Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Silberkaule

Die Silberkaule ist ein altes Grubengebiet und ehemalige Siedlung in der Nähe der alten Brüderstrasse im Waldgebiet des Hecks unterhalb des Großen Heckbergs, in der Gemeinde Engelskirchen. Die Grube liegt etwa 3 km nordwestlich von Drabenderhöhe und 3,5 km südöstlich des Engelskirchener Ortsteils Loope am Berghang und im Tal des Heckbaches.

Schon im Mittelalter wurde nach Silber, Eisen-, Blei- und Zinkerz gegraben, dass unterstützen auch archaölogische Untersuchungen. Auf der Anhöhe des Heckberges verläuft ein 600 Meter von Ost nach West verlaufender Pingenzug. Eine Pinge ist eine keil-, graben- oder trichterförmige Vertiefung auf der Bodenoberfläche und weist auf Bergbautätigkeiten hin. Eine Pinge entsteht durch den Einsturz eines Tiefbaustollens. Oberhalb dieses Pingenzuges wurde eine Knappensiedlung mit 32 Häusern unterschiedlicher Größe aus dem 13. Jhd. ausgegraben. Heute sind auch noch die mittelalterlichen Abraumhalden am Rande eines Wanderweges zu sehen.

Grube Silberkaule, Archiv Much

Der einzige Stollen, der zur Bewetterung und Entwässerung der Gruben diente, mündete im Bereich der ehemaligen Bergknappensiedlung Silberkaule. Das Erz wurde in der Verrer Hütte am oberen Loopebach verhüttet. Keramikfunde datieren diesen Floßofen in das 16. Jahrhundert. Die Verrer Hütte befand sich im Mündungsbereich des Sungsiefen in den Loopebach und auch ein Flurname „Auf der Verrer Hütten“ verweist dort auf den alten Floßofen. Die Archäologie konnte im Bereich des Loopebaches und seiner Seitentäler von Verr bis zum Dönselberg 5 Verhüttungs- und 18 Rennfeueranlagen nachweisen. Dazu kommen noch 5 Rennfeueranlagen im Schimmelhau und weitere Verhüttungs- und Rennfeueranlagen im Pühlenbach- und im unteren Loppetal. Die Reste eine Verhüttungsanlage mit Schlackeresten kann man unterhalb Verrs im Wald noch sehen. Da die Anlagen in den preussischen Urkatastern nicht mehr erscheinen, müssen sie sehr alt sein. Das Gebiet steht allerdings unter Naturschutz und die empfindliche Ökologie sollte daher nicht gestört werden.

Wann der der Grubenbetrieb ein erstes mal aufgegeben wurde, ist heute unklar. Die erste Verleihung auf den Namen Silberkaule erfolgte 1835 an die Morsbacher Hüttengewerkschaft. Trotz guter Aufschlüsse musste der Betrieb 1844 wieder aufgegeben werden, weil es Schwierigkeiten mit der Wasserhaltung gab. 1863 erwarb die Westerwald Rheinische Bergwerksgesellschaft die Grube. Doch bereits ein Jahr später wurde sie an die Rheinisch-Nassauische Bergwerksgesellschaft wieder verkauft, die 1868 den Betrieb wieder aufnahm. In der Zeitung für Berg-, Hüttenwesen und Industrie „Der Berggeist“ wurde am 15. April 1864 folgender Artikel veröffentlicht:

„Auf Anstehen der Herren Theodor Vagedes, Advocat-Anwalt zu Köln, und Wilhelm Krauss, Kaufmann zu Bensberg, als definitive Syndike des Fallimentes er Westerwald-Rheinischen Bergwerks-Gesellschaft unter der Firma August Eyckholt und Compagnie zu Köln, sowie auf Grund der Rathskammer-Beschlüsse des königlichen Landgerichtes zu Köln vom 03. April 1862 und 08. Januar 1864 sollen die nachstehenden Immobilien, Gruben und Muthungen öffentlich versteigert und auch unter den Taxen zugeschlagen werden, nämtlich: ….26) Die Grube Silberkaule bei Heckhaus, Kreis Wipperfürth, zur Gewinnung von Zink-, Blei- und Kupfererzen und Schwefelkies. Von dieser Grube zwei Dritttheile, Taxe 10.000 Thaler. 27) Die Muthung Venus mit dem Fundpunete auf der östlichen Fortsetzung des Silberkaule Ganges, Taxe 200 Thaler…“

