Scheidt ist ein Ortsteil von Drabenderhöhe, gehörend zur Stadt Wiehl. Er wurde im Jahre 1932 mit Pfaffenscheid aus der Gemeinde Much, Rhein-Siegkreis ausgegliedert und der damaligen Gemeinde Drabenderhöhe zugeschlagen. 1957 wurde der Ortsname Scheidt offiziell aufgegeben, da der Weiler mit dem Dorf Drabenderhöhe bereits zusammengewachsen war. Im Sprachgebrauch der Einheimischen wird der Name jedoch noch verwendet.
Der Weiler Scheidt liegt am Kreuzungspunkt der historischen Brüderstraße sowie der Zeithstraße, direkt an der ehemaligen Landesgrenze zwischen dem Herzogtum Berg und der Herrschaft Homburg. Das Nachbardorf Drabenderhöhe, gehörte bereits zu Herrschaft Homburg, Scheidt selbst zum Herzogtum Berg, Amt Windeck, Gemeinde Much.
Scheidt befindet sich auf etwa 300 m Meereshöhe in einem Wasserscheidenbereich, wo ein halbes Dutzend Quellbäche ihren Ursprung nehmen. Nach Westen ziehen sich der Pfaffenscheider und der Herrsiefen, die sich zum Wahnbach vereinen. Im Norden entspringt der Loopebach und der Umschersiefen. Umliegende Höhen sind der Löher Kopf mit 353 m, Steimel 351 m, Schimmelhau 364m, Immerkopf 365 m, Hipperich 352 m und der Heckberg 385 m als höchste Erhebung. Vermutlich lässt sich der Ortsname aus dem althochdeutschen „skeid“ herleiten, was für Scheide, Trennung oder Grenze steht. Dies untermauern auch die topografischen und grenzhistorischen Begebenheiten.
Der Ort wurde als Einzelhof in der Siedlungsausbauperiode etwa zwischen 900 bis 1100 n. Chr. gegründet. Die ältesten Häuser haben Flur- bzw. Hofnamen, wie Auf dem Anfang, Auf der Bitze, Auf der Spitzenburg, Auf der Schniffel, Im Salzrümpchen, Im Kretsch, Pfaffenscheid, Mitten im Hof, Oben im Hof, Unten im Hof und In der Dumpe. Den ältesten Teil bilden dabei die drei Hofbezeichnungen Im Hof Scheidt am sogenannten „Dreieck“ an der Linde. „Untem im Hof“ umfasst die unterhalb der Linde gelegenen Häuser der Herrenhofer Straße. Die westlich der Linde gelegenen Häuser an der Scheidter Straße und im oberen Teil der Herrenhofer Straße, sowie die als Dumpe bezeichnete Straße Im Blumenwinkel bildeten den Teil „Mitten im Hof“ und alle alten Häuser östlich der Linde hießen „oben im Hof“. Die anderen Hofteile, besonders die an der Alten Kölner Straße gelegenen Häuser entstanden, bis auf den Pfarrhof im Pfaffenscheid erst im 17. Jahrhundert.
Ortsteil Schniffel mit Kirche 1837
Scheidt wurde 1559 erstmals als „Das Scheidt“ in den Listen der Perd- und Schüppendienste im Amt Windeck urkundlich erwähnt. Als Abgabepflichtige sind dort ein Wylhem und ein Petter im Kretsch erwähnt. Wylhem ist nochmals in einer Akte des Reichskammergerichtes aus dem Jahre 1574 (Akte RKG S 1387, III, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) als 50-jähriger Zeuge in Streitigkeiten zum Erzbergbau in Kaltenbach historisch nachweisbar. Auf ein bereits früheres Bestehen des Ortes weist ein Münzfund aus dem Jahre 1882 hin. Damals wurden etwa 200 Münzen aus den Jahren 1448 bis 1640 gefunden (Quelle: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande). Der Ort gehörte zusammen mit Obermiebach, Niedermiebach, Wellerscheid, Oberdorf und Oberbusch zur bergischen Honschaft Miebach. Mitte des 16. Jhd. setzte sich im Kirchspiel Drabenderhöhe der lutherische Glaube durch.
