bearbeitet von Achim Höhler
älteste photographische Aufnahme aus dem Jahr 1882
Über die Entstehung des Ortes gibt es leider keine historischen Dokumente und es lässt sich nur aus einem grösseren Kontext heraus etwas über die Besiedelung Drabenderhöhes erschliessen.
Der Ortsname Drabenderhöhe erschliesst sich durch Traufe, triefen, tröpfeln und steht für eine feuchte, nasse Anhöhe. Zum Deutungsversuch zu Drabenderhöhe muss man die mittelhochdeutsche Sprache, die vom ungefähr 1050 bis 1350 gesprochen wurde einbeziehen. Die Urkunde der Erstnennung des Ortes stammt aus dem Jahre 1353, also im linguistischen Übergang von der mittelhochdeutschen zur neuhochdeutschen Sprache. Zusätzlich spielt auch der regionale ripuarisch geprägte homburgische Dialekt, wie auch die niederdeutsche Sprache, die in alten Dokumenten verwendet wurde, noch eine Rolle. Zu dieser Zeit waren die ripuarischen Dialekte vom Lautstand schon verschoben. Der Deutungsversuch der triefenden, traufenden Höhe liegt nah, da die Bezeichnungen droffen und troufen beide im Mittelalter bekannt waren. Das hängt mit den unterschiedlichen regionalen Aussprachen zusammen. Für Drabenderhöhe müsste dies für „droffen“ der Fall gewesen sein. Im Mittelhochdeutschen wurde Drabenderhöhe dann wohl „Droffendehō“ oder „Droufendehō“ ausgesprochen worden sein. Die urkundliche Erstnennung lautet „Dravender Hoy“. Das „o“ scheint wohl zu einem „a“ verschoben worden zu sein – analog zur Öffnung des mittelhochdeutschen Diphthong „ou“ zum neuhochdeutschen „au“ (Troufe zu Traufe). Allerdings wird der Diphthong monophthongisiert und zu einem einfachen Vokal verändert. Das „y“ in „Hoy“ ist wohl ein rheinischer Dehnungsvokal und wurde Hö ausgesprochen. Analog finden wir 1465 im Homburgischen Weisthum „Traffende Hue“ als auch „Traffende Hoe“. Dies würde zu Droffendehō passen. Unterstellt man, dass es keine einheitliche Schriftsprache gab, hätte es 1353 eigentlich Draffender Hoy geschieben werden müssen. Das „u“ in Drauender Hoy wurde als „v“ ausgesprochen.
Da man heute ja nicht mehr hundertprozentig sagen kann, woher der Name Drabenderhöhe kommt, ist der Deutungsversuch ein Ansatz, doch ist anzunehmen, dass die triefende, nasse Höhe der tatsächliche Ursprung ist. Dies könnten auch die topografischen und meteorologischen Gegebenheiten untermauern. Die Region um Drabenderhöhe ist in der näheren Umgebung durch die höheren Berge und der Westwinddrift die feuchteste und niederschlagsreichste Gegend. Zudem haben hier auch sehr viele Wasserläufe, die Siefen, hier ihren Ursprung. Bis heute existieren Moore an den Hängen des Immerkopfes und waren vor der Besiedlung vermutlich noch viel zahlreicher als heute.
Bis in die Zeit Karl des Grossen (747 bis 814) war das Bergische Land ein grosses undurchdringliches Urwaldgebiet. Die ursprüngliche Vegetation umfasste verschiedene Waldtypen. Dominierend war vorallem die Rotbuche, der hohe Niederschläge in Verbindung mit milden Wintern gut verträglich war. Aber auch Hainsimsen-Buchenwald, der auf Grauwacke oder Tonschiefer hervorgegangenen nährstoffarmen meist sauren Moderhumusböden gedeiht oder Perlgras-Buchenwald auf Kalkgesteinen waren vertreten. Am Fuße der Talböden fanden sich Hainbuchenwälder neben Bergahorn, Esche oder Stieleiche. An den Bächen dominierten vorallem Hainmieren-Eschen-Erlenwälder. Auch Schwarzerle wie feuchte Bruchwälder waren anzutreffen. Das Klima im Frühmittelalter war kühl und sehr feucht. Die Temperaturen lagen im Schnitt vier Grad unter den heutigen Durchschnittswerten. Durch die Westwinddrift waren die Niederschläge besonders im Bergischen Land sehr hoch, da die Höhenzüge für die Feuchmassen eine erste Steigung vom Atlanik darstellten. Dies ist auch heute noch so, nur waren die Niederschlagsmengen damals grösser. Das bedeutete, das das Bergische Land nur bedingt für den frühmittelalterlichen Menschen mit seinen Ackerbaumethoden besiedelbar war. Ein Hinweis dazu liefern aus dem 5. und 6. Jhd. stammende Quellen zur nordischen Thidrek-Saga. Ortskundige westfälische Kaufleute berichten von Wegstrecken aus dem Bonner Raum in das Sauerland, die mühsam zu passieren waren. Es werden von menschenleeren grossen Wäldern und Heiden mit nur wenigen Höfen und kleinen Burgen abseits der Fernwege berichtet. Selbst Herbergen waren nur selten vorhanden. Bei diesen Fernwegen könnte es sich um die durch Drabenderhöhe führende Zeithstrasse handeln, die von Bonn nach Dortmund führte, sowie um die Nutscheidstrasse, die sich ebenfalls von Bonn nach Siegen, einem schon frühgeschichtlich wichtigen Erzabbaugebiet, zog. Auch die von Köln nach Siegen führende Brüderstrasse erlangte als Handelsweg spätestens im Mittelalter an grosser Bedeutung.
Während der Römerzeit besiegte Julius Caesar den linksrheinischen Stamm der Eburonen 54 v. Chr. und gelangte damit bis zum Rhein. Die germanischen Ubier wurden in Etappen von der rechtsrheinischen Seite auf das linke Ufer in die Eburonengebiete umgesiedelt und liessen sich schon zu Zeiten Caesars an von Natur begünstigten Plätzen wie Köln, Bonn und Neuss nieder. Das Oppidum Ubiorum wurde 38. v. Chr. gegründet und wurde später zur Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Die Stadtrechte erhielt Köln im Jahr 50 n. Chr. Vermutlich an Verträge gebunden, sollten die Ubier den Rheinlauf in der römischen Okkupationsphase sichern helfen. In der rechtsrheinischen Niederung im Gebiet zwischen Lippe und Sieg lebten die Sigambrer, einem Volk, was die Wissenschaft heute dem germanischen Kulturraum zuordnet. Sie werden bereits 55 v. Chr. erwähnt als sie den Römern unterlegenen Usipetern und Tenkterern Aufnahme gewähren und den Römern unter Berufung auf die Rheingrenze die Auslieferung verwehren. 54 v. Chr. greifen die Sigambrer das römische Militärlager Aduatuca an. Im Jahre 16 v. Chr. töten sie Römer im rechtsrheinischen Germanien, führen Plünderungszüge nach Gallien durch und besiegten anschliessend die sie verfolgenden Truppen des Statthalters Marcus Lollius, darunter die 5. Legion. Dies war ein schwerer schlag für das imperiale Prestige des Kaiser Augustus. Unter ihrem König Maelo brachen sie 12. v. Chr. erneut in Gallien ein und wurden unter Tiberius 7. v. Chr. unterworfen. Um die rechtsrheinische Seite zu befrieden wurde ein Grossteil des Stammes auf die linksrheinische Seite in das Land der Sunuker umgesiedelt. Dies belegen auch archaölogische Untersuchungen, die eine Fundleere für diese Zeit im rechtsrheinischen Gebiet feststellten. Fluchtburgen, die vorallem im bergischen Land zu finden sind, wie die Erdenburg bei Bensberg oder der Lüderich bei Untereschbach wurden als Mittelpunktsiedlungen nur kurzfristig bewohnt und wurden unzerstört plötzlich aufgegeben, wohl in Folge der caesarischen Feldzüge. Die Wallanlagen existieren um 100 v. Chr. bis spätestens 50 v. Chr. Inwieweit auch die in der nähe von Drabenderhöhe liegenden Fluchtburgen, die Heidenburg auf dem Rausberg bei Engelskirchen, dem Ringwall auf dem Borrberg bei Oesinghausen, dem Ringwall auf dem Burgberg bei Lobscheid und dem Ringwall Burg bei Bielstein in diese Zeit passen bleibt offen. Einige Forscher datieren diese Anlagen in die frühmittelalterliche Zeit. Auch wenn diese Ringwallanlagen in die römische Zeit fallen, kann von einer Besiedelung des Landes nicht ausgegangen werden.
Allerdings spielte der Bergbau bereits eine Rolle. Es fanden sich römische Keramik in Schalken bei Overath und in der Grube Bliesenbach bei Loope, sowie auf dem Lüderich bei Untereschbach. Die Funde wurden auf das Jahr 20 n. Chr. datiert. Man baute vorallem Silber, Bleierze und Kupfer ab. Ob die Römer bereits Bodenschätze auf rechtsrheinischischer Seite ausgebeutet haben oder die auf der rechtsrheinischen Seite lebenden Germanen oder auch Kelten daran beteiligt waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Der Kupferbergbau bei Schalken wird den Römern in die erste Hälfte des 2. Jhds. zugeordnet. 1997 wurde eine Bergbausiedlung aus augusteisch-tiberischer Zeit auf dem Lüderich entdeckt. Dabei belegen Abbauschächte und verschiedene Abfallprodukte von den Verhüttungsprozessen die Blei- als auch die Silberproduktion. Die sehr frühzeitige und gezielte Erschliessung der Bleierzvorkommen weist auf einen Kontakt zwischen den Römern und der lokalen Bevölkerung hin. Grubentätigkeiten lassen sich auch für Bliesenbach im Loopetal nachweisen.
Im 4. Jhd. siedeln Brukterer auf der rechten Rheinseite. Sie stammten wahrscheinlich aus der Gegend um die mittlere Ems und oberer Lippe. Nachdem sie von anderen germanischen Stämmen überfallen worden und beinahe ausgerottet wurden, zog ein Grossteil an die untere Lippe, eine Gruppe verblieb im alten Siedlungsgebiet, wo der frühere Gau Borahtra noch an sie erinnerte. Im 3. Jhd. breiteten sie sich zwischen Neuss und Koblenz weiter aus. Ende des 5. Jhd. schlossen sie sich mit anderen Stämmen, wie den Sigambern, der Tubanten, Salier, Chamaven und anderen zum Stammesverband der Franken zusammen und beendeten im Jahr 486 mit dem Sieg über Sygarius, dem römischen Statthalter in Gallien, die römische Vormacht am Rhein. Die Franken erreichten mit der Dynastie der Merowinger und später der Karolinger unter Karl dem Grossen eine bedeutende Vormachtstellung in Europa.
In der Karolingerzeit begann sich das Klima zu verändern. Es wurde nach 800 stetig wärmer und trockener. Im Hochmittelalter lagen die Temperaturen im Schnitt 2 bis 3 Grad höher als heute. Dies beschreibt auch eine Aufzeichnung aus dem Nürnberger Archiv für den Sommer 1022: „…dass viel Leut umb Nürnberg auff den Strassen vor grosser Hitz verschmachtet und ersticket, deßgleichen sind auch alla Früchte auff den Feldern, Gärten und Wiesen auch Ackern verdorret und verbrenet, auch sein viel Brunen Flüsse Weyher und Bäche vertrocknet und versieget, wie dann umb Nürnberg alle Bäche und Weyher biß auff fünff vertrocknet und und zwey Brunen vor grosser Hiz versieget, dardurch grosser mangel am Wasser entstanden ist.“Die Klimaerwärmung hielt bis ungefähr in das 13. Jhd. an. Damals waren die Berge in den Alpen beinahe eisfrei. Danach wurde es wieder kühler und feuchter. Das begünstigte Klima führte dann auch zu einem Anstieg der Bevölkerung in der Rheinebene. Da verbesserte Ackerbautechniken erst im 12. Jhd mit der Dreifelderwirtschaft aufkamen, waren die Menschen gezwungen, sich anderswo anzusiedeln, da nicht mehr genügend Nahrungsmittel produziert werden konnten. Damit begann dann auch die Besiedelung des Bergischen Landes.
Archäologische Funde belegen, dass mit der Klimaerwärmung zur Zeit Karl des Grossen nach 800 n. Chr. sich erste Siedlungsspuren im Südbergischen Raum durch fränkische Siedler aus der Rhein- und Siegebene, sowie Nachfahren brukterischer Siedler aus Westfalen, nachweisen lassen. Im Zuge von Bauarbeiten an der Nümbrechter Kirche 1953 bis 1955 wurde unter den Fundamenten von Vorgängerbauten ein Gräberfeld entdeckt, das aus drei Bestattungsschichten mit Baumsarggräbern, das heisst Bestattungen in ausgehölten Eichenstämmen, sowie Gräbern mit steinerner Einfassung bestand. Dabei fand man bei einem Skelett eine Scherbe aus karolingischer Zeit. Seit 1973 sind auf verschiedenen Fundplätzen innerhalb der Nümbrechter Gemeindegrenzen weitere karolingische Scherben zutage gekommen. Die Scherben stammten aus Badorf und benachbarten Töpferorten des Vorgebirges zwischen Köln und Bonn. Diese Badorfer Keramik wurde im 8. und 9. Jhd. produziert und macht ein grobe Datierung über die Anfänge der Besiedelung in der hiesigen Region möglich. Unter Umständen ist es denkbar, dass eine gezielte und friedliche Ansiedelung durch geistliche Institutionen stattfand. Gerade der St.-Cassius-Stift in Bonn war im sogenannten Auelgau, dem südbergischen Raum, mit vielen Gütern und Kirchen ausgestattet, wie aus einer Urkunde aus dem Jahr 1131 hervorgeht. Nach dem Sieg über die Sachsen gelangten die ungerodeten und herrenlosen Gebiete des Bergischen Landes in die Verfügungsgewalt des fränkischen Königs, der sie dann an kirchliche und weltliche Lehensträger weitergab. Um einen maximalen wirtschaftlichen Nutzen aus den unkultivierten Flächen zu ziehen, bot sich für die neuen Grundherren eine Vergabe zu Siedlungszwecken an, bei der oft günstige ökonomische Bedingungen und rechtlich-soziale Vergünstigungen eingeräumt wurden. Das lockte Siedler an, in der Hoffnung auf einen sozialen Aufstieg („Rodung macht frei“) und eine wirtschaftliche Besserstellung als im fränkischen und sächsischen Altsiedelland.
Die Brukterer waren ein ursprünglich zum fränkischen Kulturverband gehörendes Volk, die aber während der Sachsenkriege Karls des Grossen zwischen Franken und Sachsen gerieten. Dabei handelte es sich wohl um die Nachfahren der ihm Gau Borahtra verbliebenen Brukterer. Nach Unterwerfung der Sachsen im Jahre 804 wurden sie auf Geheiss Karl des Grossen im Sauerland und im Bergischen Land angesiedelt.
Ein Hinweis sind auch die Ortsnamen, die Drabenderhöhe umgeben. Die fränkischen „-ingen-Siedler“ hinterliessen Ortsnamen, wie Nallingen, Bövingen und Henningen, die Brukterer waren die sogenannten „-inghausen-Siedler“, typisch dafür sind Gerlinghausen, Gibbinghausen, Tillinghausen, Hündekausen, Hückhausen, Bünghausen, Osberghausen, Bellinghausen, Kehlinghausen, Esinghausen, Erlinghausen, Heddinghausen, Wülfringhausen usw. Bei den Ortsnamen handelt es sich um zusammengesetzte Namen, die aus einem Grundwort und einem Namensbezug bestehen. Dabei stehen die „-ingen-Orte“ für die Zugehörigkeit des Ortsgründers oder eines Sippenoberhauptes (z. B. Henningen, „Siedlung der zu Henno gehörenden Leute“). Ähnlich verhält es sich bei den „-inghausen-Siedlungen“: z. B. Gerlinghausen, „bei den Häusern des Gerlo gehörenden Leute“. Auffällig für die frühe Siedlungstätigkeit ist, dass bereits eine Grenzwirkung zwischen fränkischen und brukterischen Siedlern erwirkt wurde. Dabei verzahnen sich beide Siedlergruppen in der Drabenderhöher Umgebung, währenddessen sich im übrigen Homburger Ländchen und im Schwarzenberger Land um Gummersbach sich ausschliesslich brukterische Namensformen finden.
Offensichtlich blieb zunächst der Raum um Drabenderhöhe siedlungsleer. Erst mit weiteren Rodetätigkeiten und zunehmender klimatischer Erwärmung enstanden Orte mit den Endungen „-hagen“ und „-roth/-rath“, wie Büddelhagen (urkundlich erstmals erwähnt 1413 als Bodelhaen) und Hillerscheid (urkundlich erstmals erwähnt 1454 als Hildershaym/1555 Heldershagenn/1575 Hillershagen), sowie Malzhagen, Stockheim (1341 Stockhain, also Stockhagen), Alferzhagen, Weiershagen und Leuscherath, Herferath, Bonrath, Ründeroth, Bellingroth, Elsenroth, Huppichteroth und Repschenroth. Auch die „-hagen“ und „-roth/rath“ Orte bestehen häufig aus einem zusammengesetzen Namenspaar mit Grundwort und einem Vornamen. Hildershagen bedeutet eingefriedete Wohnstätte des Hild. Die Endung -rath/rode steht für einen Ort, an dem der Wald gerodet wurde.
Vermutlich entstand die Kapelle zu Drabenderhöhe im 12. oder 13. Jhd. Experten datieren den Turm auf diese Zeit, denn durch die typisch runden Fensterformen gehört dieser dem Baustil der Romanik an. Ob sie eine Filiale der Kirche zu Wiehl war, die bereits 1131 als Besitz des St. Cassius-Stift in Bonn erwähnt wurde, ist nicht belegbar, aber wahrscheinlich. Im Liber Valoris von 1308, einem Steuerverzeichnis der Kölner Erzbischöfe wird die Kapelle nicht genannt, aber in homburgischen als auch bergischen Dokumenten des 16. Jhds. wird Drabenderhöhe, wie auch die umliegenden Höfe Dahl, Immen, Niederhof, Hahn, Hillerscheid und Jennecken dem Kirchspiel Wiehl zugeordnet. Spätestens in diesem Zeitraum des Hochmittelalters scheint die Besiedelung des oberbergischen Landes abgeschlossen zu sein. Ein Hinweis dazu findet sich im Siegburger Urkundenbuch der Abtei St. Michael aus den Jahren um 1280. In diesem Abgabenverzeichnis sind die meisten der heute noch vorhandenen Ortschaften in der Pfarre Overath aufgelistet. Aufschlussreich ist auch die Kämmereirechnung des St. Severinstifts zu Köln für den Frohnhof Lindlar aus dem Jahre 1413. Auch hier sind zahlreiche Ortschaften aus dem Raum Engelskirchen aufgeführt, unter anderem Büddelhagen und Verr. Zwar liegt uns aus dieser Zeit kein Abgabenverzeichniss für das Homburger Land vor, aber es muss davon ausgegangen werden, dass auch hier bereits fast alle Ortschaften bestanden haben, bis natürlich auf die, die nachweislich erst später gegründet wurden.
Durch die steigende Bevölkerung im Hochmittelalter, der wirtschaftlichen Erschliessung mit den umliegenden Bergwerken (archäologische Grabungen datieren eine Minensiedlung an der Silberkaule in der Nähe des Grossen Heckbergs auf das 13. Jhd., in der Grube Bliesenbach im unteren Loopetal wurde ein Holzgezähfund auf das Jahr 1217 datiert, Kaltenbach wurde urkundlich erstmals 1185/1187 erwähnt, weitere Bergwerke sind 1474 am alten Giersberg und 1575 das Hühnernest bei Forst urkundlich genannt) und der verkehrsgünstigen Lage an den beiden Fernwegen der Zeith- (von Bonn nach Dortmund) und der Brüderstrasse (von Köln nach Siegen) ist die Gründung einer Kapelle im westlichen Bereich der Vogtei Wiehl durchaus denkbar.
1175 überträgt der Kölner Erzbischhof Philipp von Heinsberg die Vogtei Wiehl, nachdem er sie vom Grafen von Katzenelnbogen zurückgekauft hatte, an den St. Cassius Stift unter Probst Lothar. Der Erzbischof bestimmte, dass die Vogtei der genannten Kirche St. Cassius für immer gehören und ihr nicht entfremdet werden sollte. Offensichtlich wurden die Ritter zu Wiehl zu Amtsträgern der Vogtei und standen als Ministeriale in Beziehung zu den Grafen von Berg. 1260 wurde Adolph von Wiehl als Burgvogt von Windeck erwähnt und 1263 als Truchsess zu Berg.Nachdem der Ritter von Wiehl der Sage nach im Kloster Heisterbach verstarb, wurde die Vogtei an die Herren zu Elverfeldt übertragen. Die Vogtei lag im Einflussbereich der Grafen von Berg.
Die Kapelle zu Drabenderhöhe war zwar keine unabhängige Kirche, aber war zumindest mit einem Zehntrecht ausgestattet, was einer zehnprozentigen traditionellen Steuer in Form von Geld oder Naturalien entspricht. In keinem der früheren Dokumente findet sich eine Abgabe dieses Zehnten an geistliche Institutionen, aber an eine weltliche. Von wem dieses Zehntrecht ursprünglich stammt und wie es weitergegeben wurde, ob der St. Cassius-Stift oder der Graf von Berg involviert war, lässt sicht nicht mehr eindeutig ermitteln. Somit bleibt es unklar, wer die romanische Kapelle errichtet hat. Zumindest wurde die Kapelle zu einer Eigenkirche eines Adeligen. Eigenkirchen wurden auf privaten Grund und Boden errichtet. Das Recht der Ein- oder Absetzung des Pfarrers oblag dem Grundherrn. Somit standen ihm auch der Nutzen der Erträge, also des Zehnten zu, hatte sich aber auch um die Bedürfnisse der Kirche und der Seelsorge zu kümmern. Unter welchem Patrozinium die Kapelle stand, muss auch offen bleiben. Erst im 16. Jahrhundert erfahren wir, dass sie Johannes dem Täufer geweihnt war. Dieses Patrozinium scheint aber erst durch die Johanniter in späterer Zeit vergeben worden zu sein.
Es ist möglich, dass der Zehnte der Kirche zu Drabenderhöhe nach 1330 vermutlich von den Grafen zu Berg an die Familie von Grafschaft übertragen worden ist, da Heinrich III. Dienstmann des Grafen von Berg war und das bergische Amt zu Angermund inne hatte. Das Adelsgeschlecht der von Grafschaft stammte aus dem Sauerland aus der Gegend um Fredeburg, Brilon und Medebach und übten die Vogteirechte der Grafen von Arnsberg aus und stellten die Vögte des Klosters Grafschaft. Heinrich III. erhielt auch die Belehnung über das Schloss Ehreshoven bei Engelskirchen durch die Siegburger Abtei Sankt Michael. Im Siegburger Lehnsverzeichnis aus dem Jahre 1330 wird Wilhelm von Troisdorf als Lehnsbesitzer erwähnt, der sein Lehen über Ehreshoven dem Ritter Heinrich von Grafschaft zur „Leibzucht“, d. h. zur lebenslänglichen Nutzung, überlassen hat. Vermutlich hat Heinrich III. das Zehntrecht an der Kapelle zu Drabenderhöhe, wegen der räumlichen Nähe zu Ehreshoven erlangt. Denkbar ist aber auch, dass das Zehntrecht ursprünglich die Familie von Sayn stammt, denn Adolf von Grafschaft, der Sohn von Heinrich III., heiratete Jutta von Sayn, eine Schwester von Salentin von Sayn, der auch Mitsiegler der urkundlichen Erstnennung von Drabenderhöhe und Herr zu Homburg war.
Am 9. August 1353 übertragen Ritter Heinrich III. von Grafschaft, sein Sohn Adolf und seine Tochter Kunigunde den Zehnten auf seinen Sohn bzw. ihren Bruder Heinrich. In diesem ersten Dokument, wo ein Hinweis auf Drabenderhöhe zu finden ist, wird der Ort als „Dravender Hoy“ bezeichnet. Das Zehntrecht wurde dann innerhalb der Familie weitervererbt. Heinrich IV. von Grafschaft verstarb kinderlos und seine beiden Schwestern Kunigunde und Elisabeth erbten das Zehntrecht. Die beiden, sowie ihre Kinder, die Geschwister Heinrich und Konrad von Merode und Heinrich, Heidenreich, Adolf, Gerhard, Johann und Dietrich von Plettenberg, verkauften den Zehnten am 21. Januar 1391 an den Herzog Wilhelm von Berg. Adolfs Tochter Jutta von Grafschaft wurde in das Erbe nicht einbezogen und heiratete Wilhelm von Nesselrode. Vermutlich hatte sie keine Ansprüche mehr, da ihr Vater bereits 1381 verstarb. Die Nachkommen der späteren Grafen von Nesselrode lebten bis 1920 auf Schloss Ehreshoven. Bei dem Verkauf an den Herzog von Berg wird die Kirche Drabenderhöhes als im Lande Homburg gelegen erwähnt, denn die Vogtei Wiehl wurde von Dietrich Zobbe zu Elverfeldt 1385 an die Grafen von Sayn verkauft. Dadurch ergab sich die Grenzlage der Kapelle zwischen dem Herzogtum Berg und der Herrschaft Homburg und der sich daraus resultierenden Grenzstreitigkeiten und den unklaren Besitzverhältnissen zwischen den beiden Adelshäusern.
