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- | ===== Unterkaltenbach (Niederkaltenbach) | + | ====== Kaltenbach ===== |
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Unterkaltenbach ist ein Weiler, der in der Nähe der Einmündung des Kaltenbachs in die Agger liegt und heute zum Engelskirchener Ortsteil Hardt gehört. Im Mittelalter besass die Siegburger Abtei Sankt Michael das Gut, welches im 14. Jahrhundert ein Adolf von Kaltenbach zum Lehen trug. Im Jahre 1370 erteilte die Abtei die Belehnung Rutger vom " | Unterkaltenbach ist ein Weiler, der in der Nähe der Einmündung des Kaltenbachs in die Agger liegt und heute zum Engelskirchener Ortsteil Hardt gehört. Im Mittelalter besass die Siegburger Abtei Sankt Michael das Gut, welches im 14. Jahrhundert ein Adolf von Kaltenbach zum Lehen trug. Im Jahre 1370 erteilte die Abtei die Belehnung Rutger vom " | ||
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Die Eisenschmelzhütte wurde dann von 1744 bis 1748 von Peter Kauert, der in Oberkaltenbach das Bergwerk "15 Löwenpfähl" | Die Eisenschmelzhütte wurde dann von 1744 bis 1748 von Peter Kauert, der in Oberkaltenbach das Bergwerk "15 Löwenpfähl" | ||
- | Danach gab es keine evangelischen Pächter mehr. Die Unterkaltenbacher Hütte wurde endgültig im Jahre 1804 stillgelegt und wurde in den Jahren darauf abgebrochen. In der preussischen Uraufnahme 1828 ist auf den Katasterkarten keine Eisenhütte mehr eingezeichnet. 1817 hatte der Ort 9 Einwohner und im Jahre 1843 wurde das Gut von einer Familie mit 8 Einwohner bewohnt. | + | Danach gab es keine evangelischen |
- | ===== Oberkaltenbach | + | ==== Oberkaltenbach ==== |
- | Der Ort gehört zwar zur Kirchengemeinde Ründeroth, steht aber wegen der Bergbautätigkeit des Peter Kauert in Verbindung mit Drabenderhöhe. Die Ansiedlung wird heute als Kaltenbach bezeichnet und besteht aus mehreren Weilern. Durch Kaltenbach verlief bis 1956 eine jahrhunderte lang bestehende Grenze zwischen dem Hergzogtum Berg, Amt Steinbach – später Gemeinde Engelskirchen und der Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt – später Gemeinde Ründeroth. Dabei lagen auf gimbornischen Gebiet die Höfe Kaltenbach, Daxborn, Neuenberg, Ufer und Wege und auf bergischen Territorium die Höfe Oberkaltenbach und Dorn. Bereits im Jahre 1183/1187 findet der Ort als " | + | Der Ort gehört zwar zur Kirchengemeinde Ründeroth, steht aber wegen der Bergbautätigkeit des Peter Kauert in Verbindung mit Drabenderhöhe. Die Ansiedlung wird heute als Kaltenbach bezeichnet und besteht aus mehreren Weilern. Durch Kaltenbach verlief bis 1956 eine jahrhunderte lang bestehende Grenze zwischen dem Hergzogtum Berg, Amt Steinbach – später Gemeinde Engelskirchen und der Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt – später Gemeinde Ründeroth. Dabei lagen auf gimbornischen Gebiet die Höfe Kaltenbach, Daxborn, Neuenberg, Ufer und Wege und auf bergischen Territorium die Höfe Oberkaltenbach und Dorn. Bereits im Jahre 1183/1187 findet der Ort mit Bergbau |
In Braunswerth erbauten die beiden dann noch eine Eisenschmelzhütte. Durch diese Monopolstellung wehrte sich Johann von Neuhof, genannt Ley, Besitzer des Gutes Unterkaltenbach und der gleichnamigen Eisenschmelzhütte und begann auf der gimbornischen Seite ebenfalls ein Bergwerk auf dem Neuenberg zu errichten. Es kam zum Prozess, der fast fünfzig Jahre dauern sollte. In einem Zeugenverhör aus dem Jahre 1574 werden dazu auch Personen aus dem Drabenderhöher Raum befragt, was die Beziehungen zum Kaltenbacher Bergbau unterstreicht. Offensichtlich waren die Drabenderhöher dort ortskundig, vermutlich waren sie in den Bergwerken auch beschäftigt. Auf die Frage "ob nit das flußlein, die Callenbach genandt, Im gebirgt ein gutt stuck wegs ober dem Kallenbacher Berwerck, Im Sonnenschein genant, seinen Ursprungk nehme" antwortet " | In Braunswerth erbauten die beiden