Der Vikar Sasse berichtete 1582 von Pfaffenscheid, dass nach der Inkorporation durch den Johanniterorden Teile des Gutes verkauft worden seien und nur 24 Morgen Haferland sowie 2 Morgen Gartenland dazugehörten. Für 6 Kühe wäre daher kaum hinreichend Heu zu gewinnen.
Durch den Siegburger Vergleich wurde der Hof Scheidt 1604 von der jetzt reformierten Gemeinde Drabenderhöhe getrennt. Der Ort gehörte zum Herzogtum Berg, die Bevölkerung blieb aber kirchlich mit den ebenso von der Muttergemeinde getrennten Orte Obermiebach (Amt Windeck, Much), Büddelhagen, Verr und Brächen bzw. Anfang (Amt Steinbach, Engelskirchen- nördlicher Bereich der Brüderstraße) verbunden.
Bei der ersten Zählung der Bevölkerung durch Pastor Johannes Haas im Jahr 1675, hießen die ansässigen Familien
Im Ortsteil Anfang waren es:
Der Pfarrhof der Kirchengemeinde lag im Pfaffenscheid. Dort lebte das Pastorenehepaar Johannes Haas und Maria Elisabeth Klee, der Tochter des Drabenderhöher Pfarrers Christian Klee. Zu dem Zeitpunkt hatten sie eine Tochter Margaretha. Bis Ende des 18. Jahrhunderts kamen noch die Familien Bellingrath, Bergerhof, Dreibholz, Engelbert, Hühn, Hüschemenger, Keffer, Kauert, Nohl, Scharpenstein, von Schemm, Stöcker, Theiß, Voss und Witscher hinzu. Im 19. Jahrhundert liessen sich die Familien teilweise durch Einheirat in einheimische Familien noch die Claas, Diem, Diesem, Disselhoff, Haas, Hardt, ein weiterer Zweig der Familie Hühn, Jost, Kalscheuer, zwei weitere Zweige der Familie Kauert, Klein, Lindenberg, Mertens, Müllenbach, Rödder, Ruland, Schmitz, Sträßer, Thönes und Weibel in Scheidt nieder. Im 20. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre folgten dann noch die Famlien Dannenberg, Hans, Heynemeyer, Hercher, Hillenbach, Krämer, Lang, Lüngen, Muth, Pflitsch, Puhl und Runge.
Im Jahr 1687 kommt es zu einem Konfessionskonflikt. Die Windecker Verwaltung verbot, dass Taufen, Geburten und Beerdigungen von einem reformierten homburgischen Pfarrer durchgeführt wurden. Vorausgegangen war eine ähnliche Weisung der Homburgischen Verwaltung für die katholische Bevölkerung in der Herrschaft Homburg, die erst spätestens um 1700 aufgehoben wurde. Der Pastor Schöler baute sich 1790 in Drabenderhöhe ein eigenes Pfarrhaus, das später durch die Kirchengemeinde erworben wurde. Das Pfarrgut in Pfaffenscheid wurde verpachtet und 1867 von der Kirchengemeinde Drabenderhöhe verkauft.
Ausblick auf Scheidt vom Löherkopf 1913
Kurfürst Karl Philipp von Pfalz-Neuburg, der auch Herzog von Jülich-Berg war, hatte keine männlichen Nachkommen und wollte daher seinen Bruder Franz Ludwig, der seit 1729 Kurfürst vom Mainz war, als Erben einsetzen. Zu diesem Zweck befahl er seinen Amtmännern, die Untertanen einen „Eventual-Huldigungseid“ leisten zu lassen. In der Gemeinde Much wurde dies durch einen „Honnen“, einem Vorsteher der Honschaft durchgeführt. Da Scheidt und Obermiebach zur bergischen Honschaft Miebach gehörten, wurde der Huldigungstag auf den 7. und 8. Februar 1731 festgelegt. In dieser Liste sind folgende Familienoberhäupter aufgeführt:
Insgesamt dürften in Scheidt etwa 55 Personen zu diesem Zeitpunkt gelebt haben. Pastor Christian Bellingrath in Pfaffenscheid unterstand dem Huldigungseid offenbar nicht, da er in der Liste nicht aufgeführt ist. Wahrscheinlich war er als Pastor zu Drabenderhöhe ein homburgischer Ausländer. In Pfaffenscheid lebten 3 Personen.