Wappen der Edelherren von Grafschaft
Im Verlauf des 15. Jahrhundert wurde die Kapelle der Ordensniederlassung der Johanniter in Marienhagen angegliedert. Die Kapelle „de Alto“ (lateinisch: von der Höhe) mit dem Weltgeistlichen Conradus wurde in der Generalvisitation der Johanniter über seine Besitzungen 1495 erwähnt. Die Übertragung von Kirchen an Weltgeistliche entstand dadurch, dass zu wenige Priester in den Orden eintraten. Die Johanniter pflegten gute Kontakte zu den Häusern Sayn und Berg. Von welchem Adelshaus die Johanniter ihre Rechte in Drabenderhöhe erlangten ist unklar. Zumindest erteilte Gottfried von Sayn dem Orden 1330 das Recht in Marienhagen zweimal im Jahr einen Markt abzuhalten. Andererseits erhielt der Herzog von Berg, wie schon erwähnt, das Zehntrecht an der Kapelle zu Drabenderhöhe durch Kauf. Im Visitationsbericht aus dem Jahre 1582 wird die Kirche als „domus hospitalis Sancti Johannis Baptistae“ bezeichnet, was die Beziehung zum Johanniterorden unterstreicht. Die Kapelle war also ursprünglich Johannes dem Täufer geweiht, wie auch die Kommenden der Johanniter in Burg, der Marienhagen angegliedert war und Herrenstrunden. Aber bereits zu diesem Zeitpunkt berief schon nicht mehr das Ordenshaus in Marienhagen den Vikar, sondern der Herzog von Berg. In dem Visitationsbericht von 1582 berichtet Pastor Jakob Sasse an die herzogliche Kommission:
Die Kapelle gehöre dem Johanniterorden und nannte sich domus hospitalis Sancti Johannis Baptistae. Er habe vernommen, dass der Kommentur des Johanniterordens zu Marienhagen früher den Geistlichen in Drabenderhöhe angestellt habe, daß jetzt aber der Fürst von Berg die Stelle vergebe. Das Einkommen dasselbst belaufe sich auf 10 Gulden. Zu der Stelle gehörten damals 24 Morgen Haferland und 2 Morgen Garten. An Heu liefere das Gütchen kaum für sechs Kühe hinreichendes Futter, früher sei die Kapelle im Besitze eines Hofes zu Niederhoben (Niederhof) gewesen. Den habe ein Windecker Amtmann Nesselrath für 180 Gulden an sich genommen. Das dafür gezahlte Kapital bringe jetzt 9 Gulden ein, ebensoviel, wie ehemals der Pacht des Hofes betragen habe. Auch gehörte der Kapelle früher eine halbe Mahlmühle In der Hoen (Hähnermühle), welche der zweite Vorgänger des jetztigen Komtur zu Marienhagen dem windeckschen Rentmeister Pampus verkauft habe. Die Kirche habe außerdem jährlich sechs Gulden Einkommen und noch einige Büsche, welche zu hawiger Zeit gehauen und verkauft würden (zwischen 1518 und 1550 ist Henne Pampus Rentmeister in Windeck. Zur selben Zeit (1515 bis 1528) ist ein Mauritius zu Nesselrode Amtmann zu Windeck). Offensichtlich war die Kapelle in Drabenderhöhe mit einigen Gütern ausgestattet, die aber Anfang des 16. Jhds. verkauft worden sind. Der eingesetzte Vikar musste sich auf dem Pfarrhof auf ein eher bescheidenes Leben einstellen.
Der Pfarrhof in Pfaffenscheid - Archiv Much
Die Einführung der Reformation in Drabenderhöhe muss im Zusammenhang mit dem konfessionellem Wandel in Marienhagen gesehen werden. In den Jahren 1540 und 1550 führte der Johanniterorden eine Visitation in der Kommende in Marienhagen durch und stellte fest, dass der Komtur vom alten Glauben abgefallen war und im „Konkubinat“ lebte, sowie Kinder hatte. Man muss annehmen, dass dies nicht ohne Auswirkungen auf die Drabenderhöher Filiale bleiben konnte. Allerdings beschreibt der Orden nicht den Zustand für Drabenderhöhe. Aus Drabenderhöhe wurden auch die wenigen gewaltsamen Begleiterscheinungen des Religionswechsels bekannt. Die Söhne des in Jennecken wohnenden Richters Johann Rath zerschlugen das neben der Kirche stehende Kreuzhäuschen. Der Richter Rath wird in mehreren Urkunden erwähnt, so in den Protokollen des Siegburger Schöffengerichtes 1558 als Johan Raedt zu Jenecken, Richter und Schultis zu Wiell (er kann nicht schreiben!) und 1574 als Raedt, Richter zu Gynnecken mit seiner Schwiegertochter Elsgen und seinen Schwiegersohn Joergens zu Mentz, sowie in den Homburgischen Futterhaferzetteln als Johan Radt, Richter.
Der erste protestantische Vikar war Jakob Neuleben, der 1555 nach Drabenderhöhe berufen wurde. Er war verheiratet und hatte eine Familie mit 6 Kindern. 1563 führten die Herren von Homburg eine lutherische Kirchenordnung ein. Dem katholisch gesonnenen Windecker Amtmann war dieser Lutheraner ein Dorn im Auge, besonders seitdem Vikar Neuleben in der Gummersbacher Kirche im Jahre 1570 den jungen Pfarrer Heinrich Gervershagen aus Müllenbach mit Getrud Schorre aus Bernberg getraut hatte. Ein Leumundszeugnis, das der Drabenderhöher Vikar gutgläubig und wohl auch, um die stets leere Haushaltskasse aufzufüllen, einem steckbrieflich Verfolgten aus Büddelhagen ausstellte, brachte ihn selbst ins Amtsgefängnis. Allerdings hatte der Amtmann in Windeck nicht mit dem Widerstand der Höher Kapellengemeinde gerechnet. Neuleben wurde von der Kapellengemeinde sehr geschätzt und stellte sich hinter ihren bedrohten Vikar. Die Bevölkerung trug ihre Bittschrift und Zeugnisse an die herzogliche Behörde mit dem Hinweis auf die von Neuleben geübte Beachtung der herzoglichen Kirchenordnung, die ausdrücklich Priesterehe und Abendmahlspende mit Brot und Wein erlaubte. Hierauf wurde der Befehl zu seiner Absetzung und Ausweisung wieder aufgehoben. Jakob Neuleben blieb bis 1571 in Drabenderhöhe, bis er von der Herrin zu Gimborn-Neustadt nach Gimborn gerufen wurde und dort 1579 verstarb.
In dieser Zeit verschärften sich auch die Grenzstreitigkeiten zwischen dem Herzogtum Berg und den Grafen zu Sayn-Wittgenstein. Es kam zu 3 erfolglosen Gütetagen in Drabenderhöhe. Die Teilnehmer dieser Gütetage befürchteten, dass sie nicht standesgemäss dort untergebracht würden. So heisst es 1553: denn es ist „ein schroh Ort, da ist übel Notdurft zu bekommen“ und 1560: „In Ansehnung, daß eß hier uf der Drabenderhohe vast ungerust und deermaßen gestellt, daß man zu allen Theilen übel Herberg haben und schlecht underkommen kunt, so geben sie zu bedenken, ob nit dinlich, an ein bequemlichen Ortt zu rucken“. Die Drabenderhöher Herbergen waren wohl nicht gerade sehr bequem. In diesem Zusammenhang berichtet Reinhard Stappenhöfer 1553, dem bergischen Rentmeister, über das „Zapfen des Bannweins“ (eine Steuer, die beim Verkauf von Bier und Brannntwein anfiel, die vom Wirt zu zahlen war): „die homburgischen erstanden sich, auch die bergischen mit Bannwein zu beschweren. Sie brachten einer bergischen Wirtsfrau in Drabenderhöhe, Stommels Frei genannt einen Fuder Wein, das sollte sie ihnen als Bannwein verzapfen. Diesen Wein nahm die Frau nicht an und lies ihn wohl acht Tage vor dem Haus auf der Strasse liegen. Da kamen die Homburgischen und legten den Wein gegen ihren Willen mit Gewalt in ihren Keller und wollten sie damit zwingen, den Wein zu zapfen. Da beklagte sich die Frau bei ihrem damaligen Amtmann Herrn Bertram von Nesselrode. Der bestellte Fuhrleute und wollte den Wein wieder herausholen und diesen wollte er unserm gnädigen Herrn nach Bensberg, wo der gnädige Herr zur Zeit war, liefern lassen. Als aber die homburgischen solchen Anschlag vernahmen, haben sie sofort Leute nach Drabenderhöhe geschickt, den Wein aufladen und wieder nach Homburg fahren lassen. Dabei ist es dann mit dem Zapfen des Bannweins bis heute geblieben.“ Die Einahmen betrugen im Homburger Land 1593 16 Gulden. Die Bergischen Untertanen zahlten zu der Zeit keinen Bannwein an die homburgischen Herren. Dies ist der erste Nachweis, dass eine Gastwirtschaft in Drabenderhöhe bestanden hat. Die Inhaberin war Stommels Frau. Die Tradition des Gastronomiegewerbes hat in Drabenderhöhe also seit über 460 Jahren bestand.
Im Futterhaferzettel der Reichsherrschaft Homburg wurden 1580 als abgabepflichtig „Uff der Hoehe“ ein Wittgensteinischer, ein Saynischer und zehn Bergische Untertanen gezählt. Die damaligen Hofbesitzer waren
Conrad Zanger wird zusammen mit Conrad Erdthaen in einem Zeugenverhör 1574 bei Grenzstreitigkeiten im Kaltenbacher Bergwerk erwähnt. Dabei beschreiben sie, wo der Kaltenbach seinen Ursprung hat. Hier wird erstmals der Weiler Brächen „uff den Breche“ urkundlich genannt. Aus der Bergischen Steuerliste von 1555 für das Kirchspiel Wiehl geht hervor, dass Meister Conrodt ein Wirt war. Er muss einige Landgüter besessen haben, wie die Mercatorkarte dokumentiert. Er besass einen „Kamp“ (Meister Conradts Kamp), also einen Wald in der Nähe der Zeitstrasse oberhalb der Kirche direkt an der homburgischen Grenze, sowie eine Wiese in der Nähe der Hönerborns (Conradts Wissche). Zudem wird er in den Siegburger Schöffenprotokollen 1558 als Conraidt van der Trabenderhoe erwähnt. Es kam zum Streit als Conrad beim Wirt Isermart sein Pferd unterstellte und 27 Mark und 5 Schilling offen standen. Conrad konnte die Zeche wohl nicht bezahlen und hatte seinen Gürtel als Pfand hinterlassen. Der Wirt wollte den Gürtel nicht zurückgeben. So kam es zu einer Ausseinandersetzung, die vor dem Schöffengericht geregelt wurde.
Auf der bergischen Seite im Ortsteil Scheidt zählte man in den Listen der Pferd- und Schüppendienste 1559 zwei bergische Untertanen:
In dem bereits erwähnten Zeugenverhör von 1574 wird auch Wilhelm im Scheidt befragt, 50 Jahre alt. Er wurde also 1524 geboren. Auch der 27jährige Johengen aus Vehr (Verr) wurde vernommen. Er sagte aus, dass er als kleiner Junge zu seinen Onkeln nach Schnellenbach geschickt wurde und von Nivel aus Kaltenbach durch den Wald begleitet wurde, da er Angst vor den Wölfen hatte. Aus den Aussagen erfährt man, dass die Einwohner in Drabenderhöhe, Scheidt und Verr Beziehungen zum Bergbau in Kaltenbach hatten. Womöglich waren sie sogar als Knappen dort beschäftigt. Offensichtlich hat es Mitte des 16. Jahrhunderts sogar noch Wölfe in der Umgebung gegeben.
Ein saynisches Dokument aus dem Jahre 1580 beschreibt die Grenze: Erstlich liegt die Trabende Höhe ganz im Land zu Homburgh. Von der Trabender Höhe geht die Schneyde (Grenze), die man das Laegh nennt, bis an den Wartzbaum. Von dannen über die „Karrestatt“ bis an das Kirchengutte zu Wiell und der Kirchengutten zu Wiell liegen alle im Land zu Homburch. Und das Lag (Grenze) gehe von der Kirchengutten bis auff die Malbach (Molbach). Von der Malbach bis auff den „Wiellpfuell„ (Wiehlpuhl), da die „Wiell“ in die „Acher“ falle …(es folgt die weitere Beschreibung der Grenze von der Agger bis an die Bröl) … von dannen fort die „Bruill“ hinauf biß zu „Herderode“ (Herferath) in die Brechters Aee“. Und die Bruill dasein biß uff die Brechters Aee ist halb den Herren von Homburch. Und das Lag gehet dan fort die bach hinauß biß „Hunnighaußen“ (Hündekausen), vondannen biß auff die Trabend Hö bei die Kirch, da der „Schlagh“ stehe.
Der Herzog von Berg beanspruchte den Grund und Boden, auf dem die Kapelle erbaut war. Dies geht aus einer Bittschrift um Befreiung von Frondiensten hervor, die im Jahre 1645 von den Kirchmeistern Thonnes Herhausen aus Dahl und Lutther aus Hahn an den Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg richteten. Dabei heisst es: Da unsere Kirche bergisch gewesen und ins Amt Windeck gehörigt, damals die gewesenen Kirchmeister mit keinen gemeinen Diensten zu thun gehabt, wie ein solches noch mit lebendig Kundschaft im Nothfall attestirt werden könnte…. Anton Herhausen war Kirchmeister in Drabenderhöhe von 1638 bis 1647. In der Mercatorkarte von 1575, die den Verlauf der bergischen Grenze dokumentiert, liegt die Ortschaft Drabenderhöhe auf der homburgischen Seite, die Kapelle dagegen auf bergischem Territorium. Auch die Grafen von Sayn, zu Wittgenstein beharrten auf ihren Rechten der Kapelle zu Drabenderhöhe. In dem Dokument von 1391, als der Zehnte auf den Herzog von Berg übertragen wurde gehörte Drabenderhöhe zur Herrschaft Homburg: …„op der Dravender hoe gelegen bynne dem lande van Hoimberg..“ (auf der Drabenderhöhe im Land von Homburg gelegen). Dies bestätigt auch das Homburger Grenzweistum, einer Urkunde aus dem Jahre 1464 über den Grenzverlauf der Herrschaft Homburg:
„So liget die Traffende hue (Drabenderhöhe) zo maile (im ganzen) Im Lande van Hoymberg (Homburg). Item (weiterhin) van der Traeffender Hoe geit der laich (Grenze) bis an den wartzbaum (Schlagbaum) und van danne geit id vort uber die karrestat (Karrstadt – Flur westlich des Immerkopfes) bis an der kirchen guede (Flur auf dem Kirchenfeld oberhalb Forst) van Wiell und der selben kirch guede van Wiele lygent zo maile Im Lande van Hoymberg und daz laich gett vort van der kirchen guede bis uff der Mailbach (Molbach) und dan vort die Mailbach aeben bis uff den Weelpoel (Wiehlpuhl)….bis zo Herbederoede (Herferath) in die Brechtersae (Becher Suthbach) und die Broelle (Bröl) das her byß is halff der Herr van Hoymberg und der laich geit dan vort die bach vyffen bis zo Hunekuysen (Hündekausen) und geit vort van Hunekußen bis uff die Traeffende hoe by die kirche“.
Drabenderhöhe war Zollstation an der Grenze zum Herzogtum Berg und der Reichsherrschaft Homburg. Dies geht auch aus den Akten dern Wiehler Brüchten von 1628 hervor: Gretgen, Jacobs Zolner Dochter auf der Hohe Hat sich der pfandung widersetzt, soll ufm pfütz gehen vnd zur straff geben 1 Thlr. Sie hatte sich der Pfändung widersetzt und soll zum Brunnen gehen und dort zur Strafe einen Thaler zahlen. Die Bezeichnung „Pütz“ findet sich auch auf der Mercatorcarte von 1575 als „puts“ und lebt in einer Ortsbezeichnung Drabenderhöhes als „Pützerhof“ im Bereich der früheren Gaststätte Nohl hinter der Kirche weiter. In der Umgebung muss früher ein Brunnen bestanden haben. Zollner steht für einen Zöllner, woraus sich ein Familienname entwickelt hat. Ein Brunnen existiert noch im Keller des Pfarrhauses, welcher heute von einer Garage überbaut ist.
Am 12. Juni 1604 einigte man sich im Siegburger Vergleich unter Graf Ludwig I. von Sayn zu Wittgenstein und Herzog Johann Wilhelm von Berg und legte die Grenze endgültig fest. Der Grenzstein Nr. 1 in der Kirchhofsmauer ist ein Zeugnis dieser Zeit und zeigt die Wappen von Berg und Homburg.
Graf Ludwig zu Sayn und Wittgenstein
Am 19. November 1604 wurde Drabenderhöhe dann zu einer eigenständigen Kirchengemeinde, die aus der gleichnamigen homburgischen Honschaft aus dem Kirchspiel Wiehl gebildet wurde, und es wurde seitens der Grafen von Sayn-Wittgenstein 1605 das reformierte Bekenntnis eingeführt. Das bisherige Recht des Johanniter-Ordens in Drabenderhöhe wurde nicht mehr anerkannt. Die Grenzführung um Drabenderhöhe wurde wie folgt bestimmt:
Vortters die Broell (Bröl) jehn seidt dem Roetgen (Röttgen) hinauff biß in die Brechters Ahe (Becher Suthbach) bej Hertterrodtt (Herfterath) da sie in die Broell fleust..Ferner den Brechters Aheseiffen durch die Oligs Mhull (Leuscherather Mühle) in den Honnerborn, von dannen neben der Trabenderhohe die Landtwehr hinauff an den Schlagbaum, derogestaltt, daß der Schlagbaum und Landtwehr Bergisch und die Capelle daselbst mitt der Kirchengiftt Homburg verpleibe, doch daß Ludwich von Sayn auff unserem grundt und boden daselbst ein Schlachtt (Schlagbaum) und Landtwehr aufzurichtten vorbehaltten seie, von dannen die die straß (Zeithstrasse) oben der Kirchen herauß dahin ein stein Numero 1 signiert, gesatztt, von dannen biß an den Leichtten Forst (Lichtenforst, ein Wäldchen bei Brächen an der Zeitstrasse) da ein altte Boeche (Buche) gestanden und nun ein Bircken strauch stehett, dahin ein stein numero 2 notiert gesatztt, Soviell dan ferner die Grentzen zwischen der Graffschafft Marck und Vogdeien Weill (Vogtei Wiehl) biß an den Forst da der alte Mahllstein befunden, und davon dann biß in die Acher (Agger)…
24 Grenzsteine, in Drachenfelstrachyt gehauen, geliefert von Meister Gerhard Schewen aus Köln, markierten nun die genauen Grenzen der Herrschaft Homburg. Durch die Grenzlage verblieb aber ein Teil der Kirchengemeinde im bergischen Ausland, denn die Bewohner von Scheidt, Pfaffenscheid, Obermiebach (jeweils Amt Windeck), Verr, Büddelhagen, Anfang und Brächen (jeweils Amt Steinbach) hielten sich aufgrund der räumlichen Nähe zur Kirchengemeinde Drabenderhöhe. Graf Ludwig I. war am 02. Juli 1605 in der Kirche Drabenderhöhe persönlich anwesend und liess die Symbole des Luthertums aus der Kirche entfernen. Ziel des Besuch war es, seinen kirchlichen Inspektor Dr. Crocius zu unterstützen, auf der Drabenderhöhe „das Götzenwerk niederwerfen und ausfegen“ zu lassen. In Nümbrecht erhielt er sein letztes Abendmahl, denn auf der Heimreise nach Berleburg ereilte ihn noch am selben Tag der Tod. Graf Ludwig I. war eine der bedeutensten Persönlichkeiten des Hauses Sayn-Wittgenstein. Ihn zeichneten Sparsamkeit, Gewissenhaftigkeit und Fürsorglichkeit aus, war ein sehr gebildeter Mann mit wirtschaftlich-haushälterischem Denken und einem diplomatischen Geschick im politischen Handeln. Er wurde vorallem zu einem entschiedenen Verfechter des Calvinismus.
Auf Anordnung seines Sohnes Graf Georg zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg wurden 1613 in der Drabenderhöher Kirche die Wände weiss übertüncht und die Seitenaltäre entfernt. Wahrscheinlich existierten, wie auch in der Marienhagener und der Marienberghausener Kirche hier ebenfalls Wandmalereien, die sich mit der reformierten Glaubensvorstellung nicht vereinbaren liessen.
Reichsherrschaft Homburg vor der Mark
Der Dreißigjährige Krieg erreichte auch bald das Homburger Land. 1622 durchzogen kurfürstlich-kölnische Truppen das Kirchspiel Wiehl und plünderten viele Dörfer. 1625 überschritten Spanische Truppen den Rhein und verboten im Kirchspiel Much das lutherische Bekenntnis. Es folgen Einquartierungen, auch im Homburgischen. 1627 besetzen Sächsisch-Lauenburgische Truppen Wiehl und später auch Nümbrecht. Im Jahre 1630 sind sämtliche kirchliche Einrichtungen in einem schlechten Zustand. Pastor Christian Klee berichtet von „großer Verwüstung der Kirche und des Pfarrhauses“. Durch den Dreissigjährigen Krieg wird auch das kirchliche Leben behindert. Abendmahlsfeiern finden kaum noch statt, da der Kirchmeister keinen Wein mehr besorgen konnte. So wurde selbst an Palmsonntag auf Bier zurückgegriffen. Überdies brachte viel „ausländisches Volk“ der Gemeinde argen Verdruss. Damit waren wohl die Truppenbewegungen ausländischer Soldaten gemeint. Zu Überfällen kam es dann noch in den Jahren zwischen 1633 und 1634. Zwischen 1634 und 1636 wird berichtet, dass in Drabenderhöhe und Umgebung die Pest wütete und viele Bewohner dahin raffte.
Im Jahr 1631 starb Graf Georg zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Zwischen den Söhnen Graf Ludwig Casimir und dem zweitgeborenen Graf Ernst ereignete sich ein Streit wegen der Erbfolge. Graf Ernst, der im von 1622 bis 1634 in wechselnden militärischen Funktionen und unter unterschiedlichen Herren an diversen Feldzügen des Dreißigjährigen Krieges teilgenommen hatte, wollte sich mit der ihm zugewiesenen Abfindung nicht zufrieden geben und verlangte von seinem älteren Bruder die Abtretung der Herrschaft Homburg. Er setzte seinem Bruder solange zu, bis dieser um des lieben Friedens willen und aus brüderlicher Liebe doch nachgab. Im Dillenburger Vergleich 1635 wurde Graf Ernst und seinen ehelichen Nachkommen die Herrschaft Homburg zugesprochen. Mit ihm enstand die Homburgische Eigendynastie über vier Generationen in mehr als hundert Jahren. Doch für die homburgischen Untertanen bedeutete dies kein grosser Segen, denn in dieser Zeit begann das Grafenhaus mit dem barocken Schloßausbau von Homburg und Neuhemsbach in der Pfalz und der damit verbundenen Prunkentfaltung. Die Kosten wurden vorallem auf die Bevölkerung abgewälzt, was zu einer grossen Unzufriedenheit führte.
Aus den Kirchenrechnungen des 17. Jahrhunderts geht hervor, dass die Gemeinde mehrere Kirchengüter besass, aus denen Pachteinnahmen erzielt wurden. Pächter waren 1638 Jacob Schmitz/Drinhausen, Conrads (Höhler) im Scheidt, Albert Driephohn/Drabenderhöhe, 1660 Bertram Jüngell/Drabenderhöhe, 1662 Kerstgen zu Staffelbach, Albert Zapp/Drabenderhöhe, Conrads (Höhler) Erben im Scheidt, Johannes Forst, Agnes auf Drabenderhöhe, 1667 Johannes Forst, Adam Noss, Johaentgen Klusen, Merten im Dahl, Engelbert auf der Höhe, Alandts Erben dasselbst, Dass Kramhussen, John Jung auf der Höhe, Hermann zum Kram.
Unter Pastor Johannes Haas fand 1675 erstmals eine Personenaufnahme statt:
Trabender Hoe:
Scheid:
Anfang:
Ein Grossbrand zerstörte am 2. Juni 1696 innerhalb drei Stunden elf Gebäude und das Kirchenschiff. Der Brand brach in einem Backhaus aus, welches zum Hof Anfang gehörte, aus. Von der Kirche blieben nur der Turm und der gotische Chor mit einem kleinen Turm übrig. Graf Wilhelm Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Homburg stattete Peter Fischbach und Christian Herhausen mit einem Legitimationschreiben aus, um Spenden zu sammeln. Die Kirchengemeinde war nicht in der Lage aus eigener Kraft das Kirchengebäude wieder aufzubauen. Durch die Kollekten, vorallem aus den reformierten Niederlanden (Amsterdam und Wesel) und dem Niederbergischen, sowie des gräflichen Hauses, Wiehl, Nümbrecht, Wahlscheid, Bergneustadt, Hamm/Sieg sowie Köln und der Kaufmannsfamilien Wülfing und von Recklinghausen, deren Grabplatten neben dem Eingang an der heutigen Kirche angebracht sind, Pastor Haas selbst, Johannes Höhler im Scheidt und Schultheis Schnabel konnte die Kirche wieder aufgebaut werden. Insgesamt wurden 1031 Reichsthaler gesammelt.
Der Turm wurde um ein Geschoss erhöht und mit der jetztigen barocken Haube versehen. Gleichzeitig errichtete man ein neues gotisierendes Langhaus mit Strebepfeilern, während der Turm seinen romanischen Charakter behielt. Die beiden Schlußsteine enthielten die Jahreszahl 1697 und wurden nach Abbruch der Kirche 1846 im früheren Haus Kauert in Forst auf Steinsockeln vermauert. Die Steine waren aus Lindlarer Sandstein, im Durchmesser 52,8 cm und 38 cm und waren mit den Allianzwappen des Grafen Wilhelm Friedrich zu Sayn-Wittgenstein, sowie seiner Gemahlin Maria Magdalena und des Grafen Carl Friedrich zu Sayn-Wittgenstein versehen.
