäftshaus auf der gegenüberliegenden Seite der Alten Kölner Straße, in welches das Haushaltswarengeschäft umgezogen ist und von seiner Frau Marta, geborene Hüschemenger geführt wurde.
Weitere Informationen unter: Im Salzrümpchen
Alte Kölner Str. 31 - Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1885 als erster Verein gegründet. Das erste provisorische Gerätehaus befand sich gegenüber der „alten“ Post. 1905 wurde ein neues Gerätehaus an der jetzigen Alten Kölner Strasse errichtet. 1962 zog die Feuerwehr dann in das freiwerdende hintere Schulgebäude von 1891 um. 1976 erfolgte dann der Bau der jetzigen Feuerwehrwache.
Das Gerätehaus 1905
Der Ortsteil Scheidt gliederte sich laut den alten Katatasterkarten von 1828 in vier Hofgruppen: Oben im Hof, Mitten im Hof mit "In der Dumpe", unten im Hof und Auf der Bitze. Noch halbwegs unverändert, alle ca. 18. Jhd: Scheidter Strasse 8, 10 und 16 (Bitze), Herrenhofer Str. 45/47, 29, Alte Kölner Str. 25 (Bitze). Auf der Bitze wird in den Kirchenbüchern das erste mal 1728 erwähnt. Die urkundliche Erstnennung von Scheidt findet sich 1559 in den Listen der Pferd- und Schüppendienste im Amt Windeck. Der dort gelistete Wilhelm ist 1574 Zeuge in einem Streit um die Bergrechte in Kaltenbach, was dokumentiert, dass schon damals die Menschen im Dorf im Bergbau beschäftigt waren.
Ende 17., Anfang 18. Jhd., Haus der Familien Höhler, Claas und Schmitz, besonders macht das Haus, dass es nicht in Fachwerk errichtet wurde, sondern komplett in Bruchstein vermauert ist.
Anfang 18.Jhd., Haus der Familien Voß und Heinemeyer.
Die Familie Voß stammte ursprünglich aus Linden. Der 1751 geborene Meister Peter Voß heiratete 1778 Elisabeth Schmidt aus Scheidt (vermutlich aus dem Hof Auf der Bitze). Sein Vater hieß Hermann Voß aus Linden (geboren 1707). Das Haus bestand aber schon, bevor Peter Voß dort einzog. Beim Umbau in den den 1970er Jahren kam ein Türspruch mit der Datierung 1729 zum Vorschein. Dieser Türsprüch ist leider verloren gegangen (Quelle: mündliche Überlieferung der Familie Pilar). Direkt neben dem Gebäude existierte eine Schmiede, die ebenfalls in den 1970er Jahren abgerissen wurde. Peters Sohn Johann Friedrich Voß, geboren 1792 war Hufschmied. Sohn Johann Friedrich (geboren 1815) führte den Schmiedebetrieb weiter. Da er aber keine männlichen Nachkommen hatte, übernahmen die Söhne seines Bruders Johannes Christian (geboren 1817, Landwirt und Bergmann) die Schmiede. Dies waren Albrecht und Christian Voß. Während Christian Voß im elterlichen Haus im Scheidt blieb, zog Albrecht Voß in den Ortsteil Anfang. Mit der Schließung der Grube Silberkaule 1896 brach man dieses Haus dort ab und versetzte es nach Anfang. Christian Voß Tochter Bertha heiratete den aus Lüdhorst stammenden Schlosser Friedrich Heinemeyer. Ihr Sohn Friedrich wiederum war Landwirt und Verwalter der Molkerei. In den 1970er Jahren wurde das Haus dann an die Familie Pilar verkauft und hatte danach immer wieder wechselende Besitzer.
„Auf der Bitze“, Anfang 18. Jhd., Haus der Familien Jost, Schmidt und Hüschemenger, siehe auch Auf der Bitze
Pfaffenscheider Weg 1/3, ehemaliges Pfarrgut, 2 geschossiges Fachwerkhaus, linker Trakt (Stalltrakt), im Erdgeschoss Bruchstein, Giebel verbrettert mit Luke, rückwärtig massiv erneuert, Kniestock des Daches später, zugehörige Fachwerkscheune und weiteres Gebäude in Bruchstein und Holz (ehemals Schule), 17. Jhd. Im Kern 16. Jhd. Das Pfarrgut wird im Visitationbericht von Jakob Sasse an die herzogliche Kommission erstmals 1582 mit 24 Morgen Haferland und 2 Morgen Garten erwähnt. Aber das Gut war nicht sehr ertragreich, da es kaum für 6 Kühe ausreichend Futter lieferte.