dann noch eine Eisenschmelzhütte. Durch diese Monopolstellung wehrte sich Johann von Neuhof, genannt Ley, Besitzer des Gutes Unterkaltenbach und der gleichnamigen Eisenschmelzhütte und begann auf der gimbornischen Seite ebenfalls ein Bergwerk auf dem Neuenberg zu errichten. Es kam zum Prozess, der fast fünfzig Jahre dauern sollte. In einem Zeugenverhör aus dem Jahre 1574 werden dazu auch Personen aus dem Drabenderhöher Raum befragt, was die Beziehungen zum Kaltenbacher Bergbau unterstreicht. Offensichtlich waren die Drabenderhöher dort ortskundig, vermutlich waren sie in den Bergwerken auch beschäftigt. Auf die Frage "ob nit das flußlein, die Callenbach genandt, Im gebirgt ein gutt stuck wegs ober dem Kallenbacher Berwerck, Im Sonnenschein genant, seinen Ursprungk nehme" antwortet " | ||
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Zu einem Bergbaupionier wurde Peter Kauert (geboren vor 1675), Sohn des Sebastian Kauert aus Büddelhagen. Sebastian Kauert ist als Bergvogt bekannt und stammte aus Verr. Dessen Vater Dietrich war als Landmesser tätig. Dies belegt ein Dokument aus dem Jahre 1660 als das Haus Braunswerth geteilt wurde. Die Tradition als Bergvogt begründete Peter Kauerts Urgroßvater Christian Kauert, der in einer Steuerliste aus dem Jahre 1616 genannt wurde. Nachdem Peter Kauerts Onkel Albert Kauert keine männlichen Nachfahren hatte, zog er mit seiner Frau Gertrud Schmidt, einer Tochter des Kaufmanns Peter Schmidt aus Anfang, später Drabenderhöhe um 1693 nach Verr um. Sein Schwager Christian Schmidt war später der Erbauer der Bielsteiner Burg. | Zu einem Bergbaupionier wurde Peter Kauert (geboren vor 1675), Sohn des Sebastian Kauert aus Büddelhagen. Sebastian Kauert ist als Bergvogt bekannt und stammte aus Verr. Dessen Vater Dietrich war als Landmesser tätig. Dies belegt ein Dokument aus dem Jahre 1660 als das Haus Braunswerth geteilt wurde. Die Tradition als Bergvogt begründete Peter Kauerts Urgroßvater Christian Kauert, der in einer Steuerliste aus dem Jahre 1616 genannt wurde. Nachdem Peter Kauerts Onkel Albert Kauert keine männlichen Nachfahren hatte, zog er mit seiner Frau Gertrud Schmidt, einer Tochter des Kaufmanns Peter Schmidt aus Anfang, später Drabenderhöhe um 1693 nach Verr um. Sein Schwager Christian Schmidt war später der Erbauer der Bielsteiner Burg. | ||
- | 1710 begann er in Oberkaltenbach mit der Suche nach Eisenerzvorkommen auf einem Gelände, dass 50 Jahre zuvor aufgegeben wurde, aber zunächst ohne nennenswerten Erfolg. Erst im sehr trockenen Jahre 1719 entdeckte er mit Totaleinsatz seiner Geldmittel und der Arbeitskraft seiner Söhne große Eisensteinlager. Der Überlieferung nach soll er sein letztes Rind verkauft haben, um noch austehende Schichtlöhne an die Arbeiter zu zahlen. Er erhielt die Belehnung durch den bergischen Bergvogt Burckhardt. Doch im Folgejahr stand die Grube wieder unter Wasser. 1721 errichtete er ein Pumpwerk, welches durch ein sehr hohes Wasserrad betätigt wurde. Der Flurname "Am Kauertsrad" | + | 1710 begann er in Oberkaltenbach mit der Suche nach Eisenerzvorkommen auf einem Gelände, dass 50 Jahre zuvor aufgegeben wurde, aber zunächst ohne nennenswerten Erfolg. Erst im sehr trockenen Jahre 1719 entdeckte er mit Totaleinsatz seiner Geldmittel und der Arbeitskraft seiner Söhne große Eisensteinlager. Der Überlieferung nach soll er sein letztes Rind verkauft haben, um noch austehende Schichtlöhne an die Arbeiter zu zahlen. Er erhielt die Belehnung durch den bergischen Bergvogt Burckhardt. Doch im Folgejahr stand die Grube wieder unter Wasser. 1721 errichtete er ein Pumpwerk, welches durch ein sehr hohes Wasserrad betätigt wurde. Der Flurname "Am Kauertsrad" |
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+ | Es entwickelte sich ein Konflikt, der im September 1739 gewaltätig wurde. Peter Kauert zog mit einer Schaar meist fremder Arbeiter, die sich mit Schießgewehren, | ||