Die Drabenderhöher Kirche von 1697 bis 1846 (Zeichnung von 1837)
Die alte Kirche mit Ortsteil Schniffel (Zeichnung von 1837)
Im Jahre 1687 kam es zu einem Konfessionskonflikt zwischen der Herrschaft Homburg und dem katholischen Kirchspiel Much. Der dort amtierende Pastor Rose berichtete, dass Katholiken, die in der Ausübung in ihrer Religion behindert worden waren, vielfach nach Much übersiedelten. Um den Zurückgebliebenen in Homburg, die Möglichkeit zu verschaffen, den Anforderungen ihres Glaubens nachzukommen, setzte der Pfarrer Rose beim Herzog Johann Wilhelm von Berg durch, daß die Protestanten im Kirchspiel Much bei einem protestantischen Pfarrer in der Grafschaft Homburg keine Taufen, Kopulationen und Beerdigungen nachsuchen durften, solange es den homburgischen Katholiken verwehrt sei, bei einem katholischen Geistlichen dasselbe einzufordern. Von Windeck aus waren am 24. April 1687 entspechende Weisungen an den Schultheiß Saur in Much gegangen. Bei Zuwiederhandlung drohten den Evangelischen eine Strafe von 40 Florin. Die Einwohner von Scheidt und Obermiebach protestierten und wandten sich daraufhin an die homburgische Synode, die am 27. Juli 1687 antwortete, dass die homburgischen Prediger von einem solchen Verbot in der der Grafschaft Homburg nichts wüssten. Die Angelegenheit entwickelte sich dahin, dass der Pfarrer zu Much und die homburgischen Prediger bei Taufen und Begräbnissen auf ihre Gebühren bestanden. Das gab dann jedesmal Veranlassung zu gegenseitigen Anklagen. Zumindest war gegen 1700 erreicht worden, dass die Katholiken im Homburgischen mit Sterbesakramenten versehen werden konnten. Die Weisung hat später zur Folge gehabt, dass gemischte Ehen zwischen Protestanten und Katholiken vermieden wurden. Die evanglischen Bewohner von Scheidt und Obermiebach müssen sich zumindest der Weisung widersetzt und später erfolgreich durchgesetzt haben, da Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen aus dieser Zeit im Kirchenbuch zu Drabenderhöhe vermerkt sind. Vermutlich spielte aber auch eine Rolle, dass der reformierte Pastor zu Drabenderhöhe, Johannes Haas, seinen Wohnsitz in Pfaffenscheid hatte, das politisch zum Kirchspiel Much gehörte und sich damit gegen Pastor Rose und seinem möglichen Versuch, die Reformierten in der Gemeinde Much zu rekatholisieren, durchsetzte.
Um dem Drabenderhöher Pastor Johannes Haas ein besseres Auskommen zu verschaffen, wurde mit dem Edikt des Grafen Wilhelm Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Homburg vom 17.06.1698 die Kirchengemeinde um die links der Wiehl gelegenen Weiershagener Höfe In den Weiden, Zur Hardt, Bergerhof, Zur Mühlen, Kleebornen und der Ortschaft Forst erweitert. Das Kirchengut Reuschenbach mit der Schule und die Rechte auf den Zehnten der Forster Eisengruben verlieben bei der Kirchengemeinde Wiehl.
Im selben Jahr wurde durch das gräfliche Haus Sayn-Wittgenstein-Homburg die erste homburgische Schulordnung eingeführt und nennt den Zweck der Schule, dass das seligmachende Christentum durch gottselige Gebether und Erlernung des Catechismi eingepflanzt werde.
Im Herbst 1699 kam es zu einem Bauernaufstand, aufgrund hoher Abgaben und Dienste, die vom Volk zu leisten waren. Auch der Ausbau von Schloß Homburg zu einer barocken Residenz unter der Homburgischen Eigendynastie schwächte die Finanzkraft der Bevölkerung. Zusätzlich belasteten Einquartierungen von Truppen das Land. Im Herbst 1689 waren Kurpfälzisch-Neuenburgische und Lauenburgische Truppen einquartiert. Schultheiß Hackenbracht stellte dafür eine Kostenrechnung für die Hundschaften Drabenderhöhe, Bomig, Fischbach und Weiershagen auf, die insgesamt 2722 Reichsthaler und 44 Albus umfasste. Das Reich führte Kriege gegen Frankreich (Pfälzischer Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697) und die Türken (Grosser Türkenkrieg von 1683 bis 1699). 1702 und 1704 reichten die Untertanen eine Beschwerde beim Reichskammergericht zu Wetzlar ein. Erst nach dem Ableben des Grafen Carl Friedrichs im Jahre 1723 wurde wieder Ruhe durch Ausstellung zweier Gnadenscheine hergestellt.
Der in Büddelhagen geborene Peter Kauert, Sohn des Bergvogts Sebastian Kauert beginnt in Oberkaltenbach mit einem Grosseinsatz von Geld mit dem Eisenerzbergbau. Erst nach 1719 hatte er Erfolge und grenzte sein Grube nach Belehnung des Berggericht mit 15 Pfählen ein. Die Grube hiess „des Peter Kauert 15 Löwenpfähl“. Neben dem Grubenfeld erbaute er noch eine Eisenschmelzhütte. Peter Kauert belieferte Hämmer an Agger, Leppe, Wiehl, als auch Hammerwerke in der Grafschaft Mark. Er wurde zum ersten Industriepionier der Region. Später prozessierte er gegen den Grafen von Nesselrode zu Ehreshoven, ebenfalls Besitzer von Eisenerzgruben und Reichsmarschall des Herzogtum Bergs. Trotz der Prozesskosten hinterliess er nach seinem Tode 1750 seinen Erben eine Summe von 80.000 Reichsthalern. Erst im Jahre 1871 verkaufte die Familie Kauert die Grube in Oberkaltenbach an die Firma Friedrich Krupp in Essen, die diese dann 1911 stillegte. Der Name Kauert lässt sich unter den hiesigen Familien am weitesten zurückverfolgen. Urahn und Urgrossvater des Peter Kauert ist der Bergvogt Christian Kauert, der bereits 1616 in einer Steuerliste von Verr vermerkt war. Er dürfte wohl um 1590 geboren worden sein. Auch sein Sohn Dietrich Kauert nahm eine wichtige Position ein. Als Beerbter findet man ihn in Akten des Jahres 1649 und er führte 1664 die Erbteilung des Hauses Braunswerth als Landmesser durch. Noch weiter zurück geht der Flurnameneintrag „Die Kauwarts Brüchen“ bei Brächen auf der Mercatorkarte von 1575. Dieser Flurname existiert noch heute als „Auf den Kauerts Bröchen“ im Waldgebiet des Hipperich.
Christian Schmidt aus Anfang, Schwager des Peter Kauert und Sohn des begüterten Kaufmanns Peter Schmidt, war Kanzleirat der Grafschaft Homburg und Bergvogt. Er studierte Rechtswissenschaft und wurde Advokat, übte diesen Beruf wegen anderer Tätigkeiten wohl nicht aus. Er erbaute um 1730 das Burghaus in Bielstein. Er war der Besitzer der Weiershagener Hütte und lieferte Kanonen unter anderem nach Holland. Dies geht aus einem Vertrag aus dem Jahre 1693 vor. Christian Schmidts Tochter Anna Sybilla Gertrud Schmidt heiratete 1737 den Kaufmann Johann Theodor Möller, Besitzer von Kupferbergwerken und Kupferhämmern. Sein jüngster Sohn Friedrich Carl Hermann Möller erbte nach dem Tode des Vaters den Kupferhammer bei Bielstein und liess sich im Burghaus nieder. Dessen Sohn Johann Friedrich Heinrich Möller wurde dann 1808 zum ersten Bürgermeister der Mairie Drabenderhöhe. Das Burghaus blieb bis zum 17.08.1901 mit einer kurzen Unterbrechung von 1865 bis 1873 Amtssitz der Bürgermeisterei Drabenderhöhe. Danach erhielt die Verwaltung ein neues Rathaus in Bielstein.
Christian Lutter, Sohn des Johannes Lutter aus dem Scheidter Ortsteil Schniffel heiratete 1702 Anna Catharina Hackenbracht, Tochter des homburgischen Schultheissen Johann Georg Hackenbracht. Johann Georg Hackenbracht gelangte durch Erbschaft an das Börnhauser Burghaus, welches ursprünglich der adeligen Familie Quad von Isengarten zu Bellinghausen gehörte. Er liess es 1675 erneuern. Christian Lutter zog nach der Hochzeit nach Börnhausen. Sein Sohn Christian Lutter II heiratete eine Enkelin des Grubenbesitzers Peter Kauert, Maria Elisabeth Kauert. Er baute das Burghaus 1765 neu auf, mit grosser Zimmerei, Ställen und Räumen, ganz im Großgrundbesitzerstil. Christian Lutter war an den Hammerwerken seines Schwiegervaters Kauert, unter anderem an der Eisenhütte in Weiershagen, beteiligt und hatte für die damalige Zeit, auch aus anderen bergbaulichen Einrichtungen ernorme Einkünfte. Auf seinem landwirtschaftlichen Gut in Börnhausen arbeiteten viele Dienstleute. Christian Lutter war im Homburgischen als Grossgrundbesitzer und Burgherr bekannt. Wegen seiner gerechten Sinnung wurde er von jedermann geachtet und als „Freiherr Lutter“ bezeichnet. Er starb 1780.
Kurfürst Karl Philipp von Pfalz-Neuburg, der auch Herzog von Jülich-Berg war, hatte keine männlichen Nachkommen und wollte daher seinen Bruder Franz Ludwig, der seit 1729 Kurfürst vom Mainz war, als Erben einsetzen. Zu diesem Zweck befahl er seinen Amtmännern, die Untertanen einen „Eventual-Huldigungseid“ leisten zu lassen. In der Gemeinde Much wurde dies durch einen „Honnen“, einem Vorsteher der Honschaft durchgeführt. Da Scheidt und Obermiebach zur bergischen Honschaft Miebach gehörten, wurde der Huldigungstag auf den 7. und 8. Februar 1731 festgelegt. In dieser Liste sind folgende Familienoberhäupter aufgeführt:
Insgesamt dürften in Scheidt etwa 55 Personen zu diesem Zeitpunkt gelebt haben. Pastor Christian Bellingrath in Pfaffenscheid unterstand dem Huldigungseid offenbar nicht, da er in der Liste nicht aufgeführt ist. Wahrscheinlich war er als Pastor zu Drabenderhöhe ein homburgischer Ausländer. In Pfaffenscheid lebten 3 Personen. Listen aus dem Amt Steinbach liegen leider nicht mehr vor. 1731 hat eine Familie Heinrich Bergerhoff in Anfang mit 5 Personen gelebt. Pastor Christian Bellingrath hat fast 56 Jahre bis zu seinem Tode 1784 in der Kirchengemeinde gewirkt. Man schilderte ihn als ziemlich streng in Handhabung der Zucht und Ordnung und nach beendigter Predigt examinierte er die Zuhörer.
Am 15. Oktober 1743 verstarb der letzte Vertreter der Homburger Eigendynastie, Graf Friedrich Carl zu Sayn-Wittgenstein-Homburg ohne Hinterlassenschaft eines Erben. Damit fiel die Herrschaft Homburg wieder dem Stammhause in Berleburg zu. Neuer Regent war Graf Ludwig Ferdinand zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Am 27. Oktober 1743 traf der Graf selbst mit Gefolge in Homburg ein, um persönlich von der Herrschaft Besitz zu ergreifen, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen und die Beamten in ihren Stellungen zu bestätigen. Die erste Regierungsmaßname des neuen Grafen war die Deklaration vom 28. April 1744, die den Untertanen gewissen Erleichterungen bringen sollte. So sollten zukünftig Vorstand und Honschaften über die Bewilligung von Gemeinsgeldern beraten und über deren Verwendungszwecke entscheiden. Eine zweite wichtige Maßnahme war seine Homburgische Schulordnung vom 23. Oktober 1744, die sich weitgehend an diejendige seines Vorgängers Friedrich Carl aus dem Jahre 1742 hielt. Bereits 1742 schrieb die Schulordnung vor, im welchem Maße über die kirchlichen Bedürfnisse hinaus den Kindern ordentliche Lexionen in buchstabieren, lesen, schreiben und rechnen erteilt werden sollten. Graf Ludwig Ferdinand empfahl den Bauern, neue Getreidesorten und insbesondere Kartoffeln (die ursprünglich aus Amerika stammten) anzubauen, um den Getreideimport von Rhein und Sieg einzudämmen. Die Verbesserung der Dreifelderwirtschaft, mit dem Wechsel Wintergetreide-Sommergetreide-Brache, stieß anfänglich auf Widerstand der Bauern, die jeder Neuerung mit Mißtrauen begegneten. Es bedurfte noch einiger Hungersnöte, um die Kartoffel, neben dem Hafer, am Ende des 18. Jahrhunderts, als wichtigstes landwirtschaftliches Produkt auf der Feldern der Herrschaft Homburg anzutreffen.
Zwischen 1756 und 1763 gab es wieder Krieg, der auch als Siebenjähriger Krieg mit Preussen, Großbrittanien/Kurhannover auf der einen und der kaiserlichen österreichischen Habsburgermonarchie mit Frankreich, Russland und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation auf der anderen Seite. Dabei ging es vorallem um die Rückeroberung der von Preussen besetzten ursprünglich österreichischen Provinz Schlesien, aber auch um das geo- und machtpolitische Gleichgewicht in Europa und den überseeischen Kolonien.
Das Homburger Land wurde dabei nicht verschont. Es kam zu einem Überfall französischer Truppen am 13. Oktober 1762. Dabei fielen 500 Husaren und Infanteristen in Wiehl und den umgebenen Orten Oberwiehl, Wülfringhausen, Puhl, Ohl, Bruch, Dörnen, und Dahl ein. Dabei besetzten sie die Ortschaften, plünderten Lebensmittel, Textilien und Haushaltswaren und terrorisierten die Einwohner. Es entstand ein grosser Schaden von 1066 Rthlr, 59 Albus, 8 Heller entstanden. Nach einigen Tagen zogen sie wieder ab. Inwieweit auch Drabenderhöhe betroffen war, liegen keine Quellen vor. Aber es ist davon auszugehen, dass sie durch das Dorf über die Brüderstrasse/Kölnerstrasse gezogen sein müssen.
1790 baut Pastor Wilhelm Schöler auf private Initiative ein neues Pfarrhaus im Kirchdorf. Der alte Pfarrhof im Pfaffenscheid, der zu dieser Zeit noch Wiedenhof genannt wurde, war in einem sehr schlechten Zustand. Zwischen 1719 und 1734 weisen die Kirchenbücher fortlaufend Reparaturen auf. 1744 wurde das Gebäude durch einen Sturm stark beschädigt, als zehn alte Eichen umstürzten. Die Renovierungsarbeiten waren erst 1770 abgeschlossen. Wilhelm Schöler verwaltete das Pfarramt 51 Jahre lang bis zu seinem Tode 1835.
In Frankreich brachte das Jahr 1789 mit der Revolution das Ende der Feudalherrschaft. Der Sonnenkönig Ludwig XVI. wurde hingerichtet. 1792 wurde Frankreich Republik und es begannen Kriege zwischen den französischen Revolutionsheeren und den Monarchien, wie Österreich und Preussen. Der revolutionäre Radikalismus verband Österreich mit Preussen zum gemeinsamen Handeln. Mit Preussen wurde 1795 ein Frieden geschlossen, der Rhein wurde zur französischen Ostgrenze, doch der Krieg mit England und Österreich wurde fortgeführt. Im Oktober 1795 fielen die Franzosen ins Homburgische ein und erpressten Geld und Lebensmittel gegen Brandschatzung. Von Dezember 1795 bis Mai 1796 herrschte Waffenstillstand und das Gebiet zwischen Wupper und Agger wurde neutrales Gebiet und somit truppenleer. Doch kehrten die Franzosen zurück. 1796 zogen sich die Österreicher vor den herannahenden Franzosen auf die rechte Rheinseite zurück und nahmen Winterquartier in Drabenderhöhe. Dabei verwüsteten sie Privat- und Pfarrwaldungen. Nach Abzug der Österreicher rückten die Franzosen über die Jennecker Heide vor. Homburger und Mucher Bauern versuchten, die Franzosen aufzuhalten, was aber nicht gelang. Kommandant Marschall Ney verschonte das Dorf aber. Der Drabenderhöher Pastor Johann Wilhelm Schöler traute sich kaum das Haus zu verlassen, aus Angst vor Brandschatzung. Seine Familie flüchtete häufig in die Hähner Mühle und nach Immen. Nach verschiedenen Raubzügen gelang es, Graf Christian Heinrich zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg 1797 einen Schutzbrief für das Homburgische zu erwirken. Allerdings gab es immer wieder Einquartierungen französischer Truppen. Die französisch-österreichischen Positionskriege haben der homburgischen Bevölkerungvon 1795 bis 1797 durch Einquatierungen, Kontributionen, Raub, Plünderungen und wertlose Requisitions-Quittungen eines kaiserlichen Hofkriegsrat aus Wien ungeheuer belastet.
In einer Beschreibung von Johann Schmidt über die Geografie der Herrschaft Homburg aus dem Jahre 1804 wird berichtet: „Die Graffschaft Homburg. Diese liegt zwischen dem Amte Windeck und Steinbach, und hat zu ihrer nördlichen Seite, die Herrschaft Gimborn. Ihre Größe mag etwa 5 Stunden in die Länge und 2 bis 2,5 Stunde in der Breite betragen. Sie wird von der Wiel und dem Brühlbache bewässert, und in der Richtung von Osten bis Westen, und von Süden nach Norden durchschnitten. Diesen Richtungen laufen auch die Bergketten nach, welche ansehnliche Berge bilden. Der Boden der Herrschaft ist im Ganzen sehr steinicht, lehmicht, mager, torfartig und unfruchtbar. Die Berge sind hier und dort mit Holz bewachsen, aber auch häufig nur mit niedrigem Gesträuche besetzt. An Produkten ist dieses Ländchen arm, denn nur wenig Roggen wächst in demselben, aber desto mehr an Hafer und Kartoffeln. Die Fischerey ist ein Regale des Grafen, nämlich des Fürsten von Berleburg, der sie aber verpachtet hat. Das Wild ist nicht sehr zahlreich in den Wäldern, sondern ziemlich sparsam zu suchen. Die Kühe sind klein, sowie auch Ochsen und Pferde und von den armen Leuten werden viele Ziegen gehalten. Die Schweinezucht, sowie auch die Schafzucht sind beide sehr geringe. Das Vieh geht den größten Theil des Jahres in den Wäldern und im Herbst auf den magern Feldern und Wiesen. Eisenstein wird so ziemlich viel gegraben (Bergbau). Er ist braun von Farbe und bricht in kleinen Stücken. Außer einer Schmelzhütte, sind 14 Eisenhämmer im Lande, und mehrere Oel- und Mahlmühlen. In den Oelmühlen wird hier der Saame nicht zwischen oder von Steinen zerquetscht, sondern durch Stampfen klein gestoßen. In der Nähe des Schlosses Homburg, ist eine Papiermühle im Betriebe. Das ganze Ländchen mag etwa 3 bis höchstens 4000 Einwohner zählen. Von diesen gehen viele Mannspersonen im Frühjahre als Maurer und Tüncher im Herzogthum Berg, um dort, durch ihre Arbeiten, ihr Brod zu verdienen. Viele junge Mädchen suchen außer dem Lande häufig Dienste, von denen manche nie wieder in ihr Vaterland zurückkehren. Andere Mannspersonen gehen mit ihren Kühen, Ziegen, und Schweinen auf den Handel, um sie auswärts zu verkaufen. Aus wenigen Dörfern und etlichen Weilern besteht diese kleine Graffschaft. 1. Das Schloß Homburg liegt eine halbe Stunde unter Nymbrecht, auf einem mit Holz bewachsenen Berge, romantisch schön. Es soll viele schöne und prächtige Zimmer haben. Der Graf pflegt sich dort im Sommer einige Wochen aufzuhalten. 2. Die Drabender Höhe ist ein ein refomiertes Kirchdorf mit einem Kirchspiel. Das Dorf liegt auf einer unfruchtbaren Höhe und verrät wenig Wohlstand seiner Einwohner, so wie es fast in allen Dörfern der Fall ist. 3. Marienberghausen, gleichfalls ein reformiertes Dorf, mit einem Kirchspiele, liegt auf einem Berge, und hat nach Norden zu eine große öde Heide und viele Fischteiche. 4. Nymbrecht, ein kleines Kirchdorf mit einem Kirchspiele. 5. Wiel, ein reformiertes Kirchdorf mit einem Kirchspiele, liegt im Thale an der Wiel. 6. Marienhagen, auch ein reformiertes Kirchdorf mit einem Kirchspiel. Obervelden und Alsbach sind noch ansehenliche Weiler. Manufakturen sind in dieser Herrschaft, außer jener Papiermanufaktur, keine, auch außer jener Eisenschmelze und Eisenhämmer gar keine Fabriken, sondern alle suchen entweder ihren Unterhalt auswärts, oder durch Ackerbau und Viehzucht im Lande. Obstzucht ist ebenso selten als Bienenzucht, nur hier und da trift man von beiden etwas an. Nur einzelne besitzen Wohlstand, der größte Theil begnügt sich mit dem, was da ist, und ist glücklich dadurch, daß er keine größere Schätze, als die seiner Gegend, kennet.“
Diese Momentaufnahme aus dem beginnenden 19. Jahrhunderts beschreibt eine agrarische Prägung des Homburger Ländchens, die Wälder waren durch den Bergbau grösstenteils ausgebeutet und die Menschen lebten häufig in Armut. In Drabenderhöhe dominierte die Landwirtschaft und das Handwerk bis weit in das 20ste Jahrhundert. Viele suchten auch Beschäftigung in den umliegenden Bergwerken oder als Saisonarbeiter im früh industriell aufstrebendem Wuppertal, wo sich viele homburgische Familien, auch aus der Drabenderhöher Gegend, später auch dauerhaft sessbar machten. Bereits 15jährige, ältere Burschen und Familienväter waren gezwungen von April bis Ende November ins Wuppertal zu wandern, um dort als Handlanger oder Maurer Arbeit und Verdienst zu finden. 1861 zogen aus der Gemeinde Drabenderhöhe 142 Burschen und Männer als Wanderarbeiter nach Wuppertal. Barmen und Elberfeld waren früher als das Mu'erland, dem Mauerland bekannt und als Auswanderziel, vorallem auch aufgrund der refomiert religiösen Identität, begehrt.
1806 wird die Herrschaft Homburg dem unter französischer Kontrolle stehenden Grossherzogtum Berg eingegliedert. 1808 kommt es zur Gründung der Mairie Drabenderhöhe, der späteren Gemeinde Drabenderhöhe. Der erste Bürgermeister war Johann Friedrich Möller jun. Nach der militärischen Katastrophe Napoléons in Russland, kam es zu einer Zunahme an Desertionen. Im Kanton Homburg wurden zwischen 1810 und 1813 109 Deserteure gesucht. Am 09. Januar 1813 kam es zu einer erneuten Musterung, die zum Auslöser einer Rebellion wurde, die unter dem Namen „Spreckrussenaufstand“ bekannt wurde. Dieser Aufstand war eine kaum organisierte Rebellion junger Leute, vorallem aus den ärmeren Volksschichten. Nach der Niederlage in Russland, glaubte man, dass die russischen Befreier die französische Herrschaft bald beenden würde. So zogen die Rebellen der „Spreckrussen“, die sich häufig mit Speck bewirten liessen, plündernd umher und versuchten die französischen Gesetze abzuschaffen. Pastor Johann Wilhelm Schöler berichtete, dass aus der Drabenderhöher Kirchengemeinde nur wenige Personen an der Rebellion teilnamen und diese stammten aus der Weiershagener Höfen. Dagegend waren am Aufstand vorallem Personen aus der Wiehler Kirchengemeinde beteiligt. Der Aufstand wurde relativ schnell, aber unblutig niedergeschlagen. Nach der Niederlage der Franzosen in der Völkerschlacht zu Leipzig am 19.Oktober 1813 übernehmen die Preussen durch den Beschluss im Wiener Kongress 1815 die Herrschaft Homburg. Allerdings war die Übernahme der Herrschaft noch unklar, da es 1815 noch Feierlichkeiten auf Schloss Homburg gab, wo ein preussischer Kommissar dem Fürsten zu Sayn-Wittgenstein die Herrschaft übergab und die Pastoren Hengstenberg aus Nümbrecht und Schöler aus Drabenderhöhe feierliche Reden hielten. Erst am 26. Juli 1821 verzichtete Fürst Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg auf seine standesherrschaftlichen Rechte zugunsten Preussens. Er behielt noch das Recht an der Besetzung der Pfarr- und Küsterstellungen, sowie seine Domänen, den herrschaftlichen Höfen. Das Patronatsrecht tritt er erstmals 1830 ab, als die Kirchengemeinde Wiehl die erste ist, die ihren Pfarrer selbst bestimmt.