Die Kirchenrechnungen lassen zunehmend bauliche Mängel feststellen. Zwischen 1719 und 1734 werden laufend Reparaturen vorgenommen. 1744 wurden die Gebäude durch einen Sturm, 10 alte Eichen stürzten um, schwer beschädigt. Die Renovierungsarbeiten wurden erst 1770 abgeschlossen. Mit Pastor Schöler wird dann 1790 das Pfarrhaus im Dorf erbaut, das Pfarrgut 1867 dann verkauft. Bis 1806 nannte man den Hof Wiedenhof, erst mit den Franzosen kam die Bezeichnung Pfaffenscheid auf. Denkmal seit 1984. Weitere Informationen zu Pfaffenscheid: Pfaffenscheid
Drabenderhöher Str. 19. Bereits vor der Amtszeit des evangelischen Pastors Jacob Neuleben (1555 bis 1571) wird indirekt eine Schule in Drabenderhöhe erwähnt. Dabei berichtet „Caplan, Herr Johan von der Höe, Verkünder göttlichen Worts vor den semtlichen Senioren (Kirchenältesten) über Streitigkeiten und Verleumdungen seiner Schulknaben“. Die Vikare und später die Pfarrer erteilten also den Unterricht. Mit der Einführung der reformierten Kirchenordnung nach dem Heidelberger Katechismus erfolgte 1605 auch die Anordnung zur Errichtung von Schulen, die wohl aber nicht immer beachtet wurden. Vermutlich bestanden zu dieser Zeit nur Schulen in den 5 homburgischen Kirchdörfern. Erste Erwähnungen finden sich 1579 in Nümbrecht, 1587 in Wiehl, 1590 in Marienberghausen und 1613 in Marienhagen. Für Drabenderhöhe muss auch angenommen werden, dass die Kinder im damaligen Pfarrgut Pfaffenscheid unterrichtet wurden. Erst unter Graf Carl Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Homburg wurden 1698 verpflichtend die Honschaftsschulen eingeführt. Ein Beispiel dafür ist die Schule in Reuschenbach in der Weiershagener Honschaft, die ebenfalls 1698 erstmalig erwähnt wurde. Zur Zeit des Pfarrer Johann Jakob Haas aus Verr, der von 1706 bis 1729 hier amtierte, kam der erste „Schulmeister“ nach Drabenderhöhe, Schumacher aus Wiehl. Vermutlich handelte es sich dabei um den 1753 in Soelsiefen gestorbenen Johann Peter Schumacher. Der Unterricht fand in Privathäusern statt. Um sein Einkommen aufzubessern, übertrug man ihm den Glöcknerdienst. Lehrer Schumacher blieb allerdings nur wenige Jahre. Unter Pastor Bellingrath, der 1729 nach Drabenderhöhe kam, wird kein Lehrer mehr erwähnt. Er selbst unterrichtete, wenn kein Lehrer da war, besonders in den Wintermonaten im Pfarrhaus in Pfaffenscheid. Im Jahre 1742 wurde auf Befehl des Grafen Friedrich Karl zu Sayn-Wittgenstein-Homburg eine neue Schule zu Drabenderhöhe errichtet. Pastor Christian Bellingrath (1727 bis 1784) gelang es, die beiden Schwestern Anna Maria und Elisabeth Clemens, die keine Anverwandten hatten, Ihr Haus und Garten sowie 4 Morgen Land und einer Wiese an die Kirchengemeinde zum Bau einer Schule zu vermachen. Nach dem Tode der beiden Schwestern wurde das Haus umgebaut und erhielt neben einer Schulkasse eine Lehrerwohnung. Vermutlich kam Caspar Heinrich Velder aus Marienberghausen 1742 nach Drabenderhöhe. Im Kirchenbuch ist er 1747 als Schulmeister erwähnt und unterrichtete vermutlich bis zu seinem Tode 1766. Ein Schulzwang bestand bis dahin nicht. Erst durch die von Ludwig Ferdinand, regierender Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach, am 24. Oktober 1744 erlassene Homburgische Schulordnung wurde mit gewissen Ausnahmen der Schulzwang eingeführt. In dieser Schulordnung wurde auch ein Schulgeld festgesetzt und darin bestimmt: das jeden Orts gewohnte Schulgeld, so hiermit in specie auf der Drabenderhöhe auf 10 Albus (0,23 Cent) monatlich determiniret wird. Nach der Kirchenchronik amtierte in den letzten Dienstjahren des Pfarrers Bellingrath an der Schule Lehrer Johann Heinrich Bischof. Vermutlich kam er um 1780 nach Drabenderhöhe und stammte aus Birnbach, Kreis Altenkirchen. Doch er vernachlässigte den Unterricht, weil er sich mehr dem Ackerbau zuwandte, so dass der Schulgehilfe Jakob Grott aus Dierdorf eingestellt wurde. Von 1809 bis zu seinem Tode 1821 übernahm er dann den Schuldienst. 1837 verkaufte man das Haus und Garten für 200 Thaler an den Lehrer Peter Schmalenbach. 1863 konnte Lehrer Schmalenbach auf eine 40jährige Amtszeit zurückblicken, die von der Schulbehörde und der Schulgemeinde in einer Feierstunde besonders gewürdigt wurde.