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+ | Peter Kauert hatte allerdings auch Auseinandersetzungen mit den Abnehmern seiner sehr eisenhaltigen und vielfach begehrten Erze. Damit kam er vorallem zu einem Preiskonflikt mit dem Grafen von Nesselrode zu Ehreshoven, dem Besitzer der Looper Schmelzhüte und den Engelskirchener Reidemeistern. Erst 1758 konnten die Kauertschen Erben auf Anordnung eines Urteils der bergischen " | ||
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+ | Laut einer churpfälzischen Publikation aus dem Jahre 1792 arbeiteten zwischen 1742 und 1792 in Grube 15 Löwenpfähl im Schnitt 70 Arbeiter und im Erbstollen zu Oberkaltenbach 80 Bergleute. Dabei wurden pro Jahr im Schnitt 443 Hauf zu 10633 Reichsthalter bei 3100 Reichsthaler Unterhaltungskosten bzw. 252 Hauf zu 5040 Reichsthalter bei 4000 Reichsthaler Unterhaltungskosten erwirtschaftet. Nach einer preußischen Statistik aus dem Jahre 1817 arbeiteten 77 Bergleute im Bergwerk. | ||
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+ | Nach Peter Kauerts Tod setzte seine Familie den aus Eisleben stammenden Schichtmeister Johannes Friedrich Doering als Berg- und Hüttenverwalter ein. Doering wurde bereits 1742 als Schichtmeister über das Litzsche Werk vom Churfürsten beauftragt. | ||
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+ | Der Grubenbetrieb der 15 Löwenpfähl wurde 1863 eingestellt und im selben Jahr wurde die Eisenschmelzhütte auf Abbruch verkauft. Die benachbarte Grube Litz hielt sich noch zehn weitere Jahre. Im Jahre 1871 verkaufte die Familie Kauert beide Bergwerke an die Firma Friedrich Krupp in Essen. In Kaltenbach gab es noch weitere Gruben, wie die westlich der 15 Löwenpfähle gelegenen Gruben " | ||
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+ | In einem Artikel im Aggerblatt aus dem Jahr 1836 wird Peter Kauert als ein höchst einfacher Mensch mit schlichtem Äußeren beschrieben. Er wurde von seinen Mitmenschen häufig als der " | ||
- | Peter Kauert hatte allerdings auch Auseinandersetzungen mit den Abnehmern seiner sehr eisenhaltigen und vielfach begehrten Erze. Damit kam er vorallem zu einem Preiskonflikt mit dem Grafen von Nesselrode zu Ehreshoven, dem Besitzer der Looper Schmelzhüte und den Engelskirchener Reidemeistern. Erst 1758 konnten die Kauertschen Erben auf Anordnung eines Urteils der bergischen " | ||
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- | Ein Zeugnis aus der Bergbautätigkeit ist das noch heute stehende sogenannte Obersteigerhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem Mansarddach. Es soll sich dabei wohl um einen Umbau eines älteren Hauses handeln. | + | Ein Zeugnis aus der Bergbautätigkeit ist das noch heute stehende sogenannte Obersteigerhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem Mansarddach. Es soll sich dabei wohl um einen Umbau eines älteren Hauses handeln. |
+ | Peter Kauert | ||
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+ | Nach seinem Tode bewohnte | ||
Unweit des Obersteigerhauses befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem talseitig freiligendem bruchsteinvermauerten Keller. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Der Giebel hat einen gekerbten Fußbalken. Der rückseitige Eingang ist über eine dem Kaltenbach überspannende Bruchsteinbrücke erreichbar. Früher hatte das Haus eine quergeteilte Haustür mit kartuschenförmig eingefaßten Türfüllungen, | Unweit des Obersteigerhauses befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem talseitig freiligendem bruchsteinvermauerten Keller. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Der Giebel hat einen gekerbten Fußbalken. Der rückseitige Eingang ist über eine dem Kaltenbach überspannende Bruchsteinbrücke erreichbar. Früher hatte das Haus eine quergeteilte Haustür mit kartuschenförmig eingefaßten Türfüllungen, |