Im Herbst 1796 nahm ein österreichisches Corps Winterquartier in der Gegend und verwüstete Privat- und Pfarrwaldungen. Mittlerweile rückten Franzosen nach. Zusammen mit den Österreichern versuchten Bauern mit Ackergeräten aus dem Homburgischen und dem Gemeindegebiet von Much den Franzosen standzuhalten. Unter dem französischen Kommandeur Marschall Michel Ney wurde das Dorf, wie auch die Nachbardörfer mit einem 300 Mann starken Corps besetzt. Nach der Besetzung durch die Franzosen wurden 1806 die alten territorialen Strukturen aufgelöst. Neue Verwaltungsstrukturen die Mairien (Bürgermeistereien) entstanden, wobei die alten Grenzen bestehen blieben. Scheidt gehörte zur Bürgermeisterei Much. Durch den Wiener Kongress wurde das Rheinland 1815 zu Preußen geschlagen. Die Verwaltungsstrukturen der Franzosen blieben bestehen und führten zu keiner Veränderung der Gemeindegrenzen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der zu Engelskirchen gehörende Ortsteil Anfang durch die Engländer besetzt. Drabenderhöhe und Scheidt gehörten zum unbesetzten Teil des „Kölner Brückenkopfes“. Daher herrschte Passzwang zwischen Scheidt und Anfang. Die Franzosen folgten 1923 den Engländern und besetzten Drabenderhöhe, sowie Scheidt bis zum 17. September 1924. Die Einwohner von Scheidt und Obermiebach, der von den Orten Verr und Büddelhagen unterstützt wurden, beantragten 1924 bei der Bezirksregierung Köln die Eingemeindung ins evangelische Drabenderhöhe. Die Gemeinde Much war nicht gewillt, dem Wunsche der Bevölkerung entgegenzukommen, da sie den Ausfall von Gemeindesteuern fürchtete. Seit 1925 entwickelte sich Drabenderhöhe zum Höhenluftkurort für Sommerfrischler aus den Städten. Bekannt waren auf der Scheidter Seite des Ortes die Gasthöfe Müllenbach und Klein, sowie der Gasthof Kalscheuer im Anfang. Auf dem Löher Kopf entsteht ein 22 m hoher Aussichtsturm, sowie in ein Freibad in der Nähe von Verr, dass bis 1953 seinen Betrieb aufrechterhielt.
1932 gelang es nach 8 Jahren mit vielen Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Drabenderhöhe auf der einen Seite und den Gemeinden Much und Engelskirchen auf der anderen Seite, die Ortsteile Scheidt, Pfaffenscheid und Anfang politisch zu einem Ort zu vereinigen. Vorausgegangen war ein Schreiben der Scheidter, Obermiebacher und zwei in der Niedermiebacher Mühle wohnenden Familienvorstände, die am 05. Dezember 1924 an die Bezirksregierung in Köln ein Anliegen zwecks Ausgemeindung nach Drabenderhöhe schickten. Dieser Antrag wurde von den Einwohnern von Anfang, Brächen, Büddelhagen und Verr unterstützt. Dabei bemängelte man den Missstand bezüglich wirtschaftlicher und kultureller Hintergründe. Vereine, wie die Feuerwehr oder die Loopeperle gerieten häufig in Schwierigkeiten mit den Behörden. Auch das Wegenetz wurde von den Gemeinden Bielstein und Much durch die Grenzlage vernachlässigt. Lehrmittel wurden durch die Gemeinde Much nicht gestellt und mussten bezahlt werden, wohingegen diese für Drabenderhöher Schulkinder kostenfrei war. Verkehrstechnisch war die Gegend nach Bielstein hin ausgerichtet, da dort die Bahnstation lag. Das