Auf der Spitzenburg ist eine Haus- und Flurbezeichnung im heutigen Drabenderhöher Ortsteil Scheidt. Das Flurstück umfasst das Gebiet zwischen Brunnenweg, Alter Kölner Strasse und Herrenhofer Strasse. Über die Herkunft des Flurnamens lässt sich nur wenig sagen. Eine Burg hat hier auf gar keinen Fall gestanden. Da das Gebäude 1559 in der urkundlichen Erstnennung von Scheidt noch nicht genannt wurde, kann man annehmen, dass es vermutlich im Anfang/Mitte des 17. Jahrhundert erbaut wurde und man als Ortsbezeichnun den vermutlich schon vorhandenen Flurnamen verwendete. Dabei könnte sich hinter der „Burg“ auch schlicht das Wort „Berg“ verbergen. Vielleicht handelt es sich dabei um einen „spitzen“ Berg, was aber topografisch nicht ganz passt. Möglicherweise könnte es auch auf den spitzen Giebel des Hauses deuten, welches nicht im Tal liegt, sondern auf einer Anhöhe an der alten Brüderstrasse.
Spitzenburg vor dem 1. Weltkrieg
Urkundlich wird das Haus 1669 als „Uff der Spitzenburg“ im Kirchenbuch Marienberghausen erwähnt, als Heinrich Pfeiffer als Taufpate von Heinrich Klein, Sohn des Adolf Klein aus Nallingen genannt wird. Heinrich Pfeiffer lebte mit seiner Familie bis etwa 1674 dort. Danach zog er nach Dahl um. Dies belegt die Personaufnahme von Pastor Joahnnes Haas aus dem Jahre 1675. In diesem Jahr wird unter dem Ortsteil Scheidt „Uff der Spitzburg“ Severin Velder mit seinem Sohn Johannes dokumentiert. Ein Sohn Albert Velder lebte zu diesem Zeitpunkt im Scheidt, einer weiterer Sohn Johannes im Kretsch. Nach dem Tode Severin und Johannes Velder nach 1678, ist Sohn Albert spätestens 1683 nach Spitzenburg gezogen.
Seit etwa 1699 bewohnte die Spitzenburg Heinrich Schmidt, Sohn des Kaufmanns und Gutsbesitzers Peter Schmidt aus Anfang, später Drabenderhöhe. Der Bruder Christian Schmidt war später der Erbauer der Burg in Bielstein. Heinrich Schmidt war mit Catharina Klein aus Elsenroth verheiratet und hatte insgesamt sechs Kinder. Die Tochter Catharina war später mit Johann Heinrich Herhausen aus dem Nachbarweiler Schniffel verheiratet. Seine Tochter Ursula heiratete 1732 Philipp Stöcker aus Herferath, der das Anwesen dann übernahm. Das Haus blieb in Familienbesitz, bis Enkel Johann Heinrich Christian Stöcker 1798 nach Dahl umzog. Zeitweise lassen sich noch weitere Familiennamen nachweisen, wie Heinrich Schumacher (1709), die Magd Maria Clement (1748), der Meister Johannes Penz (1779), Buschhüter Heinrich Caspar Jost (1782 bis 1784, dann nach Drabenderhöhe umgezogen), Johannes Kauert (1794), der Ackersmann Johannes Christian Kauert (1794), Johannes Heinrich Dähler (1800) und Doktor Franz Peter Weilandt (1805), geboren in Seelscheid, gewohnt zeitweise in Obermiebach (1800) und Drabenderhöhe (1802).
Alte Eibe vor dem Haus Spitzenburg, Archiv Much
Unter der französischen Verwaltung wurde Spitzenburg 1808 der Bürgermeisterei Much, Ortsteil Scheidt zugeordnet. Mit der Uraufnahme der preussischen Katasterkarten im Jahre 1828 lässt sich ermitteln, dass zum Haus noch einige Grundstücke gehörten:
Die Flur „Auf der Spitzenburg“ umfasste lediglich ein Wohnhaus, sowie einer am heutigen Brunnenweg gelegenen Scheune.
Spitzenburg in den 1920er Jahren, Archiv Much
Seit etwa 1906 lebte Carl Voß mit seiner Frau Emilie im Haus Spitzenburg. Sein Vater, der Schmied Albrecht Voß bewohnte das kleine Haus, welches zum Ortsteil Anfang zählt (Herrenhofer Straße 6)und um 1897 von der Grube Silberkaule hierher versetzt wurde. Er stammte aus dem alten Voß'schen Haus (Herrenhofer Str. 29) im Scheidt. Carls Mutter Carolina war eine geborene Schumacher. Vermutlich bewohnten die Schumachers vor Carl Voss das Haus Spitzenburg. Ihr Vater Friedrich Schumacher war Landwirt und lebten dort bereits um 1879. Woher die Schumachers stammten, ließ sich leider nicht ausmachen.
Carl Voss musste das nunmehr zweihundertfünfzig Jahre alte Gebäude wegen Baufälligkeit Mitte der 1930er Jahre abrechen lassen. Es stand ungefähr an der Stelle des heutigen Hauses Alte Kölner Strasse Nr. 19. Die Familie Voß errichtete dann einen noch heute existierenden Bau (Alte Kölner Str. 21). Bis in die 1970er Jahre bestand die Ortsbezeichnung „Auf der Spitzenburg“ aus nur einem Gebäude.