Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Aussichtsturm Hohe Warte (Giersberg)

Die Hohe Warte ist ein mit 359,8 Meter hoher markanter Berg, der früher auch Giersberg genannt wurde. Der Berg fällt fast zu allen Himmelsrichtungen sehr steil ab und hat ein Höhengefälle zur Agger am Ohler Stauwehr von 233,4 Metern. Der Berg stellt den nördlichsten Punkt des Heckberger Waldes dar und liegt bereits im Gebiet der früheren Gemeinde Ründeroth.

Auf der Mercatorkarte von 1575 heißt es „Der Geirßpergh“. Die Herkunft des Namens lässt sich auf das althochdeutsche „gēro“ bzw. „gēr“ zurückführen. Dabei steht „gēro“ für eine Landzunge oder Zipfel. Der 1575 erwähnte Geirßpergh müsste sich mit einem Dehnungs-i lesen, also „Geerspergh“, alt- und mittelhochdeutsch „gērospergh“, der Berg im Landzipfel. Der Giersberg lag geografisch tatsächlich in einem märkischen, später gimbornischen Landzipfel, der ins Herzogtum Berg und in die Reichsherrschaft Homburg hereinragte.

Ein anderer Ansatz für die Wortherkunft liegt in „gēr“, was für einen Speer steht oder Dreizack steht. Schaut man sich die Topografie des Berges an, ragt dieser als markantes Landschaftsmerkmal wie ein Speer aus der Landschaft heraus. Interessant ist auch die in der Mercatorkarte eingezeichnete am Fuße des Berges und an der Quelle des Molbaches gelegene Bezeichnung „Eerle Läg am Wendelen Winhain“. Dabei handelt es sich um eine als Grenzbezeichnung erwähnte Erle am Wendelins Weinhagen.

Es kann vermutet werden, dass ein Wendelin dort ein Flurstück (Weinhagen) mit Weinanbau im Mittelalter bewirtschaftete. Dabei muss ausgegangen werden, dass diese 1575 erwähnte Flur schon sehr alt war, denn um diese Zeit war das Klima sehr viel kühler als im 20. Jahrhundert. Selbst heute ist dort kein Weinanbau möglich. Doch im Hochmittelalter um 1200 gab es ein Klimaoptimum, wo die Durchschnittstemperaturen sehr viel höher waren als heute und Weinanbau in Oberbergischen Land möglich war.

Um den Giersberg lagen früher reiche Eisenerzvorkommen, so bei Kaltenbach und Forst. Direkt am Fuß des Berges auf homburgischen Territorium befand sich das ebenfalls 1575 erwähnte Bergwerk „Daß hoenernist“, als Flurname noch als „Im Hühnernest“ erhalten. Heute ist es mit der Autobahnauf- bzw. abfahrt überbaut. Der Erzabbau geht weit ins Mittelalter zurück. Bereits 1474 wurde am Giersberg von Bergbau berichtet: am 24. März 1474 befahl Herzog Johann von Cleve, Graf von der Mark dem Amtmann und dem Vogt „ter Nyerstat (Bergneustadt) in unsen Suyderlande“, den „blyeberch (Bleiberg) geheyten in unsen kirspel van Runderoide (Ründeroth)“ für die kommenden zwölf Jahre zu freien und niemanden ohne seine besondere Erlaubnis darin arbeiten zu lassen. Wer aber mit Erlaubnis dort arbeitet, soll den 15. Zentner von allem gewonnenen Blei abliefern. Allerdings wurde der Bergzehnte auch vom St. Severinsstift in Köln beansprucht, der Flächen auf dem Berg in Erbschaft erhalten hatte und diesen als Severinsberg bzw. Giersberg bezeichnete. Der Wald des Giersberges war Teil des bereits 1413 genannten Fronhofes Lindlar, der zu den Besitztümern des Severinsstiftes gehörte. Die Inhaber der Hofgüter des Fronhofes der Höfe Daxborn, Ohl, Bellingroth, Walbach und Leppe hatten gewisse Rechte am Forst. Nach einem Weistum vom 1. August 1528 konnten die fünf Höfe ein Drittel der Büsche am Giersberg für die Umzäunung ihres Erbes schlagen. Zwei Drittel des Busches gehörten dem Sankt Severins-Stift. Ein Flurname „Der Bleiberg“ existiert bis heute am Abhang oberhaltb der Ortschaft Ohl bei Ründeroth.

Nicht weit davon verlieh man auf der homburgischen Seite 1477 Schürfrechte „in dem Berg uff dem Vorste„. Westlich der Hohen Warte ist der Kaltenbacher Bergbau erwähnenswert. Laut einer Urkunde von 1575 waren dort mehrere Bergwerke in Betrieb, wie der „Sonnenschein, Schall, Hundt, Brabendsche Wandt, althoechste, zeche, heidt und Jammerthal“. Der Name Hohe Warte dagegen hat sich erst Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzt und bezieht sich auf einen Flurnamen „Hohe Wardt“.

1690 heißt es in der Karte „Berge ducatus Marck comitatus“ von Gerard Valck und Pieter Schenk „Der Gersberg“ und in der Wiebeking-Karte von 1789 über das Herzogtum Berg „Girschberg“. In der Rummelkarte von 1802, die die Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt darstellt, erscheint die Bezeichnung „Der Gersberg“, klein darüber ist „Die hohe Warte“ eingezeichnet. Auch die Bilakarte aus dem Jahre 1845 ortet groß „Der Gersberg“ und klein „hohe Warte“. Mit der preußischen Uraufnahme von 1894 verschwindet der Name Giersberg, bleibt aber als Flurname „Am Giersberg“ erhalten.

Über die Hohe Warte führte auch eine mittelalterliche Handelsstraße, die von Bonn über Drabenderhöhe und Ründeroth nach Hagen führte. Sie wurde als „Zeithstraße“ bezeichnet. Über diese Höhen-Verbindungsstraße zogen früher mühsam Ochsen- und Pferdefuhrwerke. Möglicherweise hat es auf der Kuppe aufgrund des Bodenreliefs auch eine mutmaßliche frühmittelalterliche Wallanlage gegeben, die aber noch archäologisch zu untersuchen ist. Weiteres unter der Rubrik „Die alten Fernhandelsstraßen“.

Möglicherweise hat es auf der Kuppe aufgrund des Bodenreliefs auch eine mutmaßliche frühmittelalterliche Wallanlage gegeben, die aber noch archäologisch zu untersuchen ist.

Der Verschönerungsverein Ründeroth errichtete auf dem Gipfel am 20. September 1867 auf fast 360 m Höhe einen der ersten Aussichtstürme im Oberbergischen Land. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick zum Rhein, sowie ins Agger- und Wiehltal. Selbst das Siebengebirge bei Bonn ist bei gutem Wetter zu sehen. Neben dem Aussichtsturm befindet sich die im Jahre 2000 errichtete „Paul-Claudius-Schutzhütte“. Auf dem Weg nach Ründeroth hat der Heimat- und Verschönerungsverein Ründeroth einen Rastplatz mit einer Infotafel zur „Alten Zeithstrasse“ eingerichtet.


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