Finanzamt und das Landratsamt in Gummersbach, sowie das Amtsgericht in Wiehl waren leicht erreichbar. Scheidter und Obermiebacher mussten hierzu nach Siegburg und Eitorf. Doch die Mucher Gemeindeverwaltung war entschiedend gegen eine Veränderung der Gemeindegrenzen und sprach von „Treibereien und terrorisierenden Einfluß einiger weniger Persönlichkeiten“. Gemeint war wohl Otto Müllenbach, Gemeinderatsmitglied in Much für den Ortsteil Scheidt, der sich für eine Eingemeindung nach Drabenderhöhe einsetzte. Der eigentliche Grund, dass sich Much gegen eine Ausgemeindung stellte, war der Ausfall von Grundvermögens- und Einkommenssteuern über 2000,- Reichsmark. Scheidt war mit 207 Einwohnern im Jahre 1925 eine der grössten Ortschaften in der Gemeinde Much. Die Engelskirchener Verwaltung übte gar so einen grossen Druck auf ihre Einwohner aus, so dass diese den Antrag 1926 wieder zurückzogen. Das Drabenderhöher Grenzgebiet blieb kommunalpolitsch vorerst ein schwieriges Gebiet, auch die Verfolgung von Gesetzesübertretern war problematischer als sonst wo. Zwar gab es in Drabenderhöhe eine Gendamerie-Station, aber es dauerte etwas bis die drei Zivilgemeinden die polizeiliche Einheit des Dorfes herstellten und die „Höher“ Gendarmen grenzüberschreitende Befugnisse hatten. Nach vielen Reibereien, Ärger und Schriftverkehr trat am 01.10.1932 die Ausgemeindung der Ortsteile Scheidt und Anfang in Kraft. Die Gemeinde Drabenderhöhe erhielt dabei 37 Hektar mit 218 Einwohnern aus der Gemeinde Much und 10 Hektar mit 30 Einwohnern aus der Gemeinde Engelskirchen. Das im Volksmund bekannte „Drei-Kreise-Eck“ an der Drabenderhöher Kirchengemeinde gehörte nun der Vergangenheit an. Allerdings verblieben die Orte Verr, Büddelhagen, Brächen mit insgesamt 84 Einwohnern im Kreis Wipperfürth und Obermiebach und im Siegkreis. Die neue Grenze wurde sehr scharf um den Ort herumgelegt, so dass die meisten Einwohner fast ihren gesamten Grundbesitz in den anderen Gemeinden hatten und dorthin auch ihre Steuern zahlen mussten. Die alten Flur von Scheidt umfasste das Gebiet bis an den Mond- und den Breidensiefen, die Pfaffenscheider Flur reichte sogar bis fast an die Orte Ober- und Niedermiebach heran. Die neue Situation war also nicht besonders befriedigend. Im Jahre 1933 bemühte sich Dr. Herrmann Lutter, Bürgermeister der Gemeinde, nochmals um die Angelegenheit und versuchte mit Argumenten auch Ausgemeindung der anderen Orte zu erreichen. Dies blieb aber erfolglos, da die neue nationalsozialistische Regierung kein Interesse an weiteren Grenzveränderungen hatte. Offensichtlich rührte die Abneigung so machner Drabenderhöher Einwohner gegen die „Mücher Heufresser“ aus dieser Zeit.
Während des Zweiten Weltkrieges kommt es 1944 zu Tieffliegerangriffen auf den Ort. Auf dem Löher Kopf begannen Bauarbeiten für Abschussbasen für sogenannte V-Waffen. Diese wurden aber nicht mehr fertiggestellt. Der Widerstand der Deutschen wurde am 12. April 1945 eingestellt und das Dorf wurde wie Drabenderhöhe durch die Amerikaner besetzt. Durch die Einteilung in Besatzungszonen kam das Rheinland unter britische Militärverwaltung.