An der alten Schule Drabenderhöhe waren folgende Lehrkräfte tätig:
Oskar-Hartmann-Strasse/Alter Schulplatz. Nach dem Verkauf des alten Schulhauses, wurde im Jahre 1837 ein neues Schulhaus auf dem jetztigen Parkplatz vor der Feuerwehr errichtet. Der Kostenaufwand betrug 1200 Thaler. Seit Pfingsten 1838 wurde dort auch unterrichtet. Die „alte“ Schule wurde 1961 abgerissen.
Eduard Dörrenberg übernahm im September 1864 den Schuldienst mit 160 Kindern. Das starke Anwachsen der Schülerzahl erforderte eine zweite Lehrkraft. Pfarrer Jüngst unterstützte wirksam alle Massnahmen zur Behebung des Notstandes. Wegen Lehrermangels musste jedoch vorerst für eine Reihe von Jahren auf Präparanden als Schulhelfer zurückgegriffen werden. Im Jahre 1875 wurden bereits 230 Schüler in zwei Klassen unterrichet. Die Schulaufsicht wurde bis dahin durch den Ortspfarrer als Schulpfleger wahrgenommen. Kultusminister Dr. Falk führte nach 1876 die Schulinspektion durch. Er regte im Hinblick auf die grosse Schülerzahl in Drabenderhöhe die Einrichtung einer dreiklssigen Schule an, jedoch musste wegen fehlenden Lehrpersonals der Unterricht zunächst mit zwei Lehrkräften bewältigt werden. 1879 wurde dann eine dritte Klasse eingerichtet. Da der Raum fehlte, war diese bis 1892 im Saal des Gasthofes Müllenbach untergebracht.
Das alte Schulhaus von 1837, hinten das Schulhaus von 1891 in den 1930er Jahren, © Oberbergischer Kreis, Heimatbildarchiv
Um den Notstand zu beheben, gelang es dem Lehrer Dörrenbach mit Unterstützung des Bürgermeister Ennenbach einen neuen Schulsaal, einen (noch heute existierenden) Ziegelsteinbau im Jahre 1891 zu errichten. Dieser Schulsaal wurde von Leo Schmidt aus Hillerscheid erbaut und stellte diesen der Gemeinde gegen eine Miete von 360,- Mark zur Verfügung. Das Gebäude ging unter diesen Bedingungen nach zwanzig Jahren in den Besitz der Gemeinde über. 1894 nahm die Schülerzahl ab (172), da die Bergwerke in Wellerscheid und der Grube Silberkaule ihren Betrieb einstellten und einige Familien ins Agger- und Wiehltal verzogen. 1911 hatte die Schule nur noch 156 Kinder. Das hatte den Grund, dass die Eisenerzgruben Bliesenbach im Loopetal und in Forst geschlossen wurden. Mit der abnehmenden Schülerzahl wurde die Schule 1923 wieder zweiklassig.