Es entstand ein Bergwerk mit einem 206 Meter langen Stollen mit den drei Schächten Mals, Baur und Carl Paula, sowie fünf Tiefbausohlen mit zusammen 3700 Metern Streckenauffahrung und einer Abbauhöhe von 180 Metern. Eine Erzaufbereitungsanlage befand sich am Heckbach im Tal. Ein halbes Jahrhundert war die Grube ein wichtiger Arbeitgeber. Es entstand eine kleine Grubensiedlung, in der ganze Familien lebten. Im Bericht „Der Bergwerksbetrieb im Preuss. Staate im Jahre 1869“ der Zeitschrift für das Berg- Hütten und Salienwesen in dem Preussischen Staate wurde folgendes für das Jahr 1868 veröffentlicht: „Der Tiefbauschacht der Grube Silberkaule 15 Lchtr. (Lachter/ca 31,39 Meter) unter dem Stollen im Gange, welcher 12 Zoll derbe Bleisenerze führt, niedergebracht“. Aus dem Bericht von 1870 geht hervor, dass die Grube 1869 bereits 4386 Ctr. (Zentner, entsprechen 2193 Tonnen) Erze abgebaut wurden.

Im Kirchenbuch Drabenderhöhe ist ein Johann Ernst August Bilke verzeichnet, der 1837 im Silberbergweck Heck lebt. Er schwängerte Maria Elisabeth Marsch und bekannte sich vor Bürgermeister und Pfarrer zu dem Kind. Die Hochzeit wurde zwar bekannt gegeben, aber er verliess seine Braut vor der Heirat und liess sie mit dem kleinen Wilhelm allein. Danach scheint das Bergwerk unbewohnt zu sein, bis die ersten Wohnhäuser in der Miene entstanden. Ab 1878 lebt Emil Lingor, von Beruf Steiger, in der Silberkaule. Er heiratet 1879 in Drabenderhöhe. Karl Friedrich Wilhelm Hardt, ebenfalls Steiger heiratet 1882 in der Kirche zu Drabenderhöhe und lebt mit seiner Familie in Silberkaule. Der Bergmann Wilhelm Leber hat dort mit seiner Familie 1889 seinen Wohnsitz. Zur selben Zeit begegnen wir dem Obersteiger Philipp Jacob Hennemann und seiner 9-köpfigen Familie. Die Steiger und Obersteiger waren auch in der Elitevereinigung „Die Eintracht“ in Drabenderhöhe organisiert. Als Gründungsmitglieder sind aus Silberkaule dort ein Herr Glassmann, ein W. Preiss und ein Johann Müller vermerkt.

Mit dem Wiederaufleben des Bergbaus entstand ganz in der Nähe in Heckhaus eine Gastwirtschaft, die von Christian Klein und seiner Familie betrieben wurde. Er gehörte ebenfalls zur evangelischen Kirchengemeinde Drabenderhöhe, obwohl Heckhaus, wo nur ein Haus stand, bereits zur Gemeinde Much gehörte. Die Gastwirtschaft wurde wohl mit Schliessung der Grube aufgegeben. In einem preussischen Adressbuch von 1901 sind dort noch die Witwe Johannes Haeger als Ackerin und Wilhelm Kreuzer als Jagdaufseher vermerkt. Die Familie Klein zog nach der Schliessung der Grube nach Scheidt zurück und führte dort den Gasthof Klein weiter.

Bis 1881 wurden 16888 Tonnen Bleierz und 232 Tonnen Zinkerz abgeschürft. In den Jahren 1882 bis 1890 waren es 13737 Tonnen Bleierz und 251 Tonnen Zinkerz. Danach sank die Ergiebigkeit der Grube. Abgebaut wurden zwischen 1891 bis zur Schliessung nur noch 1443 Tonnen Bleierz und 60 Tonnen Zinkerz. Damit war der Betrieb unretabel geworden und wurde endgültig 1896 aufgegeben.

Als der Grubenbetrieb eingestellt wurde, versetzte man das in der Silberkaule stehende Obersteigerhaus im Jahre 1896 nach Obermiebach, ein weiteres Wohnhaus wurde in den Drabenderhöher Ortsteil Anfang versetzt und später von den Geschwistern Voss bewohnt. Alle industriellen Anlagen wurden abgerissen. Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen. Im Flurstück „Im rothen Suth“ befindetet sich noch eine große Abraumhalde, sowie alte Waschhalden. Das Grubengelände ist heute ein eingetragenes Bodendenkmal der Gemeinde Engelskirchen.


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