Ausblick vom Aussichtsturm auf dem Löher Kopf 1929
Durch die Eingemeindungen der Orte Büddelhagen und Verr 1975 wurde die scharf um den Ort gezogene Gemeindegrenze erweitert. Hinzu kamen nochmals 2550 Hektar größtenteils aus der Gemeinde Engelskirchen, aber auch kleinere Flurstücke aus der Gemeinde Much. Eine Abgrenzung zu Drabenderhöhe ist schwierig, da beide Orte nahtlos ineinander übergehen. Das „alte“ Scheidt würde heute die Strassen Alte Kölner Straße, Am Anfang, Am Hardtskopf, Brunnenweg, Herrenhofer Straße, Im Blumenwinkel, Scheidter Straße, Pfaffenscheider Weg, Zeitstraße, Zur Kahlhambuche und Zum Loopetal umfassen. Zur Scheidter Flur gehörten auch die früher unbebauten heutigen Strassen: Im Biesengarten, Zur Königsbitze, Oskar-Hartmann-Strasse, Marienfelder Strasse, In der Landwehr, Koppelweg, Auf der Steinbreche, Am Pferdefeld und Zur Miebach. Allerdings lagen die seit dem 19. Jahrhundert bestehenden beiden Häuser „Auf dem Landgraben“ im Gemeindebereich Much und gehörten nicht zu Drabenderhöhe.
Scheidt entwickelte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts zum größten Ort in der Gemeinde Much. Im Jahre 1809 hatte Scheidt bereits 196 Einwohner, der Gemeindehauptort Much lediglich 130 Einwohner. Erst 1843 überflügelte Much Scheidt mit 226 zu 185 Einwohnern. Nimmt man noch die Ortschaften der Gemeinde Drabenderhöhe hinzu, wäre Scheidt, wenn der Ort bereits 1843 zu Drabenderhöhe gehört hätte, die größte Ortschaft gewesen. In der Gemeinde Wiehl hätten nur Bomig und die beiden Kirchorte Marienhagen und Wiehl eine größere Bevölkerung gehabt. Bis 1871 blieb Scheidt immer noch einer der größten Orte der späteren Stadtgemeinde Wiehl und überholte Bomig als auch Marienhagen. Erst durch die Industrialisierung verlor Scheidt einen Teil seiner Einwohnerschaft und die Orte im Agger- und Wiehltal vergrößerten sich zusehends. Im Jahre 1559 gab es in Scheidt jeweils eine Haushaltung, im Kretsch ebenfalls eine und vermutlich existierte auch schon der Pfarrhof in Pfaffenscheid.
Jahr | Scheidt | Pfaffenscheid | Anfang | Gesamt |
1675 | 36 (8 Haushaltungen) | 3 (1Haushaltung) | 7 (1Haushaltung) | 46 (10 Haushaltungen) |
1731 | 55 (14 Haushaltungen) | 3 (1Haushaltung) | 3 (1 Haushaltung) | 61 (16Haushaltungen) |
1809 | 190 | 6 | 5 | 201 |
1817 | 185 | 8 | 7 | 200 |
1828 | 201 | 10 | 6 | 217 |
1842 | 199 (43 Haushaltungen) | inkl. | inkl. | 199 (43 Haushaltungen) |
1843 | 176 (39 Haushaltungen) | 9 (1 Haushaltung) | 9 (1 Haushaltung) | 194 (41Haushaltungen) |
1849 | 165 (35 Häuser) | inkl. | 12 (2 Häuser) | 177 (37 Häuser) |
1868 | 180 | 9 | 12 | 201 |
1871 | 237 (44 Häuser) | inkl. | 18 (2 Häuser) | 255 (46 Häuser) |
1885 | 230 (47 Häuser) | inkl. | 19 (2 Häuser) | 249 (49 Häuser) |
1895 | 217 | inkl. | 21 | 238 |
1900 | 223 | inkl. | 28 | 205 |
1905 | 174 (42 Häuser) | inkl. | 39 (5 Häuser) | 213 (47 Häuser) |
1925 | 207 | inkl. | 21 | 228 |
20.09.1932 | 222 | inkl. | 30 | 252 |
05.10.1932 | 218 | inkl. | 30 | 248 |
Bei einer Zählung von 1983 lebten in Scheidt 350 Personen, 2007 dann 566 Personen. In der Einwohnerzahl sind folgende Straßenzüge berücksichtigt: Alte Kölner Straße, Am Anfang, Am Hardtskopf, Brunnenweg, Herrenhofer Straße, Im Blumenwinkel, Scheidter Straße, Pfaffenscheider Weg, Zeitstraße, Zur Kahlhambuche und Zum Loopetal.