Das alte Schulhaus von 1837 in den 1930er Jahren, © Oberbergischer Kreis, Heimatbildarchiv
Das Schulhaus von 1891 in den 1930er Jahren, © Oberbergischer Kreis, Heimatbildarchiv
In dem freiwerdenden Raum wurde eine Jugendherberge eingerichtet. Die Jugendherberge war Ziel vieler Jugendlicher, und der Besuch steigerte sich von Jahr zu Jahr. Im Jahre 1938 wurden dort 25 Betten zur Verfügung gestellt. 1932 gehörten zum Schulverband Drabenderhöhe die Ortschaften Drabenderhöhe, Dahl, Hillerscheid, Jennecken, Niederhof, Hahn, Immen, Brächen (Gem. Drabenderhöhe), Scheidt, Pfaffenscheid, Obermiebach, Anfang, Verr, Büddelhagen und Brächen (Gem. Engelskirchen und Gem. Ründeroth). Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 ergaben sich grosse Schwierigkeiten zur Erteilung des Unterrichts, da die beiden Lehrer Oskar Hartmann und Gustav Vormstein zum Kriegsdienst einberufen wurden. Die Lücke füllte man mit dem Schulhelfer Walter Schmitz und der Laienhelferin Regine Schmidt aus Niederhof. Im Jahre 1944 kam dann als Evakuierte die Lehrerin Hedwig Witscher nach Drabenderhöhe, die zuvor schon viele Jahre in Köln im Schulwesen tätig war. Im Juni 1944 wurde sie mit der Schulleitung beauftragt. Die Schülerzahl, die 1939 nur noch 110 betrug, war durch den Zugang der Kinder von Evakuierten auf 160 angestiegen. Im Oktober 1944 kam es zu einer Beschlagnahme der Schulräume seitens der Kreisleitung der NSDAP zwechs Unterbringung von Flüchtlingen aus dem Jülicher Gebiet. Der Unterricht für die Schüler aus Drabenderhöhe, Verr und Dahl wurde damals in einem Raum des Gasthofes Müllenbach an zwei Tagen in der Woche erteilt, an den übrigen musste der Unterricht für Hahn, Niederhof, Hillerscheid und Jennecken in Privathäusern dortselbst wahrgenommen werden. Nach den Fliegerangriffen im März 1945 kam es zur vorläufigen Schliessung des Unterrichtes. Am 28.05.1945 wurde der Religionsunterricht durch Pastor Adolf Müller und Lehrerin Hedwig Witscher wieder aufgenommen. Am 09. August 1945 erfolgte dann die Wiederaufnahme des Schulunterrichtes mit einer schlichten Feier. 1948 wurde die Schule vierklassig (221 Schüler). 1955 wurde Oskar Hartmann Hauptlehrer in Drabenderhöhe. Seinen Bemühungen ist zu verdanken, dass ein neues Schulgebäude entstand. Er leitete die Lehranstalt bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 31. März 1965 und war bei Schülern, Kollegen und Eltern ein sehr beliebter und geschätzter Lehrer. Ihm zu Ehren wurde auch eine Strasse in der Nähe des neuen Schulgebäudes in Oskar-Hartmann-Strasse benannt.
Direkt neben dem „alten Schulhaus“ wurde 1905 ein Gebäude mit der Lehrerwohnung errichtet. Mit Errichtung der Feuerwehrgebäudes 1976 wurde es abgerissen. 1926 wird ein Einfamilienhaus an der Zeitstrasse 14 für den 2. Lehrer gebaut.
1959 wurde die jetzige Schule nach langen Jahren unzureichender Raumverhältnisse durch den Bau einer vierklassigen Schule mit Turnhalle und Werkraum am Westrand des Dorfes errichtet. Seit dem 23. September 1960 wurde dort auch unterrichtet. Durch den Zuzug der Siebenbürger-Sachsen, wurde Ende 1964 mit einem Erweiterungsbau mit Lehrschwimmbecken der Schule in ein achtklassiges Schulsystem begonnen. Am 01. August 1970 wurden die Evangelische Volksschule Drabenderhöhe und die Gemeinschaftsgrundschule in Faulmert aufgelöst und zur Gemeinschftsgrundschule Drabenderhöhe zusammengelegt und hatte 1976 11 Klassen, sowie eine Vorschulklasse mit insgesamt 329 Kindern. Damals waren 10 Lehrkräfte an der Schule tätig, darunter 3 Siebenbürger Sachsen. Der Nachfolger von Oskar Hartmann wurde der aus Siebenbürgen stammende Robert Gassner, der am 10.04.1965 die Leitung der Schule übernahm. Robert Gassner war bereits bis 1944 als Lehrer in Siebenbürgen tätig, wobei er ab 1935 auch als Pfarrer amtierte.