In der Kirchenchronik berichtet Pfarrer Schöler: „Die Höfe, welche aus dem Siegkreis bzw. Kreis Wipperfürth nach Drabenderhöhe eingepfarrt waren, wurden bisher zur Deckung der Drabenderhöher Kirchenkasse nicht herangezogen, sie lagen früher in einem anderen Landesgebiet und mußten, wenn es nötig war, in Much und Engelskirchen die kirchlichen Bedürfnisse decken helfen. So blieb es auch später unter der französischen Herrschaft, deren Grundsatz es war, daß jede Bürgermeisterei die Bedürfnisse der Kirchen decke, die innerhalb ihrer Grenzen lagen. Erst seit einigen Jahren (um 1829) sind diese Höfe von der Kirche zu Much zur Deckung der Kirchenkosten herangezogen worden. Die Höfe in der Bürgermeisterei Engelskirchen blieben in dieser Hinsicht verschont, weil die Kirche zu Engelskirchen durch ihr eigenes großes Vermögen ihre Bedürfnisse decken kann. Früher waren diese protestantischen Höfe auch gezwungen, an die Geistlichen in Much und Engelskirchen die jährliche Abgabe an Frucht zu leisten. Endlich wurde diese Abgabe von den Höfen Verr, Büddelhagen und Brächen verweigert, es kam zum Prozeß, der von den Höfen gewonnen wurde. Seitdem haben auch die Geistlichen in Much von den Protestanten nichts mehr gefordert, weil sie voraussahen, daß die Sache auch hier zum Prozeß kommen würde.“
Im Jahre 1833 vereinigten sich die reformierten fünf homburgischen Kirchengemeinden mit den lutherischen aus den Kreisen Gummersbach und Waldbröl zur Aggersynode. Damit wurde die Kirchengemeinde zu einer unierten Gemeinde. Der Superintendet der Aggersynode wurde auf vier Jahre abwechselnd aus den ehemals lutherischen und reformierten Pfarrern gewählt.
Mit dem Bau erster Durchgangs- und Kunststrassen verlor Drabenderhöhe seine zentrale Funktion. Zwischen 1823 und 1834 wurde die durch das Aggertal führende Köln-Olper-Straße gebaut. Es folgte im Jahre 1846 dann die Wiehltalstrasse. Die alten Fernwege der Brüderstrasse, die mittlerweile auch Kölner Strasse genannt wurde und die Zeithstrasse verloren an Bedeutung und wurden auch nicht mehr genutzt. Hinzu kam noch die Industrialisierung des Agger- und Wiehltales, wo ab 1850 mehrere Fabriken enstanden. In Drabenderhöhe siedelten sich nur handwerkliche Kleinbetriebe an. Insbesondere der Bau der Eisenbahn förderte den wirtschaftlichen Aufschwung der Täler. Die Aggertalbahn wurde bis Ründeroth 1884 fertiggestellt und bis 1887 nach Derschlag weitergeführt. Die Wiehltalbahn bis Wiehl wurde 1897 eröffnet. Davon profitierten vorallem Orte wie Wiehl, Bielstein, Hunstig und Osberghausen.
1837 wird ein neuer Schulsaal errichtet und seit 1838 dort auch unterrichtet. Am 23. September 1838 wird der neue Friedhof eingeweiht. Die letzte Leiche, welche auf dem alten Totenhof beerdigt wurde war Maria Elisabeth Bergerhof, Witwe von Johannes Schmidt aus Dahl. Die erste auf dem neuen Kirchhof war ein Kind Christian Herhaus, Sohn des Wilhelm Herhaus aus Niederhof.
Die Schule von 1837, hinten der Neubau von 1891
Bereits 1846 war die Kirche so baufällig geworden, so dass der preussische König Friedrich Wilhelm IV. die Finanzierung für einen Neubau bewilligte. Trotz eines erneuten Brandes in Drabenderhöhe 1847, blieb die neue Kirche unversehrt. Es entand ein Saalbau mit Apsis in einiger Entfernung zum Turm. Der Turm wurde durch einen Bogengang mit dem neuen Kirchenschiff verbunden. Die Einweihung der neuen Kirche erfolgte am 24. Februar 1848.
Der Brand, der am 17.Juni 1847 einen großen Teil des Dorfes zerstörte, bedeutete eine Katastrophe für Drabenderhöhe. Morgens gegen 10 Uhr brach im Hause Wilhelm Dannenberg, welches in der Nähe der Schule stand (heute Oskar-Hartmann-Straße, Vorgängerbau des Haus Clemens) ein Feuer aus. In nur wenigen Augenblicken standen 15 Wohnhäuser und 8 Scheunen in Flammen und brannten bis auf zwei Häuser, die in der Nähe der Kirche standen und von denen noch einzelne Teile übrig blieben, bis auf die Grundmauern ab. Verschont blieben die Häuser, die unterhalb des Hauses von Lehrer Schmalenbach (heute Pohl) standen, sowie die gerade neu erbaute Schule. Ebenso blieb das Pastorat mit den dahinter liegender Scheune und Stallungen und das Haus daneben (heute Diesem), sowie ein Haus im Pützerhof (später Gaststätte Fritz Nohl) vom Brand verschont . Die Orte Scheidt und Anfang waren nicht betroffen. Da die Not groß war, ließ Pastor Gustav Schöler einen Aufruf in der Kölner und Elberfelder Zeitung drucken:
Am 17. diesen Monats wurde das Dorf Drabenderhöhe im Kreise Gummersbach durch ein großes Brandunglück heimgesucht. Gegen 10 Uhr vormittags brach das Feuer aus und in wenigen Augenblicken standen 15 Wohnungen und 8 Scheunen in Flammen und sind beinahe alle bis auf den Grund niedergebrannt. Die meisten Einwohner waren auf dem Felde beschäftigt und so konnte an Mobilien, Leinwand, Kleidungsstücken, Nahrungsmitteln etc. gar nichts gerettet werden. 73 Seelen haben Obdach und fast alles verloren. Leider haben wir auch den Verlust eines Menschenlebens zu beklagen. Ein junger Mann und Vater zweier Kinder, wurde beim Retten der Mobilien von einem herabstürzenden brennenden Strohdache überschüttet und ist heute an den Brandwunden gestorben. Die Nachbarn haben die Unglücklichen, so gut es gehen wollte, bei sich aufgenommen, sie können ihnen aber weiter nichts geben als ein Plätzchen im Hause, wo sie ein dürftiges Lager finden. Es fehlt den Armen, meistens geringe Bauersleute und Tagelöhner an allem, an Kleidungsstücken, Leinwand, Nahrungsmitteln und an Verdienst. Ist die Gegenwart schon traurig für sie, so ist die Aussicht in die Zukunft nicht weniger traurig. Die Gebäude sind in der Feuerversicherungsgesellschaft mit sehr geringen Summen versichert, ja einige sind leider gar nicht versichert und die meisten der abgebrannten sind nicht im Stande, aus eigenen Mitteln sich wieder ein Obdach für ihre Familien und die nötigen Scheunen für ihre Feldfrüchte aufzubauen. In dieser traurigen Lage haben die Armen keine andere Hoffnung als Gott und die brüderliche Liebe ihrer Nebenmenschen. Der Unterzeichnete sieht es für seine heilige Pflicht an, dieses Unglück zur öffentlichen Kunde zu bringen und die Armen der Teilnahme ihrer Mitmenschen zu empfehen. Möge der gnädige Gott ihnen recht viele Herzen zuwenden, möge sich der Wohltätigkeitssinn derer, die Gott mit irdischen Gütern gesegnet hat, auch hier tätig erweisen, wie ers ich bei so vielen anderen Gelegenheiten auf eine erfreuliche Weise kundgetan hat. Milde Gaben bitte ich durch gütige Vermittlung der wohllöblichen Redaktion dieses Blattes, oder auch direkt an den Bürgermeister Möller zu Bielstein bei Wiehl oder an den Unterzeichneten zu überschicken zu wollen. Es sollen dieselben im Verein mit einigen verständigen Männern der Gemeinde gewissenhaft verteilt werden. Drabenderhöhe, im Kreise Gummersbach, den 22. Juni 1847 G. Schöler, Pfarrer
Es kamen Spenden von über 500 Thalern zusammen, zusätzlich noch die Hilfen von einigen benachbarten Gemeinden. So konnten die meisten Häuser im Sommer und Herbst 1847 wieder aufgebaut werden.
1852 treten erste Gemeindemitglieder aus der Kirchengemeinde aus und schliessen sich der baptistischen Bewegung an. Am 08. Februar 1857 leuten die alten Glocken zum letzten Mal. Die grössere Glocke war gesprungen und es mussten neue angeschafft werden. Die grössere hatte die Inschrift: „Gegossen zu Gummersbach im Jahre 1824 durch Johann Rincker und Söhne - von Leun und Hof - Sim. Da, W. Moeller, Bürgermeister, J. W. Schoeler, Pfarrer und J. H. Dreibholz, Kirchmeister waren“. Diese grössere Glocke wurde bereits 1824 umgegossen, da sie einen Riss hatte. Die kleinere hatte die Inschrift: „Maria heisschen ich. All bois weder verdrieven ich. Johann van Andernach gois mich Anno dm MDIX“ (1509). Am 01 März 1857 leuteten die neuen Gußstahlglocken zum ersten Mal.
1860 wurde der erste Gasthof von der Familie Klein durch einen Neubau im Ort eröffnet. 1866 kam es zum „Deutschen Krieg“ zwischen dem Kaiserreich Österreich und dem Königreich Preussen. Mehr als 30 Gemeindemitglieder ziehen in den Krieg. Es wurde niemand verletzt, allerdings verstarb nach dem Waffenstillstand Carl Heu an der Cholera im Lazarett in Troisdorf. 1867 entschied sich das Presbyterium, das alte Pfarrgut Pfaffenscheid an die Witwe Schöneshofer zu verkaufen. 1867 wurde der Aussichtsturm auf der Hohen Warte durch den Verschönerungsverein Ründeroth errichtet und galt auch bei den Drabenderhöhern als ein beliebtes Ausflugsziel.
Mitte bis Ende des 19. Jhd. erfolgte der Ortsausbau, Strassen wurden ausgebaut wie zum Beispiel die Wege 1852 von Fürberich nach Forst, 1854 der Weg von Drabenderhöhe nach Forst durch den Hipperich, 1862 von Much nach Drabenderhöhe und im selben Jahr von Jennecken nach Drabenderhöhe. Eine Postverbindung wurde 1870 eingerichtet und erste Betriebe wurden gegründet, wie 1881 die Horndrechslerei von Hermann Lutter, 1884 die Ziegelei in Brächen, 1884 die Schnapsbrennerei von Gustav Hühn, 1884 die Bürstenfabrikation von Heinrich Höhler, sowie 1909 die Bürstenfabrik der Firma Kahlenberg und Greif im früheren Anwesen „von Schemm“ in Ortsteil Schniffel, die 1927 von Karl Schmitz übernommen wurde. Die älteste Betriebsgründung auf genossenschaftlicher Basis stellt 1864 das „landwirtschaftliche Casino“ dar. Es ist der Vorgänger der 1920 gegründeten „Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft“. Die erste gegründete Gesellschaft war 1879 die „Eintracht“, eine Vereinigung von selbstständigen Geschäftsleuten, Fabrikanten und Lehrern (1879 Vorsitzender Carl Frink, 1907 Gustav Hühn). Der erste Verein war die 1885 gegründete Freiwillige Feuerwehr durch Hermann Lutter. Es folgte 1887 die Gründung des Männergesangsvereins unter Christian Dreibholz und Lehrer Hermann Schmidt.
Denkspruch zur Konfirmation 1870 (Albrecht Höhler)
Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preussen den Krieg. Am 25. Juli wurden Männer aus der Kirchengemeinde eingezogen. Ein Unterstützungsverein wurde in der Zivilgemeinde gegründet, um den bedürftigen Hinterbliebenen zu helfen. Gefallen waren bei Gravelotte Christian Schmitz aus Scheidt und bei Nancy Carl Penz aus Immen. Nach Beendigung des Krieges wurde am 22. März 1871 an der Kirche, in der Ecke zwischen Turm und Schiff, gegenüber dem Gasthof Kalscheuer eine „Friedenseiche“ gepflanzt (1954 wurde diese im Zuge von Bauarbeiten an der Kirche gefällt). 1880 erfolgte der Neuausbau der Dorfstrasse mit Kanalisation. Am 29.November 1885 findet die feierliche Einweihung des erweiterten Friedhofes statt. 1886 fand die erste Innenrenovierung der Kirche statt. Der Rundbogen der Altarnische erhielt eine bis dahin fehlende Inschrift. Der frühere Altarhimmel war azurblau angestrichen und mit goldenen Sternen versehen.
Innenansicht der Kirche zwischen 1886 bis 1910
1891 wurde ein neuer Schulsaal, ein Ziegelsteinbau, auf dem Schulplatz errichtet. 1891 verlief eine Fahrpost von Drabenderhöhe nach Engelskirchen, die bis 1902 eingerichtet war. Der Postillion, der auch gleichzeitig Dienst als Landbriefträger tat, war Wilhelm Herder. 1895 wurde die Molkereigenossenschaft und am 1901 auf genossenschaftlicher Grundlage der Wasserversorgungsverein „Loopeperle e.V.“ gegründet. Bei Gründung hatte der Verein 34 Mitglieder.
Die Molkerei an der Zeithstrasse von 1895
1904 erfolgte die Fertigstellung der Uelpestrasse, die Postverbindung von Engelskirchen wurde auf diese Strecke verlegt und von Heinrich Bellingrath mit seiner Privatpostkutsche bis zur Aufnahme des Postkraftverkehrs am 15.10.1924 unternommen.
Heinrich Bellingrath mit seiner Postkutsche in der Immerbech
1904 erhielt Drabenderhöhe eine elektrische Lichtanlage. 1905 wurde eine Lehrerwohnung neben der alten Schule erbaut. 1905 wurde das Gerätehaus der Feuerwehr an der heutigen Alten Kölner Strasse eingeweiht. 1906 gründete man die Spar- und Darlehnskasse und eine Postagentur wurde eingerichtet. 1909 wurde das Vereinsleben durch die Gründung des Ballspielvereins „Fussballcllub Stern“ durch Karl Mahner und Erwin Bicks bereichert. Ab 1912 hiess der Verein dann „Ballspielverein Drabenderhöhe 1909“. 1912 war der Beginn der Elektrifizierung von Drabenderhöhe und Gründung der Elektrizitätsgenossenschaft.
1. Weltkrieg Otto Höhler mit Kamerad
Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 blieb Drabenderhöhe von Kriegseinwirkungen verschont. Allerdings gab es 35 gefallene Gemeindemitglieder, an die mit Einweihung des Ehrendenkmals der Kriegsgefallenen an der Kirchenmauer 1925 erinnert werden sollte. Der Erste Weltkrieg endete am 11. November 1918 mit einem Waffenstillstand. Kaiser Wilhelm II. dankte am 09. November 1918 ab und beendete damit auch die deutsche Monarchie. Am 20. November zogen die ersten Einheiten der von der Westfront zurückkehrenden deutschen und österreichischen Armee. Der Rückmarsch dauerte etwa drei Wochen lang und führte zu ständigen Einquartierungen. Der Schulunterricht wurde ausgesetzt, und die Klassenräume dienten als Unterkunft für die Soldaten. Nach dem Rückzug begannt man mit einer Teilbesetzung des Ortes durch die Engländer. Der Ortsteil Anfang, so auch Brächen, Büddelhagen und Verr gehörten zum Kölner Brückenkopf und waren besetzt.
Anfang mit britischem Wachposten 1918/1919
Wegen Verkehrsschwierigkeiten wurde die Gemeinde Much und damit der Ortsteil Scheidt von der Besatzung befreit. Die ersten Besatzer waren Kanadier und in Drabenderhöhe herrschte Passzwang zwischen besetzter und unbesetzter Zone. Sie nahmen Quartier im Gasthof Kalscheuer (heute Lang). Im Wiesengelände „in den Brüchen“ hatten die Engländer einen Maschinengewehrschiessstand. Da die Kirche in Drabenderhöhe nicht die englische westeuropäische Uhrzeit anzeigte, zerstörten die Engländer bei Schußübungen den Kirchturmhahn. In der Heimatstube Drabenderhöhe-Siebenbürgen ist dieser, von Gewehrkugeln durchlöchert, noch heute aufbewahrt. Den Briten folgten dann belgische Einheiten. Der Eisenbahnverkehr wurde am Bahnhof Engelskirchen streng überwacht und dies führte zu grossen Störungen im Wirtschaftsleben. Belästigungen der Reisenden, für die der Passzwang eingeführt war, und strenge Bestrafungen meist aus geringfügigen Anlässen, waren an der Tagesordnung. Am 03. März 1923 rückte ein Kommando französischer Dragoner mit 120 Mann, 14 Offizieren und 82 Pferden in Forst ein. Am 14. März 1923 wurden dann auch Scheidt und Drabenderhöhe, sowie die umliegenden Höfe durch die Franzosen mit 60 Mann und 30 Pferden okkupiert. Die Besatzungszonengrenze verlief östlich der Linie Ösinghausen-Osberghausen-Hömel-Hückhausen-Bielstein/Repschenroth-Jennecken, dann westlich Oberstaffelbach zur und entlang der Gemeindegrenze Much. An allen Ausfallstrassen waren Wachtposten aufgestellt. In Drabenderhöhe stand ein Schlagbaum. Die Schule und der Konfirmandensaal dienten als Mannschaftsunterkünfte. Viele Scheunen wurden für Pferde beschlagnahmt. Die Franzosen waren nicht sonderlich beliebt. Lehrer Schmidt schreibt: „die Franzosenbande sorgte gründlich dafür, dass Hass und Wut in unseren Herzen entbrannte“. Sicherlich spielte bei dieser Aussage auch der verlorene Krieg eine Rolle. Die nationalstolzen Deutschen fühlten sich gedemütigt und viele deutsche Soldaten verloren ihr Leben in Frankreich. Im Spätherbst 1923 übernahm eine marokkanische Einheit den Besatzerdienst. Lehrer Schmidt berichtet von den „schwarzen Franzosen“. Der Warenaustausch zwischen besetzter und unbesetzter Zone sollte unterbunden oder mit hohen Zöllen belegt werden. Es drohten bei Zuwiderhandlung hohe Strafen. Ein Gebietsstreifen vor der Grenze wurde zum Kontrollbezirk. Daher wurde das Dorf in der Besatzungszeit zum Hauptumschlagsplatz für Schmuggelgüter. Zigaretten und Alkohol waren besonders begehrte Schmuggelware. Auch Textilwaren und andere Bedarfsartikel wurden über Nacht über die Grenze geschafft. Englische Motorräder gelangten mit Bauernfuhrwerken unter Stallmistladungen am helligsten Tag über Feldwege in das unbesetzte Gebiet. Häufig fanden die Trägerkolonnen Unterstützung in der Bevölkerung, besonders bei der Jugend. Dabei kam es beim Schmuggel immer wieder zu Schiessereien, jedoch waren Verletzungen oder gar Todesfälle nicht bekannt geworden. Doch waren Beschlagnahmungen und andere Willkürmassnahmen keine Ausnahme. Rücksichtslos wurde Wild in den Wäldern geschossen und Schonzeiten nicht beachtet. Am 17.September 1924 verliessen die Franzosen den Ort. Der Abzug wurde als Befreiung wahrgenommen und es wurde ein Fackelzug durch das Dorf mit einem Feuerwerk organisiert.
Ausweiskarte von Mathilde Herder, geb. Lutter 1923
Danach begann in Drabenderhöhe der Aufschwung. Der Heimatverein wurde 1925 gegründet, die erste Kirmes wurde 1925 gefeiert und hatte überregionale Bedeutung. Die Kirmes wurde zu einem Traditionsfest. Die Besucher kamen von nah und fern. Viele ausgewanderte Drabenderhöher kamen an diesen Tagen nach Hause. An beiden Seiten der Hauptstrasse gruppierten sich die „Buden“ der Schausteller und auf den Plätzen die Karussels. Die Straßen waren voller Menschen, Musik und Tanz wurde in allen Lokalen angeboten. In den Gasthöfen Klein und Kalscheuer wurden Bälle veranstaltet, die jungen Damen erschienen in Ballkleidern. Auf dem alten Sportplatz gab es Pferderennen. Drabenderhöhe und Umgebung galt als ein beliebter „Sommerfrischler-Ort“ mit 8 Gastwirtschaften und Gasthöfen sowie 5 Privatpensionen, die speziell Gäste aus dem Köln-Düsseldorfer und Wuppertaler Raum anlockte. Drabenderhöhe warb mit dem Prädikat „Höhenluftkurort“, obwohl es einen solchen offiziell nie gegeben hat. In den Sommermonaten verbrachten oft 300 Urlauber in unserer Gegend. Durch die politische Teilung des Ortes bürgerte sich sehr schnell der Begriff „Drei-Kreise-Eck“ ein. Nirgendwo sonst war es möglich, eine Frühschoppentour zugleich auch mit einer Wanderung durch drei Gemeinden und drei Kreise zu verbinden. Wer sonntags nach der Kirche etwas neues erfahren wollte, der blieb zunächst gemeindetreu und beehrte die Gasthöfe Wirths und Lutter. Ein Wechsel über die Dorfstrasse brachte ihn dann in das Gebiet der Gemeinde Much zum Gasthof Klein. Ein Überqueren der Zeithstrasse zum Gasthof Müllenbach brachte keine territorialen Veränderungen. Auch hier hiess es Gemeinde Much (Siegkreis). Falls, durch Bier und Korn beflügelt dem Wanderer der Wunsch nach Wechsel wieder aufkam, brauchte er nur die „Alte Kölner Strasse“ zu überqueren und erreichte den Gasthof Kalscheuer und war damit auf dem Gebiet der Gemeinde Engelskirchen, Kreis Wipperfürth. Das war die Tour im Uhrzeigersinn; sie liess sich natürlich auch umgekehrt vornehmen. Die Summe der Einzelwegstrecken betrug bei diesem Ausflug ca. 100 m. Eine Einbeziehung der Gasthöfe Herder und Nohl verstärkte die homburgische Dominate der Tour und führte zu vierfacher Wegstrecke. Das war etwas für Idealisten.
1929 gab der Vorgänger des heutigen Heimatvereins, der Verkehrs- und Verschönerungsverein Drabenderhöhe und Umgebung, eigens einen Fremdenverkehrsprospekt heraus, indem die Gegend, Übernachtungsmöglichkeiten und Geschäfte vorgestellt wurden. Zu Attraktionen wurden der 1929 gebaute 22 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Löher Kopf, wo man Waldfeste feierte und das 1932 eingeweihte Freibad bei Verr, häufig ein sommerlicher Abendtreff bei der Jugend. Bademeister war Wilhelm Üllner aus Verr. Seit 1909 wurde die Wiese „Aufm Fettstück“ zwischen Drabenderhöhe und Brächen als Sportplatz genutzt, bis 1932 der neue Sportplatz im Höherdahl eingeweiht wurde.
Aussichtsturm auf dem Löher Kopf
Ausblick vom Aussichtsturm auf Scheidt und Drabenderhöhe 1929
Freibad bei Verr während der Eröffnung 1932
Seit 1935 feierten die Drabenderhöher Erntedankfest mit einem Umzug durch das Dorf.
Erntedankfest in den 1930er Jahren
1932 gelang es nach 8 Jahren mit vielen Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Drabenderhöhe auf der einen Seite und den Gemeinden Much und Engelskirchen auf der anderen Seite, die Ortsteile Scheidt, Pfaffenscheid und Anfang politisch zu einem Ort zu vereinigen. Vorausgegangen war ein Schreiben der Scheidter, Obermiebacher und zwei in der Niedermiebacher Mühle wohnenden Familienvorstände, die am 05. Dezember 1924 an die Bezirksregierung in Köln ein Anliegen zwecks Ausgemeindung nach Drabenderhöhe schickten. Dieser Antrag wurde von den Einwohnern von Anfang, Brächen, Büddelhagen und Verr unterstützt. Dabei bemängelte man den Missstand bezüglich wirtschaftlicher und kultureller Hintergründe. Vereine, wie die Feuerwehr oder die Loopeperle gerieten häufig in Schwierigkeiten mit den Behörden. Auch das Wegenetz wurde von den Gemeinden Bielstein und Much durch die Grenzlage vernachlässigt. Lehrmittel wurden durch die Gemeinde Much nicht gestellt und mussten bezahlt werden, wohingegen diese für Drabenderhöher Schulkinder kostenfrei war. Verkehrstechnisch war die Gegend nach Bielstein hin ausgerichtet, da dort die Bahnstation lag. Das Finanzamt und das Landratsamt in Gummersbach, sowie das Amtsgericht in Wiehl waren leicht erreichbar. Scheidter und Obermiebacher mussten hierzu nach Siegburg und Eitorf. Doch die Mucher Gemeindeverwaltung war entschiedend gegen eine Veränderung der Gemeindegrenzen und sprach von „Treibereien und terrorisierenden Einfluß einiger weniger Persönlichkeiten“. Gemeint war wohl Otto Müllenbach, Gemeinderatsmitglied in Much für den Ortsteil Scheidt, der sich für eine Eingemeindung nach Drabenderhöhe einsetzte. Der eigentliche Grund, dass sich Much gegen eine Ausgemeindung stellte, war der Ausfall von Grundvermögens- und Einkommenssteuern über 2000,- Reichsmark. Scheidt war mit 207 Einwohnern im Jahre 1925 eine der grössten Ortschaften in der Gemeinde Much. Die Engelskirchener Verwaltung übte gar so einen grossen Druck auf ihre Einwohner aus, so dass diese den Antrag 1926 wieder zurückzogen. Das Drabenderhöher Grenzgebiet blieb kommunalpolitsch vorerst ein schwieriges Gebiet, auch die Verfolgung von Gesetzesübertretern war problematischer als sonst wo. Zwar gab es in Drabenderhöhe eine Gendamerie-Station, aber es dauerte etwas bis die drei Zivilgemeinden die polizeiliche Einheit des Dorfes herstellten und die „Höher“ Gendarmen grenzüberschreitende Befugnisse hatten. Nach vielen Reibereien, Ärger und Schriftverkehr trat am 01.10.1932 die Ausgemeindung der Ortsteile Scheidt und Anfang in Kraft.Die Gemeinde Drabenderhöhe erhielt dabei 37 Hektar mit 218 Einwohnern aus der Gemeinde Much und 10 Hektar mit 30 Einwohnern aus der Gemeinde Engelskirchen. Das im Volksmund bekannte „Drei-Kreise-Eck“ an der Drabenderhöher Kirchengemeinde gehörte nun der Vergangenheit an. Allerdings verblieben die Orte Verr, Büddelhagen, Brächen (insgesamt 84 Einwohner) und Obermiebach im Kreis Wipperfürth und im Siegkreis. Die neue Grenze wurde sehr scharf um den Ort herumgelegt, so dass die meisten Einwohner fast ihren gesamten Grundbesitz in den anderen Gemeinden hatten und dorthin auch ihre Steuern zahlen mussten. Die neue Situation war also nicht besonders befriedigend. Im Jahre 1933 bemühte sich Dr. Herrmann Lutter, Bürgermeister der Gemeinde, nochmals um die Angelegenheit und versuchte mit Argumenten auch Ausgemeindung der anderen Orte zu erreichen. Dies blieb aber erfolglos, da die neue nationalsozialistische Regierung kein Interesse an weiteren Grenzveränderungen hatte. Offensichtlich rührte die Abneigung so machner Drabenderhöher Einwohner gegen die „Mücher Heufresser“ aus dieser Zeit.