Die meisten Scheidter waren vorallem Landwirte und teilweise auch Händler. Mit dem aufkommenden Bergbau im 19. Jahrhundert, vorallem in den Gruben in der Silberkaule und in Bliesenbach im Loopetal fanden viele eine Zusatzbeschäftigung als Bergmänner. Es waren aber auch andere Berufe aus dem handwerklichen Bereich und dem Dienstleistungsektor vertreten, wie Maurer, Fuhrmänner, Bäcker, Metzger, Gastwirte, Schreiner, Gerber, Köhler, Gerber, Färber, Branntweinbrenner, Schmied, Wagner und Schumacher.
Die Bevölkerung war ausnahmslos durch die Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde reformiert und sprach einen rheinischen (ripuarisch) Dialekt, dem Homburger Platt(Hommersch). Das Homburger Platt unterscheidet sich allerdings erheblich von den umliegenden Dialekten und ist eine Reliktmundart. Hauptmerkmal ist das Fehlen des rheinischen J für schriftdeutsches G. Hier wird ein sogenannter A-Ch Laut verwendet, wie für kölsches „Mr jonn“, hier „Mr chon“. Allerdings stirbt die Mundart langsam aus und wird nur noch von älteren Einheimischen benutzt (Mundartkenntnisse haben noch etwa 10 bis 20 % der Bevölkerung). Die Einheimischen waren überwiegend Bauern. Doch aufgrund der Kargheit des Bodens waren sie bis in die zwanziger Jahre des 20 Jhd. gezwungen, einen weiteren Beruf ausüben zu müssen. Viele arbeiteten in den umliegenden Bergwerken.
Bis heute werden noch einige wenige alte Bräuche gepflegt, wie zum Beispiel das „Pengstblosen“ an Pfingsten. Die Jugendlichen „trööten“ (blasen) auf sogenannten „Pe'ißhörnern“ (Pfingsthörnern), die aus geschälten Erlenrinden gedreht werden, die Nachbarn aus dem Schlaf und erhalten dafür Geld, Schokolade oder Bonbons. Ebenso wird zum alljährlichen Erntefest in Drabenderhöhe seit 1931 ein Erntewagen durch die Nachbarschaft für den Umzug durch das Dorf gestaltet.
Der höchste Punkt des Ortes liegt auf der Kahlhambuche auf 330,5 m. Sehenswert sind das Fachwerkensemble im Bereich der „Schniffel“. Das Haus der Familie Kauert an der Alten Kölner Straße (das bekannteste Mitglied ist Peter Kauert, der in Kaltenbach im 17. Jhd das Bergwerk „Die 15 Löwenpfähle“ gründete)stammt im Kern aus dem 17. Jhd und steht unter Denkmalschutz.
Ein weiteres Beispiel eines unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes liegt im Pfaffenscheid, Pfaffenscheider Weg. Im Kern stammt dieses Gebäude aus dem 16. Jhd, wurde aber mehrfach umgebaut und war bis ins 18 Jhd. der Pfarrhof der Kirchengemeinde.
Das alte Pfarrhaus im Pfaffenscheid
Neu ist das Museum „Grüne Scheune“, Alte Kölner Straße - einer ehemaligen Scheune, in der sich in den zwanziger Jahren eine Kornbrantbrennerei befand. Das dazugehörige Wohnhaus wurde vor ein paar Jahren abgerissen.
Auf dem Wanderweg entlang des Löherkopfes Richtung Heckberg erinnert eine Tafel und ein Straßenschild im Wald an die Bedeutung des alten Handelsweges der Brüderstraße.