An der alten Schule Drabenderhöhe waren folgende Lehrkräfte tätig:
Die zahlenmässige Entwicklung der Schule
Jahr | Anzahl der Kinder | Anzahl Klassen |
1864 | 160 | 1 |
1876 | 230 | 2 |
1880 | 226 | 3 |
1883 | 196 | 3 |
1890 | 170 | 3 |
1911 | 156 | 3 |
1917 | 210 | 3 |
1931 | 104 | 2 |
1932 | 160 | 2 |
1935 | 110 | 2 |
1944 | 160 | 3 |
1947 | 221 | 3 |
1948 | 221 | 4 |
1951 | 177 | 4 |
1952 | 175 | 4 |
1953 | 140 | 4 |
1955 | 106 | 3 |
Drabenderhöher Str. 8, erbaut 1904, Erdgeschoss in Mauerwerk, Obergeschoss in Fachwerk, Fassadenausbildung in allen Bestandteilen erhalten.
Das Haus und das Nachbargebäude wurden beim großen Brand im Jahre 1847 zerstört und wieder neu errichtet. Im Jahre 1832 bewohnte die linke Hälfte die Familie des Schulmeisters und späteren Gastwirtes Johann Henrich Bischoff. Er stammte aus Oberirsen im Kirchspiel Birnbach, Kreis Altenkirchen. Laut der Kirchenchronik ist er in den letzten Amtsjahren des Pfarrers Christian Bellingrath, der 1784 verstarb, nach Drabenderhöhe gekommen. Doch er vernachlässigte den Unterricht, weil er sich mehr dem Ackerbau zuwandte, so dass der Schulgehilfe Jakob Grott aus Dierdorf eingestellt wurde.
Die rechte Haushälfte gehörte der Familie des Johann Henrich Jüngling, der bereits vor 1814 verstarb. Die Familie Jüngling wurde schon in der Personenaufnahme des Pfarrers Johannes Haas im Jahre 1675 genannt. Vermutlich haben die Erben das Haus dann an die Familie Löwer nach 1832 verkauft.
Johann Christian Loewer war Seeoffizier, Munizialrat in Nümbrecht , Papierfabrikant in Homburg, sowie Gastwirt in Drabenderhöhe, geboren 1767 in Berleburg. Als die Papiermühle 1810 in in privaten Besitz der Familie Geldmacher überging, gründete er einige Zeit später in Drabenderhöhe einen Papierwarenhandel, Textilgrosshandlung und Textilwarengeschäft. Er schickte Vertreter mit Mustern übers Land und bereiste auch selbst in der Kutsche mit eigenen Pferden die Kundschaft. Da die oberbergischen Hausfrauen stets Wert auf schöne Wäsche legten und die Aussteuer der Töchter Jahr für Jahr zusammensparten, die „Dienstmädchen“ auch zu Weihnachten meist Wäsche für die Aussteuer erhielten, dürfte der Handel ein lukratives Geschäft gewesen sein.
Im Jahre 1904 errichtete die Familie Löwer den Anbau, der den den gründerzeitlichen Umgang mit Proportionen und Materialien, sowie Fachwerk den an baugewerblichen Schulen entwickelten Stil zeigt. Das Haus steht seit 1983 unter Denkmalschutz.
In der linken Haushälfte war die Postagentur bis zur Errichtung des Neubaus an der Höherdahlstrasse im Jahre 1966 untergebracht.
Drabenderhöher Str. 4, Pfarrhaus von 1790, 2 geschossiges Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach. Giebel und rückwärtige Traufseite verschiefert.
Da das alte Pfarrhaus im Pfaffenscheid in schlechten Zustand war und der damalige Landesvorstand keine Gelder bewilligte um ein neues Haus zu errichten, baute Pastor Johann Wilhelm Schöler ein eigenes Haus. Er besass Grundstücke in Drabenderhöhe. Noch heute gibt es die Flurbezeichnung „Im Schölersgarten“ (Fläche hinter Gasthof Klein, Strasse im Biesengarten). Am 24.12.1860 kaufte die Kirchengemeinde das Gebäude und verkaufte das Pfarrgut Pfaffenscheid an Witwe Schöneshofer. Pfarrer Spandau modernisiert nach 1906 das Haus, setzt einen Erker daran und errichtet einen Anbau mit Konfirmandensaal.