Luftkurort Drabenderhöhe um 1935
Die 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise lies die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schreiten und brachte auch die Gemeinde Drabenderhöhe kurz vor den finanziellen Zusammenbruch. Dies nutzen vorallem die Nationalsozialisten. Das Ergebnis der Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 verschaffte den Nationalsozialisten auch in der Gemeinde Drabenderhöhe den grossen Durchbruch. Die NSDAP schaffte in der sonst SPD dominierten Gemeinde 39,8% aller Stimmen, die SPD noch gerade 35%. Im Wahlbezirk Drabenderhöhe lag die Hitler-Partei sogar 65%. Durch die instabile politische Lage während der Weimarer Republik wurde am 06. November 1932 erneut gewählt. Dabei legte die NSDAP in der Gemeinde Drabenderhöhe mit 40,2% zu, im Wahlbezirk Drabenderhöhe lag der Stimmenanteil für die Partei bei 61,2%. Am 30. Januar 1933 kam es dann zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Reichspräsident Paul von Hindenburg ernannte Adolf Hitler zum Reichskanzler. Bei den Reichstagswahlen am 05. März 1933 erhielt die NSDAP in der Gemeinde Drabenderhöhe 44,6% aller Stimmen, die SPD kam auf 30,8%, die Kommunisten knapp 6%, die DNVP 5,3% und das Zentrum 8,1%. Mit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes (Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich) durch den Reichstag begann die Umwandlung der Demokratie der Weimarer Republik in eine Diktatur des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland. Das Parlament entmachtete sich quasi selbst. Nach der Machtergreifung kam es zur ersten Verhaftungswelle und der Terror durch das Regime begann. Der seit 07. August 1898 amtierende Bürgermeister Heinrich Brindöpke wurde am 13. März 1933 ohne Nennung von Gründen vom Dienst suspendiert. Am 12. November 1933 wurde erneut gewählt, allerdings stand lediglich eine „Einheitsliste des Führers“ zur Wahl. Man konnte sich nur für oder gegen die Politik der Reichsregierung entscheiden. In der Gemeinde Drabenderhöhe erreichte die NSDAP eine Befürwortung von 99,0%. Allerdings war das Ergebnis wohl manipuliert, so dass tatsächlich nur 87,7% erreicht worden wären. Die NSDAP hatte somit ihr Ziel erreicht, eine breite Zustimmung für ihre Poltik im gesamten Volk zu gewinnen. Bürgermeister der Gemeinde wurde nun Dr. Hermann Lutter, der aus einer alteingesessenen Drabenderhöher Familie stammte. Als praktizierender Tierarzt genoss er vor allem bei den örtlichen Bauern grosses Vertrauen. Bei den Wahlen zur Landwirtschaftskammer im Jahre 1931 erzielte er bei den Drabenderhöher Landwirten ein Ergebnis von 97,7%. Lutter wechselte 1929 von der örtlichen bürgerlichen Gemeindewahlliste zur NSDAP und gründete die Drabenderhöher Ortsgruppe, deren Leiter er war. Von 1933 bis 1936 war er Bürgermeister der Gemeinde und stieg dann zum NSDAP-Kreisleiter auf. Allerdings kam 1939 überraschend der Ausstieg aus seiner politischen Karriere. Angeblich sei ihm eine „private Affäre“ zum Karriere Verhängnis geworden, aber auch Differenzen mit seiner Partei sind denkbar. Dr. Lutter soll die Ereignisse in der Reichsprogromnacht in Nümbrecht, wo der jüdische Friedhof geschändet wurde und Häuser von Juden beschädigt wurden, „in scharfer Form verurteilt haben“. Dies wurde zumindest in einer eidesstattlichen Erklärung 1947 zu Protokoll gegeben. Lutter wurde nach seinem Ausscheiden mit dem Posten des Schlachthofdirektors in Düsseldorf bedacht. Nach dem Krieg wurde er im Entnazifierungsverfahren als Mitläufer eingestuft und freigesprochen.
Am 30. November 1930 begann Adolf Müller seinen Pfarrdienst in Drabenderhöhe und war von Beginn an Anhänger der Bekennenden Kirche. Er hielt es für seine Pflicht, „die Gemeinde über das zu unterrichten, was gegen das Evangelium und das Bekenntnis der Kirche unternommen wurde“. Die Drabenderhöher Kirchengemeinde hielt zu ihrem Pastor. Das Presbyterium lehnte die Übernahme des „Führerprinzip“ ab und forderte die presbyterial-synodale Ordnung des Gemeindelebens. Obwohl Dr. Lutter an einer Gemeindevertretung teilgenommen hatte, stimmte die Kirchengemeinde der freien Synode zu. Die Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche wurde von mehreren hundert Gemeindemitgliedern durch Unterschrift bestätigt. 1940 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, was offensichtlicht mit der Zugehörigkeit zur kirchlichen Opposition gegen die „Deutschen Christen“ in Zusammenhang stand. Pastor Müller kehrte am 12. Mai 1945 nach Kriegsdienst und Gefangenschaft nach Drabenderhöhe zurück und übte sein Amt bis 1953 aus. Danach wurde er nach Dahlerau an der Wupper berufen.
Am 01. September 1939 überfiel Deutschland sein Nachbarland Polen. Das war der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Weiershagener Schulchronik berichtet:„Da dringt immer bedrohliche Kunde aus den polnischen Randgebieten. Deutsche werden verfolgt und ermordet, Polen weist alle Angebote des Führers, auf friedliche Weise die Danziger und Korridorfrage zu lösen, übermütig zurück“.Dabei wurde kein Vergleich zum Ersten Weltkrieg gezogen:Aber welch Unterschied gegenüber 1914. Keine jubelnde Begeisterung wie damals, aber ein stahlharter und verbissener Wille erfüllt alle und ein felsenfestes Vertrauen, dass wir nicht nur militärisch, sondern im Gegensatz zu 1914 auch wirtschaftlich in jeder Hinsicht gerüstet sind. In den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs blieb es in Drabenderhöhe ruhig. Vorboten waren Einquartierungen von Sanitäts- und Nachrichteneinheiten im Winter 1939/1940. Sie waren auf dem Weg vom Polenfeldzug zur Westfront. Die stationierten Soldaten wurden von der Bevölkerung herzlich aufgenommen. Im Herbst 1940 trafen die ersten französischen Kriegsgefangenen im Oberbergischen ein. Sie wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Dazu enstanden zwei Lager im Bereich der Gemeinde in Niederhof und in Weiershagen. Bis 1944 waren es dann 7 Lager auf dem Drabenderhöher Gemeindegebiet: das Lager der Bauhilfe der DAF in Bielstein, das Lager der Firma Grassmann & Co. in Weiershagen, das Lager der Firma Erwin Kampf in Mühlen, das Lager der Firma Kind & Co. in Bielstein, das Lager in Niederhof, das Lager der Firma August Noss in Mühlen und das Lager Weiershagen in der Gastwirtschaft der Witwe Friedrich Feldhaus. Man schätzt, dass um die Jahreswende 1944/1945 über 300 ausländische Zwangsarbeiter aus Frankreich, Russland und Polen in der Gemeinde beschäftigt waren. Die hiesigen Unternehmen benötigten die Fremdarbeiter, um die Produktion aufrecht erhalten zu können, da die meisten wehrfähigen Männer in die Wehrmacht eingezogen wurden.
In den ersten Kriegsjahren blieb Drabenderhöhe von Kampfeinwirkungen verschont, es traten auch keine Versorgungsmängel auf. Allerdings gab es ein Rationierungs- und Zuteilungssystem für die meisten Waren, Grundnahrungsmittel und Genussgüter. Eine erste militärische Einheit war die so genannte „Fluwa“, eine Gruppe von Freiwilligen, die sich zu einem Flug-Überwachungsdienst bereitgestellt hatten. Sie bezogen im Spätherbst 1939 in einem eigens hergerichteten Bunker auf dem Gelände der früheren Bürstenfabrik Schmitz Stellung. Während des Polenfeldzuges nahm dann eine sächsische Sanitätseinheit in Drabenderhöhe Quartier. Mit dem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung ergaben sich vereinzelt auch Verbindungen, die zu einer Hochzeit führten.
Bomberverbände der Gegenseite wurden durch die Sirene auf dem Hause Penz am Ortsausgang an der Zeitstraße nach Brächen angekündigt. Das erforderte die vollkommende Verdunklung, um sich vor Luftangriffen zu schützen. Vertrauensmänner aus den Dorfbezirken wachten darüber, dass kein Lichtschein in den Häusern nach außen drang.
Allerdings konnten im Dorf die Großangriffe auf Köln, Bonn und Siegburg optisch als auch akustisch verfolgt werden. Zu ersten Bombenabwürfen kam es 1943 durch einzelne versprengte Bomber in Brächen und Staffelbach. Mittlerweile waren die meisten tauglichen Männer zur Wehrmacht eingezogen worden, so dass das Vereinsleben fast völlig zum Erliegen kam. Das führte dazu, dass Zivilsten aus eroberten Gebieten als Zwangsarbeiter, vornehmlich aus Russland, der Ukraine, Polen und auch später aus Kroatien und Frankreich zur Arbeitsunterstützung bei Familien in der Kirchengemeinde eingesetzt wurden. Nach den Versichertenlisten der AOK, Zweigstelle Bielstein wurden die Ersten bereits im April 1941 einheimischen Familien zugeteilt. Andere arbeiteten in den Industriebetrieben im Agger- und Wiehltal und lebten in Lagern, wo mancher bei Bombenangriffen auch zu Tode gekommen ist Die meisten aus unser Kirchengemeinde haben die zugeteilten Fremdarbeiter gut behandelt, aber es gab auch Ausnahmen. Bei Familien, deren Söhne zur Wehrmacht eingezogen wurden und keine Fremdarbeiter zugeteilt worden sind, unterstützten Wehrmachtsangehörige die Arbeit auf Hof und Feld. Dokumentiert in den Sterbebüchern der Bürgermeisterei Drabendrhöhe sind auch Suizide von Zwangsarbeitern, die in den Industriebetrieben in Osberghausen und Bielstein arbeiteten mussten.
Immer mehr Flüchtlinge und Familien, sowie die Verwandten einiger Einheimischen, die ihre Wohnungen in den gefährdeten Städten aufgaben, wurden im Ort untergebracht. Tieffliegerangriffe ab Herbst 1944 auf Fahrzeuge und Fuhrwerke, aber auch auf einzelne Personen erschwerten das Alltagsleben. Das Sterbebuch der Bürgermeisterei Drabenderhöhe dokumentiert einen Abschuss eines US-Bombers am Teich der Firma Noß in Mühlen an der Bech, der zuvor noch Spreng- und Brandbomben über Elsenroth abgeworfen hatte. Dabei wurden Teile der Ziegelei und einige Wohnhäuser zerstört. Am 15. April wurden acht amerikanische Soldaten auf dem Friedhof in Oberbantenberg beerdigt, die 1946 auf einen amerikanischen Soldatenfriedhof umgebettet wurden. Im Homburger Land gab es noch weitere Bomberabstürze. So ist am 1. Oktober 1943 ein englisches Flugzeug über Niederelben abgeschossen worden, wobei drei Soldaten verbrannten und einer überlebte. Am 16. Dezember 1944 musste eine deutsche ME 109 bei Göpringhausen notlanden. In Zirre bei Wiehl stürzte am 9. März 1945 ein Flugzeug ab, wobei zwei Wohnhäuser zerstört worden sind. Am 11. April 1945 wurde ein US-Aufklärer bei Schloss Homburg abgeschossen, der einen Tag zuvor noch Aufklärungsfotos über Drabenderhöhe gemacht hatte. Abgestürzt ist die Maschine wohl bei Hasenberg. Nach den Berichten von Lehrer Alfred Prosch aus Marienberghausen, soll es 1945 einen Flugzeugabsturz bei Niederstaffelbach gegeben haben, wo aber keine näheren Berichte vorliegen.
Im Jahre 1944 begann die Wehrmacht mit dem Bau von Abschussbasen für die so genannten V-Waffen (Vergeltungswaffen) auf dem Löher Kopf und im Waldgelände der Höher Heide gegenüber dem Straßenabzweig nach Hillerscheid. Glücklicherweise wurde diese nicht mehr fertiggestellt. Eine weitere entstand bis Februar 1945 auf der Kreuzheide zwischen dem alten Marienberghausener Pfarrgut Windhausen und Fahlenbruch. Die Stellung war gegen Einsicht durch Straßenpassanten und gegen Fliegersicht getarnt, der Zutritt streng untersagt. Einige Quellen berichten über ein oder zwei Abschussversuche, die aber missglückten und deren Geschosse im Bröltal wieder abstürzten.
Die ständige Truppenkonzentration im Ort waren erste Anzeichen dafür, dass Drabenderhöhe aufgrund der exponierten Lage eine besondere Bedeutung hatte. Immer mehr Flüchtlingstrecks, unter anderem aus der Jülicher Gegend fanden hier Aufnahme. Die Kölner Bezirksregierung war mittlerweile in Hunstig und in Brächen im Gasthof Stölting untergebracht.
Am 20. März 1945 erfolgte ein heftiger Tieffliegerangriff. Der Sachschaden war zwar gering, aber erste Soldaten und Zivilisten sollen verletzt und getötet worden sein. Nach Recherchen in den Kirchenbüchern und Sterbebüchern der Gemeinde Drabenderhöhe ließen sich allerdings keine Todesfälle hierzu ermitteln. Die Pfarrchronik beschreibt, dass im Kirchturm Munition vorübergehend und widerrechtlich gelagert wurde. Am 21.März 1945 kam es zu einem weiteren verheerenden Tieffliegerangriff, diesmal mit Phosphor- und Brandbomben.
zerstörte Kirch mit Notdach nach 1945
Die Kirche erhielt schwerste Bombentreffer und wurde nahezu vollständig zerstört. Sie brannte komplett aus und der Turm verlor seinen Dachhelm mit dem Turmhahn. Brandbomben verheerten fast alle nahe stehenden Gebäude. Die Bäckerei Heu und die Luttersche Scheune konnten nicht mehr gerettet werden, der Gasthof Müllenbach brannte komplett nieder. Bei den übrigen Häusern, unter anderem der Gasthof Klein und das Pfarrhaus zeigten die umgehend eingesetzten Löscharbeiten Erfolg, verloren aber ihre Dachstühle. Der schöne geschweifte Zwerchgiebel des Pfarrhauses, sowie der breite Zwerchgiebel mit halbkreisförmigen Fenster über dem Traufgesims des Hauses Klein waren nicht mehr zu retten.
Danach setzte wiederholter Artilleriebeschuss der Amerikaner, vor allem nachts, das Zerstörungswerk fort. In der Nacht vom 31.März zum 1. April 1945, es war der Ostersonntag, wurde das Pfarrhaus durch Fernartillerie, die bei Hennef stand schwer getroffen. Zwei Volltreffer zerstörten den Konfirmandensaal, in dem Evakuierte aus Köln untergebracht waren. Im Pfarrhaus waren seit 1943 Evakuierte aus Essen und 1944 Flüchtlinge von der anderen Rheinseite aufgenommen worden. Die Kirchenbücher und Kirchenakten wurden zu diesem Zeitpunkt im Tresor der Sparkasse in Wiehl aufbewahrt und sind erhalten geblieben. Ein Treffer erreichte auch das Haus von Robert Nohl im Kretsch und beschädigt wurden auch ein Anbau der Molkerei, sowie das Haus von Carl Voß an der Alten Kölner Straße und der Gemischtwarenladen von Fritz Diesem. Das häusliche Leben spielte sich vornehmlich in den Kellern ab.
Ein Zeitzeuge berichtete, dass am 1. April 1945 etwa fünf vierzehn- bis fünfzehnjährige Jugendliche aus Drabenderhöhe und Umgebung zu einem Einsatz zur Untergrundbewegung der „Werwölfe“ in Mitteldeutschland eingezogen wurden. Die Jugendlichen sollten an der Kirche in der Uniform der Hitlerjugend erscheinen. Auf dem Weg Richtung Mitteldeutschland bildete sich ein ganzer Trupp. Doch bereits bei Marienhagen flüchteten immer mehr Jugendliche. Ihnen war bewusst, dass der Krieg eigentlich verloren war. Die Drabenderhöher setzten sich dann über einen Umweg, man wurde von Wehrmachtsangehörigen in Bielstein aufgegriffen über Siegburg mit der Bröltalbahn und der Homburger Kleinbahn dann wieder in ihre Heimatorte ab.
Am 10. April nahm dann eine Flak-Einheit der Wehrmacht in Drabenderhöhe Stellung. Es waren 36 Fliegerabwehrkanonen, davon 8 schwere mit Kaliber 8,8 cm und zahlreiche weitere mit 2 cm und 3,7 cm und rund 700 Soldaten unter dem Kommando von Hauptmann Kanski im Ort stationiert. Die Stellungen befanden sich an der Pappelallee an der Drabenderhöher Straße hinter dem Ortsausgang, in der Nähe des Friedhofes, hinter den Häusern Schloemann und Neubert und am Höher Berg, sowie vermutlich eine weitere auf dem Löher Kopf. Es war offensichtlich, dass der Ort verteidigt werden sollte. Kanski hatte den Auftrag, Drabenderhöhe solange wie möglich zu halten. Sein Gefechtsstand befand sich im Keller des zerstörten Gasthof Müllenbach. Ein Teil der Einheiten muss mit Beginn der Kämpfe weitergezogen sein, es verblieben rund 300 Soldaten im Ort. Am Spätnachmittag des 11. Aprils erreichten die Amerikaner Jennecken und Niederhof, wo es zu einem kurzen Kampf kam, der auf beiden Seiten Tote und Verwundete forderte. Andere Einheiten erreichten den Raum nördlich von Oberstaffelbach und den Raum Wellerscheid. Marienberghausen wurde am selben Tag eingenommen. Auf dem Gebiet der Kirchengemeinde Marienberghausen kamen in Heide, Kurtenbach, Nöchel und Elsenroth sieben deutsche Soldaten ums Leben. Auf der Straße nach Marienberghausen und unterhalb des Friedhofes setzte Infanteriefeuer ein. Die Amerikaner drangen durch das Wald- und Wiesengelände der Horperich und des Höherdahls bis an den Dorfrand hervor und stießen dabei auf heftigen Widerstand. Bei den Kämpfen am 11. und 12.April 1945 wurde das Wohnhaus des Sattlermeisters Friedrich Lang, sowie die gegenüberliegende große Scheune am Ortsausgang nach Hillerscheid zerstört. Zentrum des Kampfgeschehens war vor allem das Friedhofsgelände, dessen schöner alter Baumbestand total verwüstet worden ist. Den ganzen Tag beschossen sich beide Seiten, die Maschienengewehre waren deutlich zu hören, als die Drabenderhöher sich zum Schutz in ihren Kellern befanden. Doch es entstanden weder Geländegewinnungen, noch Kampferfolge, nur hohe Verluste bei den Deutschen und den Amerikanern. Die amerikanische Seite entschloss sich dann Drabenderhöhe von Nordosten zu umfassen, nachdem man bereits am 11. April bis Weiershagen vorgedrungen war und mit einer von Panzern begleiteten Infanterie am 12. April am Vormittag Forst einnahm. Dann zog man nach Kaltenbach ab. Am Nachmittag erreichten die Kämpfe Dahl, wobei zwei Zivilisten, wohl durch deutschen Beschuss das Leben verloren. Der amerikanische Oberstleutnant Schellmann versuchte über Unterhändler die Aufgabe des Widerstandes der Deutschen. Doch Hauptmann Kanski lehnte ab, trotz dass ein deutscher Regierungsbeamter, der Ortsvorsteher Wilhelm Klein dazu riet. Man vereinbarte lediglich eine Feuerpause, um die Verwundeten und Toten zu bergen. Aus ungeklärter Ursache flackerte das Kampfgeschehen dann wieder auf, wobei ein weiterer Zivilist aus Drabenderhöhe, bei dem Versuch Verletzte und tote Soldaten zu bergen ums Leben kam. Mehre Männer aus Drabenderhöhe, sowie der Ortsvorsteher versuchten erneut Kanski zur Aufgabe, was aber erfolglos blieb. Nach dem Widerstand deutscher Truppen entging Drabenderhöhe am Abend des 12. April 1945 knapp der Zerstörung aus der Luft. Der Grund lag darin, dass der fanatische Kommandeur der deutschen Truppen verwundet wurde und der Stabsarzt Dr. Althoff einsichtig den Widerstand hatte einstellen lassen. Das Lazarett befand sich im Hause Wilhelmine Höhler im Scheidt. Die Deutschen verließen ihre Stellungen, ein Teil unter anderem Kanski selbst, setzte sich über Verr ins Loopetal ab, die anderen ergaben sich vorsichtig den heranrückenden Amerikanern.
Die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Drabenderhöhe
Nach Bekunden des einmarschierten US-Militärs ist ein Geschwader von Jagdbombern, das den Ort in Trümmer gelegt hätte, in letzter Minute wieder abbestellt worden. Bei dieser sinnlosen Verteidigung fanden in und um Drabenderhöhe (Forst, Hahn, Jennecken, Faulmert) mindestens 33 Wehrmachtsangehörige und 3 Zivilisten den Tod, 16 Soldaten wurden schwer, 26 leicht verletzt und 80 Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Die Anzahl der gefallenen Amerikaner ist unbekannt.
Den Einmarsch der Amerikaner haben die meisten Bewohner im Keller erwartet. An mehreren Häusern wurden weiße Tücher ausgehängt. Zu Übergriffen ist es nicht gekommen, trotz das jedes Haus gründlich nach deutschen Soldaten durchsucht wurde. Männliche Zivilsten, auch Jugendlliche wurden aufgefordert, sich mit erhobenen Armen zur Kirchenmauer zu begeben, durften aber teils nach Vernehmungen wieder in ihre Häuser zurück. Auf dem Platz zwischen Kirchentreppe und Bäckerei Heu wurden die deutschen Soldaten unter starker Bewachung gefangen gehalten und am nächsten Tag abtransportiert. Auch der Drabenderhöher Ortsvorsteher wurde umgehend verhaftet. Am Abend des 12. Aprils 1945 meldete Oberstleutnant Schellman seinem Regimentskommandeur, Oberst Ondrick: „Drabenderhöhe vom 1. Bataillon des Regiments 309 genommen“.
Die gefallenen deutschen Soldaten mussten von den Männern und Jungen des Ortes geborgen und auf dem Friedhof beerdigt werden.
Die Amerikaner zogen bald weiter und beließen es bei einem Posten auf dem Ruinengrundstück des Gasthof Müllenbach. Danach kamen etliche LKW-Transporte mit deutschen Kriegsgefangenen durch den Ort. Darunter waren auch manche Drabenderhöher. Abgeworfene Zettel und auch direktes Erkennen beruhigten manche Drabenderhöher Familien um die Sorge des Schicksals ihrer zur Wehrmacht eingezogenen Männer und Söhne. Doch 143 Männer aus dem Gebiet der Kirchengemeinde, die hier geboren wurden und dort und in der näheren Umgebung lebten, davon 75 aus den „Höher“ Höfen sowie 68 weitere aus den Weiershagener Höfen (Anmerkung: die aus den rechts der Wiehl gelegenen Höfe Steeg, Zur Ley und Ohl wurden miterfasst, gehörten aber noch nicht zur Kirchengemeinde) und Forst kehrten aus diesem Krieg nicht mehr zurück.
Immer wieder kam es zu Überfällen und Plünderungen freigelassener Fremdarbeiter und Gefangener, die in Büddelhagen zwei bei Verwandten untergebrachte Geschwister aus Wuppertal und im Ortsteil Kretsch einen Mann aus Zülpich ermordeten. Übergriffe von Raub mit Verlust von Hab und Gut sind aus Verr und Hillerscheid berichtet worden. So organisierte sich ein Selbstschutz in den Dörfern, der Nachts regelmäßig Streifendienst versah. Ein Problem, was sich dann ergab, war die zurückgebliebene scharfe Munition der abrückenden Wehrmacht, aber auch der Amerikaner. Es kam immer wieder zu Unfällen und Unglücken von neugierigen Kindern und Jugendlichen, so auch in Drabenderhöhe als ein 16-jähriger beim Spielen und Entschärfen von Handgranaten um Leben kam.
Am 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Kraft, damit war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.
Die letzen Kriegstage hinterließen mit der ausgebrannten Kirche, sowie des Verlustes des Gasthofes Müllenbach eine „Wunde“ im Dorf. Während der Kampfhandlungen in Dahl, Immen und Jennecken wurden auch hier Gebäude beschädigt. Der Friedhof war komplett zerstört. Nur wenige historische Grabsteine überstanden die Kämpfe unversehrt. Der Grabstein der Wihelmine Kauert aus Forst (geboren 1786, gestorben 1852) steht heute noch als Mahnmal auf dem Gelände des am 1. Juli 1956 eingeweihten Ehrenfriedhofs. Hier liegt ein Teil der in Drabenderhöhe gefallenen Soldaten, aber auch 7 Soldaten, die vom Friedhof Marienberghausen und 2 von Faulmert hierher umgebettet wurden.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann der Wiederaufbau und die Beseitigung der Kriegsschäden. Bei Kriegsende liessen die Soldaten häufig Munition zurück. Dabei kam es auch immer wieder zu Unfällen, wie auch in Drabenderhöhe, als ein 16-jähriger Jugendlicher getötet und mehrere Jugendlichen im Spiel mit Handgranaten schwer verletzt wurden. Im Februar 1946 erhielt die Kirche wieder eine Glocke, die zunächst zunächst provisorisch aufgehängt wurde. Die Drabenderhöher gingen wieder an die längst fällige Frühjahrsarbeit, denn die Nahrungsmittelversorgung war das grösste ernste Problem. Viele suchten Unterkunft in den ländlichen Bereichen. In Drabenderhöhe rückte man in den Häusern und Wohnungen zusammen, um Platz zu schaffen. Das Vereinsleben blühte langsam wieder auf. Drabenderhöhe gehörte zur englischen Besatzungszone. Sperrstunde war um 23.30, da musste jeder von den Strassen verschwunden sein. Schon im April 1945 begann die britische Militärregierung mit dem Neuaufbau der Verwaltung. Als Bürgermeister der Gemeinde wurde zunächst Dr. August Noss eingesetzt, es folgte ihm am 01. Mai 1945 der frühere Gemeindeobersekretär Heinrich Koppen. Im Juli 1945 wurde der erste Bürgerrat eingerichtet, der im Februar 1946 mit 20 Gemeindevertretern erweitert wurde. Unter anderem waren die Vertreter Heinrich Höhler aus Drabenderhöhe, Willi Karthaus aus Weiershagen, Karl Penz aus Immen, Julius Schenk aus Jennecken und Eugen Schmidt aus Hillerscheid. Im September 1946 trat der erste frei gewählte Gemeinderat zusammen. Nach der Währungsreform 1948 setzte dann auch der wirtschaftliche Aufschwung ein. Am 24. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verkündet und das war die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland. Am 22. Dezember 1949 erfolgte die Wiedereinweihung der Kirche. 1952 nahm die Landesstraßenverwaltung die Zurücksetzung der Kirchenmauer vor und der alte Grenzstein Nummer 1 wurde eingemauert. Damit verlor auch das Kriegerdenkmal von 1925 seinen alten Platz. Im Zuge der Errichtung eines Ehrenfriedhofes schuf man 1956 mit einem neuen schlichten Ehrenmal Ersatz. Am 01.Mai 1953 feierte die Kirchengemeinde Drabenderhöhe mit einem Richtfest und einem Gottesdienst die Fertigstellung des Turmhelmes.
Wiederaufbau des Turmhelms 1953
Der Zweite Weltkrieg hatte zur Folge, dass viele Heimatvertriebene aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern ins Oberbergische kamen. Damit stieg auch die Einwohnerzahl von Drabenderhöhe und es musste neuer Wohnraum geschaffen werden. Im Zeitraum von 1946 bis 1953 wurden 19 Wohnhäuser erstellt. Nach Schließung einzelner Baulücken, konzentrierte sich die Bebauung auf die Bereiche: „Alte Kölner Straße“, „Herrenhofer Straße“, „Am Höher Berg“, „Im Biesengarten/Königsbitze“, „Marienfelder Straße“ und „Drabenderhöher Straße“ im Unterdorf. Im November 1957 wurden die bis dahin gültigen amtlichen Ortsbezeichnungen Scheidt und Anfang aufgehoben, das gesamte Dorf war nunmehr unter dem Namen Drabenderhöhe vereint.
Veränderungen für die Landwirtschaft ergaben sich durch ein Flurbereinigungsverfahren, welches das Amt für Agrarordnung im Raum Drabenderhöhe in den Jahren 1947 bis 1950 durchführte. Durch die jahrhundertelange Realteilung enstand eine Vielzahl von kleinsten Parzellen, die eine sinnvolle wirtschaftliche Nutzung eher ein Nachteil bedeuteten. Durch die Flurbereinigung wurden grössere zusammenhängende Nutzflächen geschaffen, die der aufkommenden Mechanisierung in der Landwirtschaft Rechnung trugen und rationellen Maschineneinsatz erlaubten. Im Jahre 1958 entstand auf dem Weg von Drabenderhöhe nach Verr der Aussiedlerhof „Löher Hof“, den Otto Hühn inmitten seiner landwirtschaftlichen Flächen ausserhalb des Dorfes erbaute und damit die Voraussetzung für eine Modernisierung und Vergrösserung seines Agarbetriebes schuf. Durch die 1932 scharf um den Ort gezogene Grenze lag der Löher Hof allerdings bis 1975 auf Engelskirchener Gemeindegebiet. In der Gemeinde Ründeroth erfolgte durch Flurbereinigung im Jahre 1956 eine Grenzveränderung. Der Gasthof Stölting mit umliegenden Flurstücken wurde in die Gemeinde Engelskirchen verlegt. Dafür erhielt Ründeroth die links des Kaltenbach gelegenden Gebiete in Oberkaltenbach. Damit wurde der Gasthof mit dem Nachbargebäude, welches bereits vor 1956 in der Gemeinde Engelskirchen lag, zu einem Ort zusammengefasst. Allerdings blieb eine Zweiteilung Brächens (Engelskirchen/Drabenderhöhe) ebenfalls bis 1975 bestehen.
Am 07. Juli 1958 wurde die Kirchengemeinde Drabenderhöhe um die rechts der Wiehl gelegenen Höfe Steeg, Ohl und Ley erweitert. Damit war der Ort Weiershagen nunmehr auch konfessionell vereinigt. Ursprünglich gehörten die drei Höfe zur Kirchengemeinde Wiehl. 1894 wurde aus dem Unterkirchspiel Wiehl die Kirchengemeinde Oberbantenberg gegründet. Die drei Höfe wurden dann dorthin eingepfarrt. Die links der Wiehl gelegenen Weiershagener Höfe gehörten bereits seit 1698 zur Kirchengemeinde Drabenderhöhe.
1959 wurde das alte Schulgebäude durch einen modernen Neubau abgelöst. 1964 gelang der Bau der Friedhofshalle, welches eine dringend notwendige Veränderung für das Beerdingungswesen darstellte. Auf Initiative der Drabenderhöher Bürgervertreter führte es dann auch 1960 zur Erschliessung der Baugebiete „Brächer Heide“ und „Am Immerkopf“, wobei bei letzterem der Bau von Wochenendhäusern im Vordergrund stand.
Seit September 1950 gab immer wieder Bestrebungen, den alten Gemeindenamen Drabenderhöhe in Bielstein zu ändern. Bielstein war Sitz der Verwaltung (das Amtshaus war im Burggebäude von 1808 bis 1901 untergebracht mit einer Unterbrechung von 1865 bis 1868 in Steeg/Weiershagen und von 1870 bis 1873 in Kehlinghausen. 1901 wurde ein eigenes Rathaus in Bielstein eingeweiht (1978 wurde es abgerissen) und die wirtschaftliche Entwicklung war dort ausgeprägter als im alten historischen Höhendorf. Nachdem bereits zwei Anträge 1912 und 1925 diesbezüglich abgelehnt wurden, erreichte der Gemeinderat in Bielstein 1958, trotz der heftigen Prosteste aus Drabenderhöhe, die Umbennung. 13 Stimmen befürworteten die Umbennung, 3 Stimmen waren dagegen und 2 Stimmen entschieden sich für eine Enthaltung. Die Enttäuschung in Drabenderhöhe war gross. Der Ratsbeschluss führte dann zu einem „Bierkrieg“ zwischen Bielstein und Drabenderhöhe. Viele Drabenderhöher weigerten sich das Bielsteiner Bier zu trinken und riefen zu einem Boykott auf. Man schenkte zu dieser Zeit in Drabenderhöhe „Tucher-Bräu“ aus. Selbst im Erntezug nahm man sich des Themas mit einem Wagen und der Aufschrift „Den Namen wechselt man nicht wie das Hemd“ an. Allerdings war es nur ein symbolischer Streik, den man nach einiger Zeit beendete, da die Bielsteiner Brauerei nicht Urheber der Umbenennung war. Eine schriftliche Eingabe aller Ortsvereine von Drabenderhöhe gegen die Umbennung machte eine erneute Abstimmung im Januar 1959 notwendig. Dabei stimmten nun 15 Ratsmitglieder für die Umbennung und 2 gegen die Umbennung. Die Drabenderhöher wandten sich an die Bezirksregierung, die eine Umbenennung ablehnte. In der letzten Instanz versuchte man eine Entscheidung über das Innenministerium in Düsseldorf zu erwirken. Mitglieder des Heimatvereins und der Drabenderhöher Bürger fuhren zu einem Gespräch nach Düsseldorf, was aber ohne Ergebnis blieb, da das Innenministerium die Angelegenheit an den Oberbergischen Kreis zurückgeben wollte. Im Kreisausschuss fiel die endgültige Entscheidung für Bielstein im August 1959 nur knapp mit 5 zu 4 Stimmen und 2 Enthaltungen aus. Seit dem 06. Januar 1960 hiess es durch den Beschluss der Landesregierung jetzt Gemeinde Bielstein und nicht mehr Gemeinde Drabenderhöhe. Der Gemeindename Drabenderhöhe hielt sich ganze 151 Jahre, dafür hielt sich die Gemeinde Bielstein mit der kommunalen Neuordnung nur neuneinhalb Jahre.
Mit dem Plan, Drabenderhöhe durch weitere Siedlungsaktivitäten mit Unterstützung von Land, Kreis und Gemeinde aufzuwerten, begann man 1961 Kontakt mit der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen aufzunehmen, um diese für ein Siedlungbauprogramm an der Ostseite des Dorfes zu gewinnen. Dabei engagierte sich ins besonders Robert Gassner, der Landesvorsitzende der Siebenbürgischen Landsmannschaft bei den Verhandlungen, sich in Drabenderhöhe ansiedeln zu können. Geplant waren 149 landwirtschaftliche Nebenerwerbs- und 73 Kleinsiedlerstellen und Gemeinschaftsbauten. Die Bautätigkeit begann im Oktober 1963 im Bereich „Altes Land“. Bereits am 17. Dezember 1964 zog der erste Siedler mit seiner Familie ein. Die offizielle Einweihung der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung fand am 18. Juni 1966 statt. Mit der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung erhielt Drabenderhöhe auch eine deutlich verbesserte Infrastruktur, wie Kindergarten, Jugendheim, Kulturhaus, Altenheim, ein Erweiterungsbau der Schule, Geschäften und eines Gewerbeparkes, wo neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten.
Die Siebenbürger-Sachsen-Siedlung 1972
Im Zuge der kommunalen Neuordnung kam es am 01. Juli 1969 zur Zusammenlegung der Gemeinden Bielstein und Wiehl. Am 22. Juni 1971 erhielt Wiehl dann das Stadtrecht. Am 01. Januar 1975 wurden die Nachbarorte Brächen, Büddelhagen und Verr im Rahmen der Kreis- und Gemeinderaumneuordnung in das Stadtgebiet von Wiehl eingegliedert. Damit waren die Kreis- und Gemeindegrenzen (Rheinisch-Bergischer Kreis mit Engelskirchen, bzw. Rhein-Sieg-Kreis mit Much) nicht mehr so scharf um den Ort herumgezogen. Nur der evangelische Weiler Obermiebach verblieb in der überwiegend katholischen Gemeinde Much.
Die ständige Zunahme der Spätaussiedler aus Siebenbürgen im Zuge der Familienzusammenführung führte dann zu weiteren Bautätigkeiten seit April 1972 mit 415 Wohnungen und 1979 mit 87 Siedlerstellen. Im Oktober 1972 wurde das das 36-Familien-Wohnhaus fertiggestellt, das markanteste Gebäude der Siedlung. Bei der Wahl der Straßennamen wollte man an die grossen Landschaften Siebenbürgens erinnern, wie Nösnerland, Reenerland, Weinland, Kokeltal, Haferland, Burzenland, Altes Land, Harbachtal und Unterwald. Bei der Erweiterung der Siedlung benannte man die Straßen nach den Städten Siebenbürgens: Kronstädter Gasse, Hermannstädter Gasse, Bistritzer Gasse, Mediascher Gasse, Schäßburger Gasse, Klausenburger Gasse, Mühlbacher Gasse und Repser Gasse. Aus rund 250 Städten und Dörfern zogen Siebenbürgische Siedler nach Drabenderhöhe. Bis 1986 entstanden auf 84,79 ha Baugelände 475 Ein- und Zweifamilienhäuser, sowie 241 Mietwohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen. Im April 1973 erfolgte die Eröffnung des Teilabschnitts der Autobahn A4 von Engelskirchen zur Anschlussstelle Wiehl/Gummersbach. Die komplette Verkehrsfreigabe zwischen Köln und Olpe erfolgte 1976. Drabenderhöhe erhielt 1978 eine eigene Anschlußstelle „Drabenderhöhe/Bielstein“.
Angesichts der wachsenden Kirchengemeinde beschloss das Presbyterium, eine zweite Pfarrstelle einzurichten. Die Hinzugezogenen sollten in das kirchliche und gesellschaftliche Leben integriert werden. Es schien dem Presbyterium angebracht, einen Theologen siebenbürgischer Herkunft zu wählen, um diese Aufgabe leichter zu bewältigen. Am 1. Oktober 1978 nahm Pfarrer Kurt Franchy seinen Dienst in der Pfarrstelle nach einer Teilung der Gemeinde neugegründeten zweiten Pfarrbezirk auf. Er wirkte in der Gemeinde bis zu seinem Ruhestand am 30. September 1994.
Siebenbürgen und deutsche Ortschaften
1981 wurde das evangelische Gemeindehaus fertiggestellt. Das neue Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde, die durch den Zuzug der Siebenbürger Sachsen stark gewachsen ist, hat zwei Versammlungsräume mit Bühnen und 262 bzw. 184 Sitzplätze an Tischen, mehrere Konfirmandenräume, Jugend- und Werkräume und eine Kegelbahn. Am 1. Oktober 1981 wurde Pastorin Christa Wülfing in das Pfarramt des ersten Bezirkes eingewiesen. In der bisher 426-jährigen evangelischen Geschichte ist sie die erste Frau, die das Amt einer Pfarrerin in Drabenderhöhe einnimmt. Sie wirkte in der Gemeinde bis zum 31.03.1986.
1988, 1995 und 1996 folgten drei weitere Bauabschnitte, sowie die Bebauung von Freiflächen im Altdorf und dem Siebenbürger Platz mit Geschäftsräumen und sonstigen Ladenlokalen. In jüngster Zeit wurden noch die Baugebiete Kahlhambuche (seit 1992) und Am Pferdefeld/Auf der Steinbreche (seit 1995) erschlossen, sowie 2011 das Gewerbegebiet auf der Kahlhambuche. Hier musste der Kampfmittelräumdienst noch die Hinterlassenschaften der Kämpfe von 1945 beseitigen. Zahlreiche Kriegsgeräte wurden gefunden und abtransportiert, unter anderem Stahlhelme, Gasmasken, Bajonette, Feldflaschen, Geschütze, Fahrzeugteile, Kanonen, Munition, Handgranaten, Gewehrgranaten und Panzersprenggranaten. Fünf nicht transportfähige Panzersprenggranaten wurden vom Kampfmittelräumdienst direkt vor Ort gesprengt.
Der Ort Drabenderhöhe ist mittlerweile mit seinen Nachbarorten Brächen, Dahl und Hillerscheid nahezu völlig zusammengewachsen. Das Ortsbild hat sich in den letzten 50 Jahren komplett verändert. Die landwirtschaftliche Struktur wurde im Laufe der Zeit vollkommen aufgegeben. Alt- und Neubürger haben dabei harmonisch zusammengefunden. Vorallem haben dazu auch die Vereine beigetragen. Am 24. Oktober 1991 erhielt Drabenderhöhe die Goldmedaille im Wettbewerb für „Vorbildliche Integration von Aussiedlern in der Bundesrepublik Deutschland“.
Das Interesse an unserem Ort zogen auch vier Bundespräsidenten nach Drabenderhöhe: Johannes Rau, Roman Herzog, Karl Carstens und Richard von Weizsäcker. Am 19. April 2004 wurde die Kapelle des Altenheims und der „Turm der Erinnerung“ eingeweiht. Dieses neue Wahrzeichen Drabenderhöhes ist den in Siebenbürgen typischen Wehrtürmen der Kirchenburgen nachempfunden und soll heutige und auch künftige Generationen an die alte Heimat, die 850-jährige deutsche Geschichte und an die Kulturleistungen der Sachsen im rumänischen Siebenbürgen erinnern. Im Turm hängt die Heimatglocke der siebenbürgischen Gemeinde Mardisch. In der Torhalle wurden an den Seitenwänden rund 300 Marmortäfelchen mit den Namen sämtlicher siebenbürgisch-sächsischer Städte und Gemeinden aus Siebenbürgen angebracht. Hinzu kommen noch die farblich abgestimmten Wappen der siebenbürgisch-sächsischen Distrikte und Städte. Die dort angebrachte Gedenktafel beschreibt:
„Der Turm ist ein Pfeiler einer im Geist gespannten Brücke nach Siebenbürgen. Er erinnert an die bewegte 850-jährige Geschichte und das Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen im 1700 km entfernten Südosten Europas, heute Rumänien. Der Turm ist ein Zeichen des Dankes an das Land Nordrhein-Westfalen, das 1957 die Patenschaft für die in ihre Urheimat zurückgekehrten Siebenbürger Sachsen übernommen hat. Er ist ein Denkmal des Dankes für erfahrene Integration und Beheimatung der Siebenbürger Sachsen aus mehr als 200 Ortschaften durch den Oberbergischen Kreis, die Stadt Wiehl, die Kirchengemeinde und die Bevölkerung von Drabenderhöhe.“
Jahr | Drabenderhöhe | Scheidt | Pfaffenscheid | Anfang | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|
1675 | 35 | 36 | 2 | 7 | 80 |
1817 | 89 | 185 | 8 | 7 | 289 |
1828 | 96 | 201 | 10 | 7 | 314 |
1843 | 104 | 176 | 9 | 9 | 298 |
1861 | 122 | 195 | 16 | 333 | |
1868 | 112 | 180 | 12 | 304 | |
1871 | 143 | 227 | 18 | 388 | |
1885 | 183 | 237 | 16 | 436 | |
1900 | 164 | 223 | 28 | 415 | |
1905 | 151 | 174 | 39 | 364 | |
1932 | 172 | 218 | 30 | 420 | |
1953 | 531 | 531 | |||
1961 | 489 | 489 | |||
1964 | 550 | 550 | |||
1965 | 951 | 951 | |||
1975 | 2629 | 2629 | |||
1978 | 2885 | 2885 | |||
1983 | 3458 | 3458 | |||
1990 | 3672 | 3672 | |||
1999 | 3659 | 3659 | |||
2000 | 3658 | 3658 | |||
2007 | 3509 | 3509 | |||
2008 | 3412 | 3412 | |||
2009 | 3374 | 3374 | |||
2010 | 3411 | 3411 | |||
2012 | 3369 | 3369 |
Ortschaft | 1817 | 1828 | 1843 | 1868 | 1871 | 1885 | 1900 | 1905 | 1935 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anfang | 7 | 7 | 9 | 12 | 18 | 16 | 28 | 39 | 30 |
Bergerhof | 39 | 46 | 52 | 60 | 52 | 70 | 64 | 0 | 0 |
Brächen (Drabend.) | - | - | - | - | - | - | 8 | 12 | 15 |
Brächen (Engelsk.) | 7 | ? | 13 | 12 | 7 | 10 | 8 | 8 | ? |
Brächen (Ründeroth) | 3 | ? | 5 | 5 | 5 | 12 | 9 | 9 | 7 |
Büddelhagen | 44 | 58 | 66 | 70 | 69 | 61 | 58 | 51 | ? |
Dahl | 41 | 46 | 55 | 54 | 64 | 74 | 61 | 60 | 87 |
Drabenderhöhe | 89 | 96 | 104 | 112 | 143 | 183 | 164 | 151 | 144 |
Forst | 136 | 158 | 145 | 180 | 129 | 129 | 157 | 161 | 177 |
Fürberich (Vorbach) | - | - | 13 | 11 | 6 | 23 | 23 | 0 | 0 |
Hahn | 20 | 22 | 12 | 12 | 14 | 17 | 14 | 14 | 23 |
Hähner Mühle | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Hardt, Zur | 29 | 29 | 32 | 32 | 43 | 46 | 34 | 0 | 0 |
Hillerscheid | 61 | 66 | 70 | 75 | 72 | 77 | 82 | 72 | 67 |
Immen | 48 | 57 | 56 | 56 | 52 | 69 | 67 | 75 | 78 |
Jennecken | 84 | 89 | 119 | 120 | 115 | 136 | 125 | 101 | 128 |
Kleebornen | 12 | 12 | 15 | 20 | 17 | 22 | 49 | 0 | 0 |
Kleeborner Mühle | s.Kleebornen | s.Kleebornen | 5 | 4 | 3 | 7 | 11 | 0 | 0 |
Linde, Auf der | - | 20 | 10 | 3 | 3 | 6 | 8 | 0 | 0 |
Mühlen, Zur | 54 | 59 | 65 | 66 | 57 | 55 | 113 | 0 | 0 |
Niederhof | 59 | 59 | 80 | 70 | 68 | 69 | 67 | 66 | 70 |
Obermiebach | 25 | 28 | 34 | 40 | 33 | 27 | 24 | 24 | ? |
Pfaffenscheid | 8 | 10 | 9 | 9 | siehe Scheidt | siehe Scheidt | siehe Scheidt | siehe Scheidt | siehe Scheidt |
Reuschenbach | 0 | 0 | 15 | 20 | 3 | 8 | 9 | 0 | 0 |
Scheidt | 185 | 201 | 176 | 180 | 227 | 237 | 223 | 174 | 220 |
Verr | 44 | 48 | 67 | 74 | 61 | 68 | 36 | 41 | ? |
Weiden, In den | 20 | 23 | 19 | 20 | 16 | 15 | 14 | 0 | 0 |
Weiershagen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 501 | 487 |
Gesamt | 1016 | 1191 | 1246 | 1301 | 1277 | 1437 | 1456 | 1505 |
Weiershagen wurde 1902 aus den im unteren Wiehltal gelegenen Höfen gegründet. Die Orte Ohl, Steeg und Zur Ley gehörten aber nachwievor zum Kirchspiel Oberbantenberg. Von der Einwohnerzahl von 1505 sind daher etwa 50 Personen abzurechnen. Im Kirchspiel Drabenderhöhe wohnten also gut 1455 Personen zuzüglicher derer Personen, die im Kirchspiel Much lebten.
Im Jahre 1809 lebten in der Gemeinde Much in folgenden Orten Evangelische, die zur Kirchengemeinde Drabenderhöhe gehörten:
Auf der Linde ist erst nach 1817, Vorbach ist erst nach 1835 und Brächen, Gemeinde Drabenderhöhe ist erst nach 1885 entstanden. 1843 sind in folgenden Orten Katholiken zu verzeichnen:
Es lebten in allen Ortschaften nur 12 Katholiken, neben 1229 Evangelischen. Evangelische, die zur Kirchengemeinde Drabenderhöhe gehörten lebten in Oberbusch (Much) 7 Personen, in Braunswerth (Engelskirchen) 24 Personen, in Miebach (Engelskirchen) 1 Person, in Steeg (Engelskirchen) 1 Person, in Engelskirchen 9 Personen. 1850 wurden die Evangelischen aus Braunswerth, Unterkaltenbach und Engelskirchen dann nach Ründeroth eingepfarrt. Im Jahre 1868 haben die Engelskirchener ihre eigene Kirchengemeinde gegründet. In Anfang, Brächen, Obermiebach, Pfaffenscheid, Scheidt und Verr lebten ausschliesslich Protestanten.
1861 lebten laut der Pfarrchronik Katholiken in folgenden Orten:
In allen anderen Orten gab es 1861 1242 evangelische Personen. Zusätzlich gehörten zur Kirchengemeinde noch die Evangelischen in der Gemeinde Much: Niedermiebach 5, Oberbusch 5, Oberdorf 1 und Wellerscheid 7. In Scheidt und Pfaffenscheid lebten 195 Evangelische und 40 in Obermiebach. Katholiken gab es dort keine, wie auch in den Orten Anfang, Büddelhagen, Brächen und Verr.
Im seit 1605 gebräuchlichen Wappen des Hauses-Sayn-Wittgenstein-Berleburgs findet sich in der oberen Hälfte das silberne Schloss auf rotem Grund für Homburg, daneben und im vierten Quartier in der unteren Hälfte die schwarzen wittgensteinischen „Pfähle“, im dritten Quartier die silberne „Strasse“ mit drei Eberköpfen für die Freusburg, im Herzschild der goldene saynische Löwe auf rotem Grund.
Das Wappen des Hauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg wurde in Teilen auch Bestandteil der 1935 entstanden Wappen der homburgischen Gemeinden. In allen Wappen ist der saynische Löwe und das quadrierte schwarz-weisse Wappenschild des Hauses Sayn-Wittgenstein zu sehen. Bei den Wappen der Gemeinden Nümbrecht und Wiehl ist Schloss Homburg dargestellt, sowie es auch im Wappen des Hauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg zu finden ist.