Pfarrhaus 1913
Die spätbarocke Türe des Pfarrhaus in den 1930er Jahren, © Oberbergischer Kreis, Heimatbildarchiv
Im Krieg brannte der Dachstuhl aus, der barockisierende Giebel wurde in anderer Form wiedererrichtet. Denkmal seit 1983.
Der gelernte und 1820 in Drabenderhöhe geborene Fuhrmann Friedrich Klein eröffnete am 1. Oktober 1860 einen Gasthof in Scheidt im Ortsteil Kretsch in der vorher unbebauten Flur „Im Schölersgarten“. Das stattliche Haus befand sich noch in der Gemeinde Much direkt an der Kreis- und Gemeindegrenze zur Bürgermeisterei Drabenderhöhe/Kreis Gummersbach. Nebenbei betrieb er eine Hauderei, was man heute einem Fuhrgeschäft entspricht. Der Fuhrpark bestand damals aus Kutschen. Sein Vater, der aus Nallingen stammende Schmied Christian Klein ließ sich mit der Hochzeit mit Maria Elisabeth Käfer 1805 in Drabenderhöhe nieder.
Gasthof Klein, Inhaberin Witwe Christian Klein, Bäckerei und Sommerfrische um 1908
In zweiter Generation übernahm nach Friedrichs Tod 1866 sein Sohn Friedrich den Betrieb. Friedrich Klein verstarb allerdings 1883 mit nur 38 Jahren. Seine Brüder Carl und Robert übernahmen zunächst den Betrieb. Der Bruder Christian Klein führte das Gasthaus in Heckhaus, welches von den Bergleuten im Bergwerk am Heckberg frequentiert wurde. Nach der Schließung der Grube Silberkaule gab Christian Klein den Betrieb in Heckhaus auf. Später kam es zur Teilung des Hauses in Scheidt und Christian Klein und führte den Betrieb ab 1895 weiter.
1896 wurde das Haus für den Fremdenverkehr eingerichtet. Vorher war es eine reine Gastwirtschaft mit Essen und Übernachtung. Bis zu 60 Gäste konnten damals untergebracht werden. Christian Klein starb 1898, seine Ehefrau Bertha führte zunächst denn Betrieb fort und übertrug diesen an den Sohn Ernst Klein, der die Gastwirtschaft 1921 mit seiner Frau Emma, geborene Hüschemenger übernahm. Zielstrebig baute er das Haus aus und gab ihm ein stattliches Aussehen. Viele Sommerfrischler machten den Gasthof Klein zu ihrem Feriendomizil. Nachdem im Jahre 1924 eine zum Gasthaus gehörende Scheune, sowie eine ihm anteilig besitzendes, aber kaum versichertes Sägewerk abbrannte, wurde 1925 ein Saal mit Kegelbahn angebaut. Im Schriftverkehr mit der Baubehörde in Much wird hierbei auch die Kirmes am 16. August 1925 erwähnt. 1929 wurde die Sockelmauer für eine vorgelagerte Terasse errichtet.
Das Sägewerk stürzte beim Wiederaufbau erneut ein. Die Dachkonstruktion des Saalbaus wurde im strengen Winter 1940/41 aufgrund hoher Schneelast zerstört. Der Saal wurde noch während des Krieges neu aufgebaut. Seit 1943 übte die Leitung die dritte Generation mit Ernst Klein junior aus. Bei einem Fliegerangriff am 21. März 1945 mit Brand- und Phosphorbomben brannte der Dachstuhl aus.
Einsturz des Saalbaus im Winter 1940/41
Ernst Klein junior verstarb 1953 mit 50 Jahren. Ernst Klein senior übernahm gemeinsam mit seiner Schwiegertochter Erna Noß das Unternehmen. Im Jahre 1953 erfolgte auch eine Umänderung innerhalb des Hauses. Die Küche wurde verlegt und an die gleiche Stelle wurde ein Gesellschaftszimmer eingerichtet. Zur der Zeit existierten mehrere Gast- und Gesellschaftsräume, sowie Hotelzimmer mit 18 Betten. Aber schon bald erwies sich, dass der Gastraum nicht mehr ausreichte. Daher fanden 1963 Renovierungsarbeiten statt. Der Gastraum wurde wesentlich vergrößert, so dass jetzt bis zu 80 Gäste Platz hatten. Die bisherige Diele und das Zimmer der Pensionsgäste wurde angegliedert. Die Schanktheke erhielt einen neuen Standort. Die Gestaltung erfolgte nach damals modernen Standpunkten. In den 1960er Jahren ging der Gasthof Klein in die fünfte Generation an Ernst-Otto Klein über.