Im Frühmittelalter gehörte das Gebiet der Herrschaft Homburg zum fränkischen Auelgau, der 722/723 als „aualgawe“ erstmals genannt wurde. Der Fränkische König setzte für die Verwaltung jeweils einen Gaugrafen ein, der dem König zustehende Einkünfte eintrieb und im Notfall die waffenfähigen Männer bereitstellte. Zudem hatte der Gaugraf die Rechtsprechung wahrzunehmen. Mittelpunkt des Auelgaus war die Grafenburg auf dem Siegburger Michaelsberg, der damals noch Siegberg genannt wurde. Im Jahre 1064 wurde an deren Stelle durch Erzbischof Anno II. zu Köln eine Benediktinerabtei gegründet.
Als Gaugraf im Auelgau ist zunächst das fränkische Hochadelsgeschlecht der Konradiner bezeugt. Den Konradinern folgte auf dem Wege einer Heirat die Familie der Ezzonen nach, das älteste Geschlecht der rheinischen Pfalzgrafen, die ihren Lebensmittelpunkt im Raum Aachen hatten. In der Auseinandersetzung mit den Kölner Erzbischöfen, die ihren weltlichen Herrschaftsbereich sichern wollten, wurden die Pfalzgrafen an die Mosel abgedrängt. Gleichzeitig verloren sie ihre Rechte im Auelgau, der politisch in Untergrafschaften zerfiel. Die Folge war, dass lokale Adelshäuser nach eigener Landeshoheit strebten und die Grafen von Sayn als Untergrafen eingesetzt wurden, die bestrebt waren, ihre Machtansprüche auszuweiten.
Als die Brüder Heinrich I. (1133-1159) und Eberhard I. von Sayn (1133-1176) erstmals 1139 in zwei Urkunden des Kölner Erzbischofs Arnold I. mit ihrem Grafentitel auftauchten, leiteten sie diesen sicherlich von ihren Grafenrechten im Auelgau her. Allerdings treten die Sayner erst 1182 ausdrücklich als Grafen im Auelgau in Erscheinung. Mit Errichtung der Burg Blankenberg, die zwischen 1150 und 1180 errichtet wurde, versuchte sich das Sayner Grafengeschlecht ihren Machtbereich im Auelgau zu sichern. Allerdings fiel die Burg 1361 in den Besitz der Grafen von Berg. Der Machtbereich der Grafen von Sayn war kein zusammenhängendes Territorium, sondern zersplitterte sich in einzelne Besitzungen und Lehen, insbesondere um Altenkirchen, Birnbach, Hachenburg, Hamm und dem südlichen Oberbergischen Land.
Mit der Heirat von Heinrich III. und Mechthild von Landesberg, die grosse Besitztümer aus dem rheinischen-westerwäldisch-siegerländischen Erbe der Thüringer Landgrafen in die Ehe einbrachte, entstand eine Großgrafschaft. Der Zuwachs bestand im wesentlichen aus den Burgen Windeck, Altenwied und Neuenburg mit den zugehörigen Besitztümern. Nach dem Tod Heinrich III. zerfiel sein Herrschaftsbereich, da er keine Kinder hatte. Damit erlosch die ältere Saynische Dynastie. Die vier Söhne seiner Schwester Adelheid, die 1202 Gottfried III. von Sponheim heiratete, traten das Erbe an. Mit Gottfrieds Sohn Johann I., dem Begründer der der jüngeren Linie Sayn aus dem Hause Sponheim-Starkenburg konnte ein Teil des Gebietes zurückgewonnen werden, als 1253 die Hinterlassenschaft seines Halbbruders Eberhard gekauft wurde. In dieser Kaufurkunde, die Johann unter anderem Burg und Stadt Hachenburg zusprach, wurde erstmals das Amt Nümbrecht als Untereinheit Hachenburgs erwähnt. Hachenburg gehörte schon zum Besitz Heinrich II. von Sayn, der 1205 verstarb. Vermutlich reichten die hoheitlichen Rechte am Amt Nümbrecht bis in diese Zeit. Johann von Sponheim-Starkenburg und sein Sohn Gottfried waren bemüht ihre Machtposition weiter auszubauen. So übertrugen Graf Wilhelm von Jülich und seine Frau Rickardis 1258 die zum Amt Nümbrecht gehörenden Eigenleute.
Johanns Sohn Gottfried nannte sich ab 1254 Graf von Sayn. 1264 verglich er sich mit seinem Bruder Heinrich und sicherte sich die Burgen Sayn, Hachenburg, Weltersberg, Freusburg und Holstein. Allerdings war die Burg Holstein nicht eindeutig saynischer Besitz, den sie war Stammsitz der Fleckes, eines rheinischen Ministerialengeschlechtes aus dem Ahrgebiet. Die Belehnung mit der Burg Holstein muss vor 1241 erfolgt sein. In einer Urkunde aus diesem Jahr bezeichnet sich Heinrich Flecke von Are erstmals als Flecke von Holstein. Eine weitere Urkunde aus dem Jahre 1256 bestätigt das Haus Sayn als Lehnsherr, als Heilewigis, Witwe des Ritters Heinrich Flecke von Holstein die Burg Holstein, die ein Lehen des Edelherrn Heinrich von Heinsberg war, an ihre Tochter Benedikta und deren Gatten Theodorich von Schinne übertrug. Heinrich von Heinsberg war ein Bruder von Johann von Sponheim-Starkenburg.Holstein muss dann einige Jahre später an die Vettern von Benedikta übertragen worden sein, denn 1270 verzichteten die Brüder Heinrich und Theoderich, genannt Flecke von Holstein auf die Burg zugunsten Gottfried I. von Sayn. Der Name der Burg bezieht sich auf die unterhalb der Homburg gelegenen „Dicken Steine“, die früher auch als Hollsteine bezeichnet wurden. Höchstwahrscheinlich wurde die auf einem Bergsporn befindliche Burg 1276 in Homburg (also die „Hohe Burg“) umbenannt, als Gottfried von Sayn bei der Lehnsauftragung an König Rudolf seiner Gemahlin Jutta von Isenburg-Grenzau die Burg als zukünftigen Witwensitz zuweisen ließ. Durch die Übertragung des Allod an den König und Belehnung an Gottfried, wurde der Status der Reichsunmittelbarkeit erreicht. Damit war die Grundlage einer eigenen Territorialhoheit in Homburg geschaffen worden. Bisher hatte man angenommen, dass die Homburg 1276 erbaut wurde, doch Grabungen legten die Fundamente eines Rundturmes aus dem 11. Jahrhundert frei. Die Umbennung ist wahrscheinlich, da eine Burg Holstein urkundlich nicht mehr erwähnt wurde.
Nach dem Tode Gottfried von Sayn 1283 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Söhnen Johannes und Engelbert, die sich um das Gesamterbe stritten. Die Erbstreitereien konnten auch durch die Vermittlung ihrer Mutter Jutta im Jahre 1294 durch einen Ganerbenvertrag beendet werden. Somit hatte das Homburger Ländchen zwei Landesherren, die aus den Häusern Sayn-Sayn (Johannes-Linie) und Sayn-Homburg (Engelbert-Linie, später Sayn-Wittgenstein) bestand. Daher hatte Schloss Homburg auch zwei Herrenhäuser, dass noch bestehende Saynische Haus und das 1809 während der französischen Besetzung ausgebrannte und 1835 abgebrochene Wittgensteiner Haus. Der grösste Teil der Steine diente zwischen 1853 und 1855 zum Bau der Strasse von Wiehl nach Nümbrecht. Zudem gab es in Homburg noch zwei Burgmannenhäuser, das der Herren von Börnhausen und das der Herren von Diezenkausen. Die beiden Familien gehörten zum niederen Adel und waren zur Burgwacht verpflichtet. Mauerreste des Hauses der von Börnhausen fand man unter der Orangerie. Das Diezenkauser Haus existiert auch heute noch.
Der Ganerbenvertrag regelte, dass die Johannes-Linie fortan Lehnsherr der jüngeren Engelbert-Linie sein sollte und dass kein nachfolgender Erbe der beiden Bruderlinien seinen Besitzanteil an Homburg verkaufen oder verpfänden durfte ohne die Zustimmung des anderen Teiles. Dieser andere Teil hatte immer ein Vorkaufsrecht oder ein Pfandeinlösungsrecht für seinen Stamm. Im Jahre 1316 teilen beide Häuser das Amt Nümbrecht in zwei Hälften auf und seit 1341 wurde das Verhältnis zwischen beiden Linien in jeder Generation durch den so genannten „Burgfrieden“ mit weiteren Zusatzverträgen neu geregelt. 1359 stirbt das Wittgensteiner Haus im Mannesstamm aus. Die Erbin Adelheid von Wittgenstein heiratet Salentin von Sayn-Homburg. Salentin führte als erster Graf den Titel von Sayn zu Wittgenstein und war der Enkel des Engelbert von Sayn-Homburg. Salentin war auch Unterzeichner der ersten urkundlichen Erwähnung von Drabenderhöhe im Jahre 1353.
1385 kauft das Haus Sayn-Wittgenstein die Vogtei Wiehl von Dietrich Zobbe zu Elberfeld, um das homburgische Territorium mit den Kirchspielen Wiehl, Waldbrölen und Teilen des Kirchspiels Morsbach zu arrondieren. Das Herzogtum Berg versuchte im 15. und 16. Jahrhundert in der Herrschaft Homburg seine Machtsphäre auszuweiten. Das bergische Amt Windeck war durch Homburg in zwei Teile getrennt, zudem lebten auf homburgischen Territorium zahlreiche bergische Leibeigene. Eine Zählung im Jahre 1604 ergab in den vier Kirchspielen Wiehl, Nümbrecht, Waldbröl und Morsbach 533 saynische, 304 wittgensteinische, 610 bergische und 20 wildenburgische Haushaltungen. 86 Haushaltungen lagen im bergischen „Eigentum Morsbach“. Dies verursachte, auch durch unklare Grenzverhältnisse bei Drabenderhöhe, südlich Waldbröls und an den bergischen Eigentümern Eckenhagen und Morsbach und der Einführung des lutherischen Glaubensbekenntnisses im Jahre 1563 zu Spannungen zwischen Sayn-Wittgenstein und dem Herzogtum Berg. Zahlreiche Zwischenfälle wurden dokumentiert:
Dies hatte zur Folge, dass zwischen 1572 und 1595 die Herren von Homburg 19 Prozesse gegen den Herzog von Jülich-Berg geführt haben. Von der bergischen Seite sind nur zwei Prozesse 1573 und 1587 gegen Homburg bekannt geworden. Graf Ludwig I. von Sayn zu Wittgenstein (Engelbert-Linie) gelang es 1604 durch den Siegburger Vergleich mit dem Herzogtum Berg, eine endgültige Grenze festzulegen und die Zugehörigkeit der homburgischen Untertanen zu ausländischen Herrscherhäusern (Berg und Wildenburg) zu beenden. Allerdings mussten die Kirchspiele Waldbröl und Morsbach an das Herzogtum Berg abgetreten werden. Damit wurde dann die Voraussetzung eines homburgischen Territoralstaates geschaffen und die reformierte Kirchenlehre konnte 1605, wie auch schon in den Wittgensteinischen Stammlanden eingeführt werden. Die Doppelherrigkeit der kleinen Herrschaft Homburg endete mit dem Siegburger Vergleich. Graf Heinrich IV. von Sayn, der letzte Vertreter der Johannes-Linie war kinderlos geblieben. Der Ganerbenvertrag regelte, dass der saynische Anteil nicht veräussert werden durfte ohne die Zustimmung des Hauses Sayn-Wittgenstein. Ludwig versuchte seine Rechte an Sayn vorausschauend über die Ehe seines Sohn Wilhelms mit der Nichte Heinrichs 1592 zu sichern. Anna Elisabeth wurde zur Haupterbin der Saynischen Grafschaft. Vorallem wegen seiner Bauleidenschaft geriet Heinrich in Geldnöte und war hoch verschuldet. Er begann Teile seiner Territorien, wie Rheinbrohl und Freusburg an den Kurfürsten von Trier zu veräussern. Die Kurpfalz, vermutlich bestärkt durch Ludwig, betrachte dies als Verletzung von Rechten und ließ grosse Teile der Grafschaft durch Truppen besetzen. Heinrich floh, wohl auch weil ihm die Verhaftung drohte, in die Obhut seiner älteren Nichte, der Gräfin von Sülz, revidierte das Testament und verschenkte ihr seine Besitztümer, unter anderem auch seinen Anteil an Homburg. Die Gräfin versuchte, den Besitz schnell wieder zu veräussern und fand als interessierten Käufer den Herzog Johann Wilhelm I. von Berg. 1603 wurde ein Kaufvertrag über 36.000 fl. abeschlossen, wovon die Gräfin sofort 8000 fl. erhielt. Ludwig von Sayn zu Wittgenstein protestierte beim Herzog von Berg, da der Kaufvertrag gegen bestehende Ganerben- und Burgfriedensverträge verstiess. Daraufhin besetzten bergische Truppen Schloss Homburg und vereidigten die Saynischen Beamten. Ludwig von Sayn zu Wittgenstein konnte indess die Gräfin von Sülz gegen Zahlung von 73.000 fl zum Verzicht auf alle Rechte auf die Grafschaft Sayn und die Herrschaft Homburg bewegen. Graf Heinrich IV. von Sayn erhielt nach seiner Verzichtserklärung einen Jahresunterhalt von 8.000 fl. und starb 1606. Die Bergische Regierung versuchte den Rücktritt der Gräfin von Sülz vom Verkauf des saynischen Anteils an Homburg zunächst zu ignorieren, doch die vorgelegten Beweismittel Ludwigs und die Unterstützung mächtiger Freunde, wie den Kurfürsten von der Pfalz, Prinz Moritz von Oranien, die Landgrafen von Hessen und dem Wetterauer Grafenbund zwangen die bergische Seite in eine Rückzugsposition. Mit dem Siegburger Vergleich erzielte man dann eine endgültige Einigung. Graf Ludwig I., der 1605 starb, teilte sein Erbe auf seine drei Söhne auf. Graf Georg II. erhielt den nördlichen Teil der Grafschaft Wittgenstein um Berleburg, die Herrschaft Homburg, Haus Bruch, sowie die Herrschaft Neumagen und war der erste, der sich Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nannte. Der zweite Sohn Wilhelm erhielt die Grafschaft Sayn (Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn) und der dritte Sohn Ludwig das Amt Laasphe in der Grafschaft Wittgenstein (Linie Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) und die Herrschaft Vallendar.
Rechtlich gesehen wäre Graf Georg II. erstgeborener Graf Ludwig Casimir der Erbe aller berleburgischen Territorien gewesen, aber sein Bruder Ernst machte ihm das Vermächtnis des Vaters strittig. Ludwig Casimir gab 1635 nach und übertrug die Herrschaft Homburg im Dillenburger Vergleich an Graf Ernst, der somit eine eigene Dynastie Sayn-Wittgenstein-Homburg begründete. Mit der homburgischen Eigendynastie begann auch der Um- und Ausbau von Homburg zu einem Barockschloss, welches die kleine Herrschaft fast in den finaziellen Ruin trieb. Mit den Kosten wurden vorallem die Einwohner belastet. Die Steuerlast auf die Untertanen wurde immer größer bis sich diese, in einem relativ unblutigen Aufstand im Jahre 1699 entlud. Es folgte ein Prozessverfahren zwischen dem Landesherrn und den Untertanen, das erst 1736 beendet wurde.
Unter Graf Wilhelm Friedrich wurde 1662 die Herrschaft Neuhemsbach in der Pfalz aufgekauft. Neuhemsbach wurde 1684 an Wilhelm Friedrichs Bruder, Graf Christian zu Sayn-Wittgenstein-Homburg übertragen, dessen Sohn Friedrich Ludwig (gestorben 1742) und seine beiden Schwestern bewohnten Neuhemsbach. Dort wurden 30 Homburger angesiedelt, denen je 15 Morgen Wald, 5 Morgen Ackerland und 20 Morgen zum Roden und Kultivieren zur Verfügung gestellt wurden. 1715 wurde in Neuhemsbach ein barockes Schloss errichtet. 1742 kam Neuhemsbach durch fehlende männliche Erben an Homburg zurück. Die homburgische Dynastie behauptete sich in vier Generationen 108 Jahre lang bis der letzte Vertreter Graf Friedrich-Karl 1743 kinderlos verstarb. Die Angehörigen des Hauses Sayn-Wittgenstein-Homburg wurden im sogenannten „Herrenkeller“ in der Nümbrechter Kirche beerdigt. Die Gemeinde Nümbrecht verkaufte die Messing- und Kupfersärge zum Wohle der Armen und bestattete die Verstorbenen 1826 auf dem neu angelegten Friedhof in einfachen Holzkisten. Die genaue Stelle ist bis heute unbekannt.
Mit dem Aussterben der Homburger Eigendynastie fiel die Herrschaft Homburg damit wieder an das Stammhaus Sayn-Wittgenstein-Berleburg zurück, bis diese am 28. März 1806 von Napoléon abgesetzt wurde und das Land in das von Frankreich abhängige Grossherzogtum Berg eingegliedert wurde. Die linksrheinischen Besitzungen Neumagen und Neuhemsbach gingen bereits 1794 an die Franzosen verloren und das fürstliche Haus erhielt dafür im Frieden von Lunéville 1801 eine Entschädigung. Das Haus Sayn-Wittgenstein-Berleburg wurde 1792 in den Reichsfürstenstand erhoben. In der Völkerschlacht zu Leipzig im Jahre 1813 hätte die Herrschaft eigentlich an Fürst Friedrich Albrecht zurückgegeben werden müssen, aber im Wiener Kongress 1815 wurde vertraglich vereinbart, dass die Herrschaft Homburg in die preußische Provinz Jülich-Kleve-Berg eingegliedert werden sollte. Die Auseinandersetzunges-Verhandlungen zwischen der preußischen Krone und dem Fürsten haben erst am 26. Juli 1821 zu einer Vereinbarung geführt, wonach Fürst Friedrich Albrecht auf seine Hoheitsrechte verzichtete und dafür 100000 Thaler erhielt. 1830 verzichtete er auch auf das Patronatsrecht über die Pfarrstellen zugunsten der reformierten Kirchengemeinden. Das fürstliche Haus blieb im Besitz und der Nutzung seiner sämtlichen Domänen, den herrschaftlichen Höfen Bieberstein, Bellinghausen, Börnhausen, Enselkamp, Hassel, Hellenbrunnen, Neuenhaus und der dazugehörigen Jagd und Fischerei. Dazu gehörten auch die Patrimonialgefälle, die aus Guts- oder lehnsherrlichen Verträgen stammten. Es handelte sich dabei im wesentlich um Pachteinnahmen aus langfristig verpachteten Gütern und Besitzungen wie z.B. aus der Homburger Papiermühle. Der Ausfall der Patrimonialgefälle, mit dem man 1821 noch nicht rechnen konnte, wurde durch einen neuen Abfindungsvertrag mit der preußischen Staatsverwaltung am 21. Juni 1838 dadurch geregelt, daß dem Fürsten des Hauses Berleburg eine monatliche Rente zugesprochen wurde. Die herrschaftlichen Domänen sind bis auf Börnhausen im Verlauf des 19. Jhd. verfallen und heute nur noch Ruinen oder Wüstungen. Bis heute bewirtschaftet das Haus Berleburg eine Waldfläche von 13.137 ha, davon 12420 ha im Wittgensteiner Land, 536 ha im Homburger Ländchen und 179 ha bei Haus Bruch in der Gemeinde Flammersfeld im Westerwald.
Die Provinz Jülich-Kleve-Berg wurde 1822 in die preußische Rheinprovinz eingegliedert. Die preußische Verwaltung veränderte die Landesgrenzen der ehemaligen Reichsherrschaft nicht und richteten im ehemaligen französischen Kanton Homburg als Teil des Großherzogtums Berg den nun preußischen Kreis Homburg ein, der aus den Gemeinden Drabenderhöhe, Marienberghausen, Nümbrecht und Wiehl bestand. Allerdings wurde der Kreis 1825 zusammen mit dem Kreis Gimborn aufgelöst und zum Kreis Gummersbach, seit 1932 Oberbergischer Kreis vereinigt.
Regent | geboren | gestorben | Regierungszeit | |
---|---|---|---|---|
Ludwig I, Graf von Sayn zu Wittgenstein, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch und Neumagen | 07.12.1532 | 02.07.1605 | 1604 bis 1605, alleiniger Regent durch den Siegburger Vergleich von 1604, vorher bestand durch einen Ganerbenvertrag von 1294 eine Doppelherrschaft der Häuser Sayn-Sayn und Sayn-Wittgenstein | |
Georg II, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch und Neumagen | 30.04.1565 | 16.12.1631 | 1605 bis 1631 | |
Ludwig Casimir, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch und Neumagen | 30.04.1598 | 06.06.1643 (ermordet) | 1631 bis 1635 | |
Ernst, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch und Neumagen | 08.04.1599 | 20.03.1649 | 1635 bis 1649, Bruder von Ludwig Casimir | |
Wilhelm Friedrich, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach | 16.08.1640 | 25.10.1698 | 1649 bis 1698, nach dem Tod seines Vaters führte zunächst seine Mutter Christiane, Gräfin von Waldeck-Wildungen die Regierungsgeschäfte (bis 1661), da er noch nicht volljährig war. Nach seinem Regierungsantritt begannen Erbstreitigkeiten mit seinen Halbbrüdern Christian und Karl Otto, die mit einem Vergleich 1698 endeten | |
Karl Friedrich, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach | 1674 | 27.03.1723 | 1698 bis 1723 | |
Friedrich Karl, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach | 06.03.1716 | 15.10.1743 | 1723 bis 1743, beim Tod seines Vaters war er erst sieben Jahre alt. Seine Mutter, Maria Wilhemina Elisabeth, Gräfin von Schönburg-Mertola wurde Regentin und sein Vormund bis zur Volljährigkeit, 1732 übernimmt die Vormundschaft sein Onkel 2. Grades, Graf Friedrich-Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Homburg (Neuhemsbach) (bis 1737) | |
Ludwig Ferdinand Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach | 01.01.1712 | 12.02.1773 | 1743 bis 1773 | |
Christian Heinrich, Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach | 12.12.1753 | 04.10.1800 | 1773 bis 1800, 1792 wurde Christian Heinrich und seine Nachkommen in den Reichsfürstenstand erhoben | |
Friedrich Albrecht, Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Herr zu Homburg, Vallendar, Bruch, Neumagen und Neuhemsbach | 20.05.1777 | 11.11.1851 | 1800 bis 1806, de jure 1813 bis 1821, de facto übernimmt Preussen offiziell 1815 die Herrschaft, 1806 wird er von Napoléon als Landesherr über Homburg abgesetzt |
Ursprünglich war das homburger Ländchen eine Region mit fast ausschliesslich reformiertem Bekenntnis. Im Jahre 1812 hatten die Gemeinden Marienberghausen und Nümbrecht 5436 Einwohner, davon 96,84% Reformierte, 1,89% Lutheraner (103 Personen), 40,43% Katholiken (45 Personen) und 0,59% (62 Juden). In den benachbarten Gemeinden Drabenderhöhe und Wiehl dürfte es nicht anders ausgesehen haben, bis auf den Umstand, dass dort keine Juden lebten. Das Homburger Land war konfessionell gesehen eine sehr homogene Gesellschaft.
Das im Jahre 2011 ermittelte Ergebnis beruht auf der Volkszählung. Erfasst wurden die Stadt Wiehl und die Gemeinde Nümbrecht ohne die 1969 abgetretenen Gebiete südlich der Agger (Osberghausen, Hunstig, Neudieringhausen, Remmelsohl, Ahe usw.). Tatsächlich dürften in den vor der Gebietsreform 1969 im Homburger Ländchen im Jahre 2011 etwa 48.000 bis 50.000 Personen leben.
Laut der Statistik hat sich damit die Bevölkerung seit 1828 verfünffacht, bzw. sich seit 1939 mit 20050 Einwohnern mehr als verdoppelt. Auffällig ist die Zunahme der katholischen Bevölkerung um 1885, was auf die Industrialisierung, besonders in der Gemeinde Drabenderhöhe im Wiehltal zurückzuführen ist. Zudem ist die Bevölkerungsabnahme zwischen 1861 und 1885 bemerkenswert. Trotz hoher Geburtenrate sinkt die Bevölkerungsanzahl. Durch die wirtschaftliche Erschliessung des Wuppertals um Elberfeld und Barmen wanderten viele Homburger ins sogenannte Mauerland, dem „Mu'erland“ aus und blieben dort dauerhaft sessbar. Das Homburger Ländchen war zur der Zeit noch hauptsächlich agrarwirtschaftlich orientiert und zählte zu den ärmsten Regionen im Rheinland.
Der Auswanderungsdruck wurde erst mit der Industrialiserung des Agger- und Wiehlraums während der Kaiserzeit ab 1871, teilweise schon vorher (Die Baumwohlspinnerei Ermen und Engels wurde bereits 1837 eröffnet), beendet, als Betriebe wie Baldus in Osberghausen (Spinnerei und Färberei), Kind in Hunstig (Stahlwahren), Kind in Bielstein (Stahlwaren) bzw. Ermen und Engels in Engelskirchen (Spinnerei) und Kotz in Wiehl (Achsen) gegründet wurden.
1946 zählte man 27588 Personen, 1950 28409 Personen, damit lag der Flüchtlingsanteil aus den deutschen Ostgebieten und den rheinischen ausgebombten Städten 1950 in den vier homburgischen Gemeinden bei etwa 29%.
Interessanterweise ist der Anteil der Katholiken seit 1961 durch Zuwanderung stark gestiegen, der Anteil der Evangelischen sehr stark gesunken, was auch auch die steigende Anzahl der Kirchenaustritte zurückzuführen ist.