Der Saalbau wurde in den Jahren 1995/1996 abgerissen und durch ein modernes Wohn- und Geschäftshaus mit 17 Eigentumswohnungen und 4 Ladenlokalen ersetzt. Dadurch wurde die Kegelbahn, als auch der kleine Saal des Gasthofes aufgegeben. Der Gastbetrieb im historischen Gebäude war nicht davon betroffen. Ernst-Otto Klein gab dann später auf und vermietete die Räumlichkeiten an einen neuen Betreiber, der dort eine Pizzerei einrichtete.
Nachdem das Gebäude zwei Jahre leer stand, wurde im März 2010 der Gastbetrieb mit Hotel als „Artfarm“ neu erfunden. Die Idee eines Künstlerhotels mit Restaurant und Kleinkunstbühne stammt von Stefan Rothmann. Für die Gastronomie wurde 2014 ein neuer Betreiber mit Schwerpunkt der österreichisch-ungarischen Küche gefunden. Doch der neue Betreiber orientierte sich einige Jahre später aufgrund von Unrentabilität nach Gummersbach um. Die Artfarm konnte im Februar 2020 mit neuem Mieter und eingeschränktem Betrieb wiedereröffnet werden.
Es handelt sich um einen verputzten Ziegelbau in fünf zu fünf Achsen. Der stattliche Bau wird durch die Eingänge von der Drabenderhöher Straße und von der Zeitstraße erschlossen. Die Eingänge sind trauf- und giebelseitig, jeweils in der Mittelachse. Die Fenster und Türen haben Stuckumrahmung. Die Putzfassaden sind durch Eckquaderungen, umlaufende Gurtgesimse über dem Erd- und Obergeschoss, ein stark verkropftes Traufgesims, Putzumrahmungen der Fenster, Medaillons im Giebel und im Drempel sowie halbkreisförmige Bögen mit Muschelornamenten über den Eingängen reich gegliedert. Die einzelnen Geschosse sind durch Gesimse gegeneinander abgegrenzt. Im Innern ist das konstruktive Baugefüge in der Fachwerkkonstruktion unter anderem im Grundriss erhalten. Nicht erhalten ist die baufeste Ausstattung wie Außentüren und Innentüren. Das Gebäude steht seit 1994 unter Denkmalschutz.
Weitere Informationen unter: Kretsch
Alte Kölner Straße 2. Haus „Auf dem Anfang“, wahrscheinlich Anfang 18. Jhd gebaut, im Kern aber älter.
Anfang wurde urkundlich das erste Mal 1638 in den Kirchenrechnungen von Drabenderhöhe erwähnt. Jost „ufm Anfang“ hatte an die Kirche 1 Gulden und 5 Albus zu zahlen. Vermutlich war er Pächter eines Grundstückes oder vielleicht gehörte der ganze Hof der Kirche. Diese Pacht lässt sich bis 1646 nachweisen. In diesem Jahr ist Jost dann nach Scheidt umgezogen.
In den Kirchenbüchern von Marienberghausen heißt es 1669 „Uff dem Anfang“. Erwähnt wird bei der Taufe von Johann Lang aus Elsenroth, Gerta, des Peters Hausfrau. In Anfang lebte damals die Familie Peter Schmitt, die in der Personenaufnahme von 1675 des Drabenderhöher Pastors Johannes Haas aufgelistet ist. Peter Schmitt war Kaufmann und Besitzer der Weiershagener Hütte. Dort wurden Kanonen und Eisengeschütze gegossen. Im Jahre 1680 zog er nach Drabenderhöhe um. Sein Sohn Christian Schmitt, in Anfang geboren, studierte Rechtswissenschaften, war Advokat, Bergvogt und homburgischer Kanzleirat. Er erbaute das Burghaus in Bielstein um 1730.
Auf die Familie Schmitt folgten die Familien von Anton Bergerhoff (aus Büttinghausen zugezogen), seinem Sohn Heinrich Bergerhoff und Schwiegersohn Johann Jüngling (etwa 1680 bis 1635), Ludwig Ernst Schmitt (einem Sohn des Bergvogts Christian Schmitt - etwa 1743 bis 1748) und Jost. Die wechselnden Familiennamen im Hof Anfang, die meist nicht miteinander verwandt waren, lassen die Vermutung zu, dass der Hof tatsächlich der Kirche gehörte. Die Kirchenchronik berichtet, dass der große Dorfbrand am 2. Juni 1696 wahrscheinlich in einem Backhaus ausbrach, welches zum Haus Anfang gehörte und nah am Kirchenhof lag. Ein heftiger Wind sorgte innerhalb von drei Stunden für die Einäscherung der Kirche und elf Gebäuden. Vermutlich brannte dabei auch das Haus „Auf dem Anfang“ ab.
Um das Jahr 1783 wechselte Peter Christoph Witscher, ein Gastwirt aus dem Kirchspiel Ründeroth seinen Wohnsitz nach Anfang. Seit dieser Zeit ist in Anfang eine Gastwirtschaft nachweisbar und war damit bis vor einigen Jahren der älteste noch bestehende Gastronomiebetrieb in Drabenderhöhe. Nach seinem Tod im Jahre 1798 führte sein Sohn Christian Peter das Unternehmen bis 1802 fort. Danach gelangte der Hof und Gastwirtschaft in die Hände der Familie Lutter. Anna Gertrud Witscher, Tochter eines Branntweinbrenners heiratete damals Johann Heinrich Lutter.
Nach dem Tode von Johannes Peter Lutter 1832 muss der Betrieb von Johannes Ferdinand Haas aus Verr fortgeführt worden sein. In einem Adressbuchverzeichnis aus dem Jahre 1838 wird er als Gastwirt und Bierbrauer bezeichnet.
Die Gastwirtschaft in Anfang wurde ab 1845 von Wilhelm Ferdinand vom Schemm weitergeführt. Er heiratete Wilhelmina Lutter, die Tochter des 1832 verstorbenen Gastwirts Johannes Peter Lutter. 1855 sind als Wirte Friedrich Wilhelm Sichelschmidt und Heinrich Caspar Friedrichs angegeben. Um 1878 lebte die Familie Herder in Anfang und um 1893 wurde die Wirtschaft von Robert Wirths betrieben.
Gasthof Kalscheuer, Inhaber Fritz Lang 1939
Nach 1900 kam das Haus in den Besitz von Ewald Kalscheuer. Er stammte aus Käfernberg bei Hückeswagen und heiratete 1898 Emilie Heu aus Verr. Zunächst wirkte er als Bäcker in Drabenderhöhe. Nachdem Robert Wirths in Drabenderhöhe direkt neben der Kirche ein neues Gasthaus errichtete, wechselte Ewald Kalscheuer nach Anfang und betrieb dort neben der Gastwirtschaft eine Bäckerei. In den 1920er Jahren wurde der große Saal mit einer Parkett-Kegelbahn und Bühne angebaut. Vor dem Zweiten Weltkrieg ging der Betrieb an seinen Schwiegersohn, dem Sattler Fritz Lang über. Ewald Kalscheuer starb am 3. Dezember 1941. Anfang der 1950er Jahre erweiterte er den Saalbau um einen Anbau, wo viele Drabenderhöher Konfirmationen feierten, sich nach einer Beerdigung zur Familienfeier einfanden oder auch die Vereine probten.
Fritz Lang starb mit nur 58 Jahren am 29. Juli 1968. Sein Sohn führte das Gasthaus, welches sich seit Anfang der 1950er Jahren auch „Zur Dorfschänke“ nannte, weiter. Der Gastwirt Fritz Lang war im Ort als „Wallach“ bekannt. Es heißt, als Burschen in die Wirtschaft kamen, fragte Lang, was willst Du trinken, du Wallach – dieser Ausdruck stammte noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Lang für die Pferde zuständig war. Am 1. Juli 2011 übernahm der Enkel von Fritz Lang das Traditionsgasthaus. Das Haus nannte sich nun „Teufelsküche“ mit zahlreichen Live-Events, wie Kneipenmusik im Thekenbereich, Livekonzerten im Saal und einem alljährlichen Open Air Western BBQ. Die Gastwirtschaft wurde nach mehr als 100 Jahren im Familienbesitz am 1. Januar 2018 geschlossen.
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