Die Kirchengemeinde Drabenderhöhe zählte im Jahre 1951 etwa 2500 Mitglieder. Die Zahl stieg dann 1970 auf 3035 und 1978 auf 4122. In neuerer Zeit hatte die Gemeinde 4381 Mitglieder im Jahre 2003 und 4227 Mitglieder im Jahre 2007. Im Jahre 2019 sank die Mitgliederzahl auf etwa 3300. Hierbei lässt sich eine starke Überalterung feststellen, da gut ein Drittel der Mitglieder über 70 Jahre alt sind.
Die Kirchgemeinde umfasst die Orte Drabenderhöhe, Scheidt, Anfang, Pfaffenscheid, Obermiebach, Verr, Büddelhagen, Brächen, Dahl, Immen, Niederhof, Hahn, Hähner Mühle, Jennecken, Hillerscheid, Forst und Weiershagen. Ebenso umfasst die Kirchengemeinde die evangelische Bevölkerung in den sonst katholischen Orten Niedermiebach, Wellerscheid, Oberdorf, Oberbusch, Hündekausen, Niederbech und Leuscherath.
Seit dem 01.01.2014 sind die Kirchengemeinden Drabenderhöhe und Marienberghausen pfarramtlich miteinander verbunden und bilden einen Kooperationsraum innerhalb des Kirchenkreises „An der Agger“.
Jahr | Bevölkerung | evanglisch, bis 1833 reformiert, danach uniert | katholisch | jüdisch | sonst. Christen (Freikirchen) |
---|---|---|---|---|---|
1828 | 10468 | 98,98% | 0,43% | 0,59% | 0,00% |
1831 | 10786 | 98,89% | 0,47% | 0,63% | 0,00% |
1843 | 11942 | 98,52% | 0,80% | 0,67% | 0,00% |
1861 | 12295 | 98,80% | ? % | ? % | ? % |
1871 | 11151 | 98,10% | 1,09% | 0,46% | 0,35% |
1885 | 11368 | 96,32% | 2,30% | 0,56% | 0,77% |
1905 | 14858 | 87,47% | 8,18% | 0,24% | 4,40% |
1925 | 17144 | 85,23% | 8,66% | 0,15% | 5,49% |
1950 | 28409 | 81,33% | 15,63% | 0,00% | 3,30% |
1961 | 28690 | 81,34% | 15,21% | 0,00% | 3,43% |
1987 | 33998 | 68,12% | 19,52% | ? % | 4,61% |
2011 | 41974 | 53,10% | 20,01% | ? % | ? % |
Ursprünglich oblag die Besetzung der Pfarrstelle in Drabenderhöhe einer geistlichen Institution oder eines herrschenden Adelshauses. Bis zur Reformation berief der Johanniterorden einen Vikar. Ein Vikar ist ein Hilfsprediger, dem bestimmte Befugnisse, wie die Erteilung von Tauf- oder Sterbesakramenten übertragen werden. Drabenderhöhe war noch keine eigene Kirchengemeinde mit eigenem Pfarrer und gehörte ins Unterkirchspiel Wiehl. Im Laufe des 16. Jahrhunderts bestimmten die Herzöge von Berg den Amtsinhaber. Vermutlich war dies auch der Grund, warum der Pfarrhof, der damals Wiedenhof genannt wurde und erst seit Ende des 18. Jahrhunderts als Pfaffenscheid benannt wird, nicht im Dorf und somit in der Herrschaft Homburg lag, sondern im Herzogtum Berg. Mit Abschluss des Siegburger Vertrages im Jahre 1604 gehörte Drabenderhöhe nun endgültig zur Reichsherrschaft Homburg und die Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und später die Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Homburg bestimmten die Auswahl des Pfarrers. Dieses Recht oblag ihnen bis zum Jahr 1830, als die Kirchengemeinde Wiehl erstmals ihren Pastor selbst berufen durfte. In Drabenderhöhe war dies dann 1833 der Fall.
Aus der vorreformatorischen Zeit sind die Namen von nur wenigen Predigern bekannt, so im Jahre 1495, als von dem Weltgeistlichen Conradus de Alto berichtet wurde. Bei dieser Akte handelte es sich um einen Bericht einer Generalvisitation der Johanniterniederlassung in Marienhagen. Hieraus ging hervor, dass die Kapelle in Drabenderhöhe dem Ordenshaus Marienhagen untergeordnet war. Eine 1540 datierte Meldung berichtet, dass der Komtur von Marienhagen vom katholischen Glauben abgefallen war. Dieser Umstand blieb in den folgenden Jahren auch für Drabenderhöhe nicht ohne Folgen, denn mit Pastor Jakob Neuleben hielt die Reformation in Drabenderhöhe Einzug. Jakob Neuleben stammte aus Attendorn und wurde 1555 nach Drabenderhöhe berufen. Er war verheiratet und hatte eine Familie mit 6 Kindern. 1563 führten die Herren von Homburg eine lutherische Kirchenordnung ein. Dem katholisch gesonnenen Windecker Amtmann war dieser Lutheraner ein Dorn im Auge, besonders seitdem Vikar Neuleben in der Gummersbacher Kirche im Jahre 1570 den jungen Pfarrer Heinrich Gervershagen aus Müllenbach mit Getrud Schorre aus Bernberg getraut hatte. Ein Leumundszeugnis, das der Drabenderhöher Vikar gutgläubig und wohl auch, um die stets leere Haushaltskasse aufzufüllen, einem steckbrieflich Verfolgten aus Büddelhagen ausstellte, brachte ihn selbst ins Amtsgefängnis. Allerdings hatte der Amtmann in Windeck nicht mit dem Widerstand der Höher Kapellengemeinde gerechnet. Neuleben wurde von der Kapellengemeinde sehr geschätzt und stellte sich hinter ihren bedrohten Vikar. Die Bevölkerung trug ihre Bittschrift und Zeugnisse an die herzogliche Behörde mit dem Hinweis auf die von Neuleben geübte Beachtung der herzoglichen Kirchenordnung, die ausdrücklich Priesterehe und Abendmahlspende mit Brot und Wein erlaubte. Hierauf wurde der Befehl zu seiner Absetzung und Ausweisung wieder aufgehoben. Jakob Neuleben blieb bis 1571 in Drabenderhöhe, bis er von der Herrin zu Gimborn-Neustadt nach Gimborn gerufen wurde und dort 1579 verstarb. Nach ihm wurde auch eine Straße im Ort benannt.
Es folgten Peter Odendall und Jakob Sasse. Im Jahre 1582 berichtete jener Jakob Sasse an die herzogliche Kommission, dass die Kapelle dem Johanniterorden unterstand und diese neben dem Wiedenhof noch ein Gut in Niederhof und die Hälfte der Hähner Mühle besaß. Es folgte ein Daniel Goldbach aus Hückeswagen, der letzte lutherische Pastor. Mit der endgültigen Grenzziehung 1604 gelangte die Kapelle in die Herrschaft Homburg und wurde 1605 zu einer eigenständigen Kirchengemeinde erhoben. Die Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg folgten dem Prinzip „Cuius regio, eius religio”, wonach das regierende Herrscherhaus berechtigt war, die Religion seiner Einwohner vorzugeben. Graf Ludwig I. führte schon Jahre zuvor in der Grafschaft Wittgenstein das Heidelberger Bekenntnis von 1563, der reformierten calvinistischen Glaubensvorstellung ein und es galt jetzt auch für das Homburger Land. Im Jahre 1605 wirkte hier einige Zeit Nikolaus Clottensis. Der “Memorial Zettel von Homburgischen Kirchensachen” aus selben Jahre berichtet: “Nicolaus Clottensis ist eodem Diacon und Schulmeister zur Nümbreche Keppels, als das er ein zeitlang alle Sonntag uff der Trabpender Höhe eint predigheden soll, und zur Nümbreche Schol halten.” Der nächste Pastor war Georg Ströder aus Berghof in Hessen. Er bat 1611 um seinen Abschied, weil er sein “Haußvoll Kinder” von den Einkünften aus dem Wiedenhof im Pfaffenscheid nicht ernähren konnte. Zwischen 1611 und 1625 amtierte hier Johannes Scheffer aus Twiste/Grafschaft Waldeck. Ihm folgte dann Christian Klee aus der Grafschaft Mark. Er wirkte hier bis zu seinem Tod im Jahre 1668. Mit ihm begann dann auch eine Tradition, welche die Besetzung der Pfarrstelle, die zwar nachwievor der Grafen zu Sayn-Wittgenstein oblag über verwandtschaftliche Beziehungen 222 Jahre weitergegeben wurde. Während seiner Amtszeit wütete der Dreißig-Jährige-Krieg und 1630 berichtet er von großer Verwüstung der Kirche und des Pfarrhauses. Abendmahlsfeiern finden kaum noch statt, da der Kirchmeister keinen Wein mehr besorgen konnte. So wurde selbst an Palmsonntag auf Bier zurückgegriffen. Überdies brachte viel „ausländisches Volk“ der Gemeinde argen Verdruss. Zwischen 1634 und 1636 heisst es, dass in Drabenderhöhe und Umgebung die Pest wütete und viele Bewohner dahin raffte. In Hillerscheid wurde noch 1847 ein Haus das „Kleeische Hause“ genannt. Nach seinem Tod wurde es von der Witwe und seiner Tochter bewohnt. Die Tochter Maria Elisabeth Klee heiratete dann den Pastor Johann Haas. Er stammte aus aus Linden bei Wiehl und wirkte in Drabenderhöhe bis zu seinem Tod 1706. Er legte erstmals 1668 ein Heiratsregister an. Es folgten 1675 ein Taufbuch, wo auch eine Aufnahme aller in der Kirchengemeinde wohnenden Personen zu finden ist, sowie 1699 ein Sterberegister. Zuletzt war er auch Inspektor. In seine Fußstapfen trat dann sein Sohn Johann Jacob Haas, der dann 1729 nach Wiehl versetzt wurde. Es kam dann Anfang März 1729 ein schon schwer kranker Justus Heinrich Kraft, der dann am 22.03.1729 beerdigt wurde. Gepredigt hat er laut der Kirchenchronik nie. Ersatz fand das gräfliche Haus dann mit Haas Schwiegersohn Christian Bellingrath, der mit 55 Jahren die längste Amtszeit in Drabenderhöhe hatte. Seine Familie stammte aus Forst. Er wurde als ehrwürdiger Mann geschildert und war wohl sehr streng in der Handhabung von Zucht und Ordnung. Ihm verdankt das Schulwesen in Drabenderhöhe viel Anerkennung. Im Jahre 1742 wurde auf Befehl des Grafen Friedrich Karl zu Sayn-Wittgenstein-Homburg eine neue Schule zu Drabenderhöhe errichtet. Pastor Christian Bellingrath (1727 bis 1784) gelang es, die beiden Schwestern Anna Maria und Elisabeth Clemens, die keine Anverwandten hatten, Ihr Haus und Garten sowie 4 Morgen Land und einer Wiese an die Kirchengemeinde zum Bau einer Schule zu vermachen. Nach dem Tode der beiden Schwestern wurde das Haus umgebaut und erhielt neben einer Schulkasse eine Lehrerwohnung. Er gewann Caspar Heinrich Velder aus Marienberghausen als Schulmeister. Das ehemalige Schulhaus von 1742 existiert auch heute noch. Mündlich überliefert ist ein nachbarlicher Zwist. Die Scheidter Bauern liessen manchmal ihre Schweine frei herumlaufen, die dann des Pastors Garten umpflügten. Daraufhin soll Pastor Bellingrath in einer Predigt einigen Besuchern gedroht haben: „Ihr Scheidter Bauern, Dreibholz, Bergerhoff und Genossen, haltet mir ja Eure Säue fest“.
Im Jahre 1784 wurde dann Johannes Wilhelm Friedrich Leopold Schoeler nach Drabenderhöhe berufen. Sein Vater stammte ursprünglich aus Romberg bei Waldbröl, seine Mutter war Maria Elisabeth Schmidt, eine Tochter von Christian Schmidt, ein Kaufmann aus Drabenderhöhe und Erbauer des Burghauses in Bielstein. Marias Bruder Friedrich Carl Eberhard Schmidt war mit der Tochter des Pastors Christian Bellingrath verheiratet. Schoeler war mit dem Domizil in Pfaffenscheid nicht zufrieden, da es sehr baufällig war. Er stellte einen Antrag auf Neubau eines Pfarrhauses im Dorf. Der Antrag wurde vom Landesvorstand, ohne dessen Einwilligung keine Gemeindemittel verwendet werden durften, abgelehnt. Für einige hundert Reichstaler wurde das Haus nochmals Instand gesetzt. Aber laut Kirchenchronik blieb Pfaffenscheid immer noch in einem schlechten Zustand. Johannes Schoeler besass aus dem Schmidtschen Erbe noch einige Grundstücke in Drabenderhöhe und erbaute 1790 das jetzt noch vorhandene Pfarrhaus. Der Wiedenhof in Pfaffenscheid wurde dann verpachtet. Johannes Schoeler blieb ebenfalls bis zum seinem Tode in Drabenderhöhe und verwaltete das Pfarramt 51 Jahre lang.
Gustav Schoeler und seine Frau Wihelmine Vormann
Da er in seinen letzten Tagen schon sehr krank war unterstützte ihn sein Sohn Gustav Adolph. Er wurde als erster Pastor “adjunktus” (Kaplan, der einem Pfarrer als Aushilfe zugeordnet war) 1833 vom Presbyterium frei gewählt. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er das Amt und begann 1847 mit der Kirchenchronik, die der Kirchengemeinde auch heute noch vorliegt. Er wurde dann 1847 nach Waldbröl und später nach Ründeroth versetzt. Nächster Pfarrer war Christian Bickenbach, der in der Kirchengemeinde sehr unbeliebt war und sich 1867 hat versetzen lassen. Sein Nachfolger Johannes Jüngst schreibt in der Kirchenchronik dazu: “Es muß in späteren Zeit aufgefallen sein, weshalb mein Vorgänger Bickenbach im höheren Alter nach einer neunzehnjährigen Wirksamkeit hierselbst noch seine Versetzung nach dem einsamen Mannbach erbeten und erlangt hat, wo er so bald gestorben ist. Der tatsächliche Grund war der, daß er mit einem Teil der Gemeinde in dauerndem und gehässigem Streite lebte. Dies hatte drei Ursachen: zunächst war die genaue Erwählung durch das Los unvergessen und er muß nicht verstanden haben, die numerisch gleiche Gegenpartei zu gewinnen. Sogar war er wegen der oben von ihm selbst erzählten Vernichtung einer Pachtquittung seines Pächters eine Zeit vom Amte suspendiert worden. Wenn ihm auch die vom Gericht aberkannte Geldstrafe später von seiner Majestät auf dem Gnadenwege erlassen wurde, so blieb dies doch für seine Gegner ein allzuwunder Angriffspunkt. Endlich hatte er sich mit hervortretender Vernachlässigung der Gemeindeglieder den sogenannten Pietisten hingegeben.” Die Erweckungsbewegung fand wohl zunächst nicht viele Anhänger in der Drabenderhöher Kirchengemeinde. Unter Pastor Jüngst wurde das alte Pfarrgut in Pfaffenscheid dann 1867 verkauft. Es folgten dann noch bis heute 15 weitere Pastoren. Pfarrer Karl Spandau (1889 bis 1913) musste wohl viel Freud und Leid in der Kirchengemeinde erleben: “Das Unangenehmste war für ihn sicherlich die Auseinandersetzungen mit dem streitsüchtigen von Schemm aus Scheidt, vor dem kein Mensch sicher war. Man erzählt heute noch, dieser eitle Mensch habe mit jedem, den er erreichen konnte, einen Prozeß angefangen. In den Wirtschaften rückten die Männer von ihm fort. Keiner mochte näher mit ihm zu tun haben. Er hatte von seinem Vater ein so großes Vermögen erworben, daß dieser vor seinem Tode meinte, wenn es der Sohn nur mit Händen und nicht mit der Schippe zum Fenster hinauswerfe, dann müsse es ihm reichen. Er besaß das halbe Scheidt zu Eigen, verspekulierte und verprozeßierte aber alles so gründlich, daß er schließlich in Bonn auf Armenkosten begraben wurde. Wenn nicht schließlich einer der Nachbarn sich doch noch aufgemacht hätte, um als einziger den Sarge sich anzuschließen, wäre der reiche Mann sang- und klanglos ohne Begleitung der Erde übergeben worden. Von Pastor Spandau behauptete er, daß er etwas 200 Mark unterschlagen habe, die ihm gelegentlich eines Begräbnisses in der Familie von Schemm in einer Reihe Goldstücke auf den Tisch gezählt worden seien. Diese Behauptung hält der Ankläger mit einer solchen Hartnäckigkeit aufrecht, daß sich die Verhandlungen, wie aus den Protokollen jener Zeit ersichtlich ist, über mehr als zehn Jahre hingezogen haben. Bei Taufen und Trauungen, auf den einsamen Wegen von den Höfen nach Drabenderhöhe, tauchte der von Schemm immer wieder plötzlich auf und fragte Spandau nach dem Verbleib des Geldes. Jeder wußte, daß die Beschuldigung gelogen war, aber niemand konnte ihm helfen. Selbst das Hohe Konsitorium war macht- und wehrlos. Durch den Ärger mit dieser Geschichte ist sicherlich mit der Keim zu dem Nierenleiden gelegt worden, daß zuletzt den Tod Spandaus herbeiführte.” Spandau baute das Pfarrhaus um und vergrösserte es um den Konfirmandensaal. Die Kirchenchronik beschreibt weiter: “Besondere Verdienste in der Gemeinde hat Frau Pastor Spandau gehabt. Aus einer geistig Lebendigen Bonner Familie Nonnenbruch stammend, hatte sie vor ihrer Ehe als Lehrerin gewirkt. Sie eroberte sich die Herzen der Gemeindeglieder im Sturm, und fing bald im Rahmen der von der deutschen Kaiserin Augusta Viktoria ins Leben gerufenen „Evangelischen Frauenhilfe“ einen Frauenverein (1907) an, der zunächst für die Rheinische Mission arbeitete. Ebenso gründete sie einen Jugendfrauenverein, der wie der Frauenverein blühte und gedieh. Das fröhliche Spiel der Dorfkinder, die sich an den Sonntag Nachmittagen in Mengen im Pfarrhaus bei den zahlreichen Spandaukindern einfanden veranlaßte sie zuerst, eine Erzählstunde für biblische Geschichten anzufangen, in welcher die kundige Lehrerin prachtvoll verstanden haben muß, die Herzen der Kinder zu stehlen. Als der kleinen Zuhörer immer mehr wurden, siedelte man in die Kirche über. So entwickelte sich der Kindergottesdienst, dem heute ohne Not kaum ein Kind der Gemeinde fern bleibt.”
Am 30. November 1930 begann Adolf Müller seinen Pfarrdienst in Drabenderhöhe und war von Beginn an Anhänger der Bekennenden Kirche. Er hielt es für seine Pflicht, „die Gemeinde über das zu unterrichten, was gegen das Evangelium und das Bekenntnis der Kirche unternommen wurde“. Die Drabenderhöher Kirchengemeinde hielt zu ihrem Pastor. Das Presbyterium lehnte die Übernahme des „Führerprinzip“ ab und forderte die presbyterial-synodale Ordnung des Gemeindelebens. Obwohl Dr. Lutter, dem nationalsozialistischem Bürgermeister der Gemeinde Drabenderhöhe an einer Gemeindevertretung teilgenommen hatte, stimmte die Kirchengemeinde der freien Synode zu. Die Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche wurde von mehreren hundert Gemeindemitgliedern durch Unterschrift bestätigt. 1940 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, was offensichtlicht mit der Zugehörigkeit zur kirchlichen Opposition gegen die „Deutschen Christen“ in Zusammenhang stand. Pastor Müller kehrte am 12. Mai 1945 nach Kriegsdienst und Gefangenschaft nach Drabenderhöhe zurück und übte sein Amt bis 1953 aus. Danach wurde er nach Dahlerau an der Wupper berufen.
Angesichts der wachsenden Kirchengemeinde mit dem Zuzug der Siebenbürger Sachsen beschloss das Presbyterium, eine zweite Pfarrstelle einzurichten. Die Hinzugezogenen sollten in das kirchliche und gesellschaftliche Leben integriert werden. Es schien dem Presbyterium angebracht, einen Theologen siebenbürgischer Herkunft zu wählen, um diese Aufgabe leichter zu bewältigen. Am 1. Oktober 1978 nahm Pfarrer Kurt Franchy seinen Dienst in der Pfarrstelle nach einer Teilung der Gemeinde neugegründeten zweiten Pfarrbezirk auf. Er wirkte in der Gemeinde bis zu seinem Ruhestand am 30. September 1994. Am 1. Oktober 1981 wurde Pastorin Christa Wülfing in das Pfarramt des ersten Bezirkes eingewiesen. In der bisher 426-jährigen evangelischen Geschichte ist sie die erste Frau, die das Amt einer Pfarrerin in Drabenderhöhe einnimmt. Sie wirkte in der Gemeinde bis zum 31.03.1986.
Seit dem 1. Januar 2014 besteht eine pfarramtliche Verbindung zwischen den Evangelischen Kirchengemeinden Drabenderhöhe und Marienberghausen. Dies wurde notwendig aufgrund sinkender Kirchengemeindemitglieder. Mit Ausscheiden der in Drabenderhöhe lange amtierenden Pfarrer Rüdiger Kapff und Frank Müllenmeister im Jahre 2018 wurde die zweite Pfarrstelle aufgegeben.
Nr. | Pastor | Amtszeit | Herkunft/Anmerkung |
---|---|---|---|
1 | Jacob Neuleben | 1555 bis 1571 | Attendorn, Vikar |
2 | Peter Odendall | ca. 1572 bis 1581 | Vikar, 1577 erwähnt |
3 | Jacob Sasse | ca. 1582 bis 1593 | Vikar, 1582 erwähnt |
4 | Daniel Friedrich Goldbach | 1594 bis 1605 | Vikar, stammte aus Dresden, zwischen 1605 und 1609 Vikar in Hückeswagen danachin Ratingen, ab 1619 in Wülfrath |
5 | Nikolaus Clottensis | 1605 bis 1605 | Vikar und Pfarrer in Marienberghausen von 1600 bis 1620, hielt zusätzlich die Predigt in Drabenderhöhe |
6 | Georg Ströder | 1605 bis 1611 | Berghofen/Landgrafschaft Hessen, 1599 bis 1604 Pfarrer in Diethardt im Taunus, seit September 1605 Vikar in Drabenderhöhe, von 1612 bis 1625 Pfarrer in Würrich im Hunsrück |
7 | Johannes Scheffer | 1611 bis 1625 | Twiste/Fürstentum Waldeck |
8 | Christian Klee | 1625 bis 1668 | Grafschaft Mark, hat bis zu seinem Tode hier gewirkt |
9 | Johannes Haas | 1668 bis 1706 | hat bis zu seinem Tode hier gewirkt, zuletzt auch Inspektor, geb. 1645 in Linden, Kirchspiel Wiehl |
10 | Johannes Jacob Haas | 1706 bis 1729 | Drabenderhöhe, Sohn des Johannes Haas, auch Inspektor, kam nach Wiehl |
11 | Justus Heinrich Kraft | 03.1729 bis 22.03.1729 | kurz nach seinem Antritt hier verstorben |
12 | Christian Bellingrath | 18.04.1729 bis 20.09.1784 | Drabenderhöhe, hat bis zu seinem Tode hier gewirkt |
13 | Johann Wilhelm Schöler | 04.11.1784 bis 24.12.1835 | Drabenderhöhe, hat bis zu seinem Tode hier gewirkt |
14 | Gustav Schöler | 13.04.1833 bis 24.12.1835 | Drabenderhöhe, Pastor adjunktus |
14 | Gustav Schöler | 24.12.1835 bis 28.11.1847 | Drabenderhöhe, Sohn des Johann Schöler |
15 | Christian Bickenbach | 12.05.1848 bis 15.09.1867 | Strombach/Gummersbach |
16 | Johannes Jüngst | 26.01.1868 bis 06.07.1873 | Siegen |
17 | Carl Heinrich Marenbach | 21.12.1873 bis 1876 | Mehren/Altenkirchen |
18 | Hugo Knipping | 21.01.1877 bis 1888 | Breckerfeld |
19 | Karl Spandau | 17.01.1889 bis 11.08.1913 | Salze/Magdeburg, hat bis zu seinem Tode hier gewirkt |
20 | Kurt Müller vom Hagen | 19.04.1914 bis 24.08.1919 | Rheydt |
21 | Eduard Heuser | 14.09.1919 bis 17.05.1925 | |
22 | Friedrich Liederwald | 12.07.1925 bis 13.10.1930 | Neusalz/Oder |
23 | Adolf Müller | 30.11.1930 bis 10.05.1953 | Hörstgen/Moers |
24 | Karl Weitz | 31.05.1953 bis 31.08.1967 | Schwafheim/Moers |
25 | Wolfgang Alhäuser | 01.04.1969 bis 31.08.1974 | |
26a | Rudi Lukat | 01.07.1975 bis 31.03.1981 | Klein Budlaken/Ostpreußen |
26b | Kurt Franchy | 01.10.1978 bis 30.09.1994 | Bukarest/Rumänien |
27a | Christa Wülfing | 01.10.1981 bis 31.03.1986 | Wuppertal |
27b | Peter Kaspar | 01.01.1995 bis 17.01.1999 | Hermannstadt/Rumänien |
28a | Rüdiger Kapff | 07.09.1986 bis 31.07.2018 | Köln |
28b | Frank Müllenmeister | 01.09.1999 bis 31.01.2018 | Gummersbach |
29 | Gernot Ratajek-Greier | seit dem 01.11.2018 | Köln |